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Weitgehend positives Nachrichten- und Datenumfeld - Ausnahme Nato - EZB im Fokus

03.04.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3762 (07.53 Uhr), nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3754 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.93. In der Folge notiert EUR-JPY bei 143.00. EUR-CHF oszilliert bei 1.2204.

Die Nachrichten aus der Eurozone sind weiter positiv erfrischend, ob zurückgehende Arbeitslosigkeit in Spanien, sinkende Renditen bei griechischen Staatsanleihen, eine frühzeitige Rückkehr Griechenlands an den Kapitalmarkt, erfreuliche Autoabsätze aus Deutschland oder Bundesbankpräsident Weidmanns positive Konjunkturprognose für Deutschlands Wachstum im ersten Quartal 2014.

Auch China, nach Ansicht "unserer Freunde das Sorgenkind der Finanzmärkte, setzt mit einem Konjunkturprogramm mit investivem Hintergrund positive Akzente. Es gibt natürlich auch ein wenig Wasser in den positiven Daten- und Nachrichtenwein. Das Risiko für Finanzmärkte und die Realwirtschaft aus der Auseinandersetzung in der und um die Ukraine ist nach wie vor nicht gebannt. Vor diesem Hintergrund sehen wir uns genötigt, dieses Themenumfeld analytisch zu begleiten.

Martialische Töne der Nato, die an längst vergangene Zeiten erinnern, erreichen uns. Der "Westen" rüstet auf, ob militärisch in Osteuropa, ob mit der westlichen Finanzstruktur, ob im Bereich der Zusammenarbeit auf internationaler Ebene oder im Sektor der Verbalinjurien. Hier wird eine Aggression des Westens deutlich, die unter dem Vorwand der Etablierung vermeintlicher Demokratie und Freiheit, geführt wird.

Wer wirklich Demokratie und Freiheit in der Ukraine fördern will, sollte nicht Kriminelle, Rechtsradikale, Antisemiten und korrupte Oligarchen unterstützen und anstiften. Hier gilt: Der Zweck heiligt nicht ansatzweise die Mittel! Diese erstaunlich homogene Phalanx des "Westens", die hier aufgebaut wird, steht im diametralen Widerspruch zu den Verabredungen (2+ 4 Gespräche, Nato-Osterweiterung). Sowohl Herr Genscher als auch ein Vertreter der seinerzeitigen Delegation, den ich vor kurzem traf, erklärten, dass eine Nato-Osterweiterung ausgeschlossen war. Ohne diese Zusage hätte es die deutsche Vereinigung nicht gegeben.

Ist der Westen seriös? Wer macht "Appeasement"? Wer verantwortet Aggression? Die Intervention des Westens durch Finanzierung der Opposition der Ukraine durch die USA (Parallelen zu Mossadegh 1953, Iran) wird medial und politisch ausgeblendet (wahrhaftige Medien sind schon klasse).

Genau das hat mit Akzeptanz der Souveränität der Ukraine gemäß des Budapester Vertrags nichts zu tun und stellt einen Bruch dieses Vertrages durch die USA dar. Stellen wir uns einmal vor, wir würden mit 5 Mrd. USD eine Opposit ion in den USA verdeckt finanzieren, da wir dort die demokratischen Grundrechte als gefährdet ansehen, und uns dabei krimineller Subjekte der übelsten Art in den USA bedienen?

Die Rolle der rechtsradikalen Gruppen und Swoboda (gerade nach dem durch europäische Kräfte gefunden Kompromiss im Februar - was sagte noch Frau Nuland …) bei der Destabilisierung Kiews und dem Putsch erinnern massiv an die Vorgehensweise der CIA (Einsatz der kriminellsten Kräfte durch Bezahlung durch CIA zur Destabilisierung der öffentlichen Lage) bei dem Sturz der demokratischen Regierung des Iran unter Mossadegh 1953.

Das, was seitdem den Menschen des Iran widerfährt, sollte auch für Ukrainer eine Mahnung sein (siehe auch Irak, Libyen, Syrien)! Wer ist der "Bauer" in diesem geostrategischen Schachspiel? Was bedeutet diese geostrategische Entwicklung für das gesamte Kontinentaleuropa? Wird hier der nächste Hotspot des Machtspiels USA versus Russland/China etabliert?Kann das vor dem Hintergrund der tatsächlichen Fakten im kontinentaleuropäischen Interesse sein? Sind die Themen Demokratie und Freiheit für Ukrainer nicht nur billiges Feigenblatt?

Mehr noch ist die vom Westen hofierte Putschregierung nicht in leisesten Ansätzen eine angemessene Vertretung der Bevölkerung der Ukraine. Völkerrechtlich ist diese Regierung nicht verankert. Wie kann der "Westen" mit dieser dubiosen Regierung Verträge abschließen? Ist das Tempo nicht gerade Indiz der geostrategischen Ausrichtung der Politik des "Westens"und nicht der Werteorientierung (siehe Irak, Syrien etc. …)?

Wir empfehlen unseren Lesern, die die Werte des Westens noch nicht im Rahmen geostrategischer Interessen über Bord geworfen haben, nachfolgende Lektüre. Der Artikel ist von dem Professor Floyd Rudmin (Social and Community Psychology) der Universität Tromsö in Norwegen verfasst. Diese Form der Sachlichkeit und historischen Einordnung vermisse ich vollständig bei der Reaktion Kontinentaleuropas.

http://www.counterpunch.org/2014/03/28/viewing-the-ukraine-crisis-from-russias-perspective/

Verlieren wir den Frieden, verlieren wir Wohlstand und Stabilität und die USA sind weit entfernt … Cui bono?

Die EZB-Ratssitzung steht heute im Fokus. Die Vertreter der EZB betonten in den letzten Wochen Reagibilität bezüglich quantitativer Maßnahmen. Der IWF hat gestern durch Frau Lagarde den Druck auf die EZB erhöht. Sie fordert weitere geldpolitische Lockerungen.

Es geht dabei auch um die Bewertung des Euros gegenüber dem USD. An der Bewertung gegenüber dem USD hängt nicht nur der US-Wirtschaftsraum, sondern vor allen Dingen auch viele Schwellenländer mit USD-Anbindung. Deswegen ist gerade diese Parität von besonderer Bedeutung.

Das Niveau knapp unter 1.40 wird von der EZB und den Reformländern als kritisch eingestuft. Die durch interne Preisveränderungen (u.a. Lohnstückkosten) wiedergewonnene Konkurrenzfähigkeit der Reformländer soll nicht auf dem Altar der Spekulation an den Devisenmärkten verspielt werden.

Ergo nimmt die Chance quantitativer Maßnahmen zu. Bei der heutigen Sitzung des EZB-Rats liegt die Wahrscheinlichkeit bei 45%.

Die Erzeugerpreise der Eurozone sanken per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich um -0,2%. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um -1,7% nach zuvor -1,4% ein. Inflationsdruck ist derzeit kein Thema.

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Der US-MBA Hypothekenmarktindex sank in der Berichtswoche von 361,2 auf 356,7 Punkte. Das Indexniveau ist prekär. Es signalisiert, dass die Hypothekenvergabe zunehmend ins Stocken gerät. Kann die Erholung an den US-Wohnimmobilienmärkten unter diesen Umständen weitergehen?

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Laut ADP nahm die Beschäftigung in der US-Privatwirtschaft per März um 191.000 Jobs zu. Die Prognose lag bei 195.000. Positiv stach die Revision des Vormonats von 139.000 auf 178.000 neu geschaffene Stellen ins Auge. Aufholeffekte stellen sich nach dem harten Winter ein.

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Die Auftragseingänge der USA legten per Berichtsmonat Februar unerwartet stark zu. Es kam im Monatsvergleich zu einem Anstieg in Höhe von 1,6%. Die Prognose lag bei 1,2%. Die Revision des Vormonatswerts von -0,7% auf -1,0% nivellierte die positive Überraschung jedoch größtenteils. Nachfolgender Chart bildet den Auftragseingang auf USD-Basis saisonal bereinigt ab.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!



© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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