Märkte im Bann der Krise und Politik
09.04.2014 | Folker Hellmeyer
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Die Entwicklungen rund um die Ukraine bewegen uns weiter. Daraus resultierende Risikoaversion wurde gestern vor allen Dingen an den Aktienmärkten erkennbar.
Der Westen rüstet an den Grenzen der Nato sportlich auf und erwartet von Russland, sich von der Grenze der Ukraine zu entfernen. Asymmetrie ist schon ein sportliches Spiel. Hat der Westen nicht das Russland bedrohende Raketenschild immer näher an die Grenzen Russlands verschoben? Wenn es um die Frage der Aggression geht, ist man schlecht beraten, den Zeitraum der letzten sechs Wochen als Grundlage zu betrachten. Da muss man den Zeitrahmen schon ein wenig ausdehnen, ansonsten agierte man propagandistisch.
Die russischstämmigen Ost- und Südukrainer sind in der aktuellen nicht verfassungsgemäßen Regierung der Ukraine nicht repräsentiert. Die nicht verfassungskonforme Regierung ist offen feindlich gegenüber Russland (und damit großen Teilen der eigenen Bevölkerung) eingestellt, was Risiken für alle russischstämmigen Bewohner der Ukraine mit sich bringt. Vertrauen in der Ost- und Südukraine ist laut Umfragen, die auch vom Westen nicht in Frage gestellt werden, gegenüber der aktuellen Regierung in Kiew nicht gegeben.
Das interessiert unsere westlichen Demokraten anscheinend nicht in leisesten Ansätzen. Wir sind irritiert, wie eine Putschregierung ohne verfassungskonformes Mandat und ohne Vertrauen etwa der Hälfte der Ukraine diese Form der Unterstützung des Westens erfahren kann. Das gilt umso mehr, als dass demokratische Kräfte in dieser Regierung nicht oder bestenfalls in zaghafter Dosis anzutreffen sind.
Die USA erwägen, dieses Nicht-Nato-Land mit „defensiven“ Waffen zu versorgen. Die USA haben durch die verdeckte Finanzierung (5 Mrd. USD) einer mehr als zweifelhaften Opposition bezüglich demokratischer Werte massiv die Souveränität der Ukraine verletzt (Budapester Vertrag).
Frau Nuland (USA) hat sich bezüglich der Kompromisslösungen der EU eindeutig geäußert und von ihren Interessenvertretern in der Ukraine gesprochen. Spricht daraus demokratisches Selbstverständnis für die Ukraine? Wie viele „Smoking Guns“ brauchen wir in der EU noch, um zu begreifen, welche Rolle der EU in diesem geostrategischen Machtspiel der USA zugeordnet wird? Wer redet hier wirklich von Völkerrecht?
Lernen wir unter Umständen aus den Völkerrechtsverletzungen "unserer Freunde" während der letzten 14 Jahre? Werfen wir einen kritischen Blick auf die Folgen dieser Interventionen? Soll das den Menschen der Ukraine unter dem Vorwand von Freiheit und Demokratie (Zusammensetzung der aktuellen Regierung in Kiew) zugemutet werden?
Laut der EU-Kommission soll es in der kommenden Woche zu einem Außenministertreffen zwischen der Ukraine, Russland, USA und er EU kommen, um eine Entschärfung der aktuellen Lage zu forcieren. Wir wünschen uns diese Entschärfung von Herzen. Was wir an den Grenzen Europas nicht brauchen, ist ein Bürgerkrieg, der Ausdruck einer Auseinandersetzung geostrategischer US-Interessen (Nuland!) ist. Das bezahlten dann nur die Menschen der Ukraine und die gesamte Eurozone würde in Mitleidenschaft gezogen.
So viel zu den Aspekten, die den Finanzmarkt verunsichern und zaghaft die Dynamik der Weltwirtschaft untergraben.
Währenddessen bewegen sich Italien und Frankreich weiter auf dem Reformweg.
Der IWF hat seine Wachstumsprognosen überarbeitet. Deutschland und die Eurozone werden geringfügig heraufgestuft. Schwellenländer werden abgestuft.
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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