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Hoffnungswerte auf Entspannung und gute Wirtschaftsdaten

15.04.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3815 (07.46 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3809 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 140.75. EUR-CHF oszilliert bei 1.2165.

Hoffnungswerte auf eine Entspannung in der Ukrainekrise wirken sich am Finanzmarkt positiv aus. Die theoretische Möglichkeit eines Referendums in der Ukraine über föderale Strukturen und erhöhte Autonomie der Regionen schafft neuen Spielraum. Ebenso ist positiv, dass man losgelöst von Erfolg oder Misserfolg den Dialog zwischen Moskau und Washington pflegt.

Gleichzeitig bleibt festzustellen, dass es keinen Grund für eine Entwarnung gibt. Der Westen beharrt auf Asymmetrie der eingesetzten Mittel und einer waghalsigen Interpretation des Völkerrechts und besteht implizit auf Dominanz gegenüber dritten Ländern.

Der „Westen“ definiert damit einen Machtanspruch auf die Ukraine den 2+4 Vertrag mit bindenden Absprachen in vollem Umfang ignorierend.

Ebenso wird der Budapester Vertrag verletzt, indem eine nicht verfassungskonforme Regierung, die offensichtlich nicht Ausdruck des gesamten Volkswillens ist und von nicht demokratischen Mitgliedern der Regierung in erheblichem Umfang geprägt ist, alimentiert. Das stellt einen Eingriff in die Souveränität der Ukraine dar.

Die Intervention des Westens (finanziell, Implementierung von US-Interessenvertretern in Übergangsregierung, Spezialkräfte vor Ort …) ist offensichtlich und belegt.

Der Besuch des CIA-Chefs Brennan ist nur ein weiterer Beweis dieses Politikansatzes. Nach unserem Kenntnisstand hat Moskau den Chef der Auslandsspionage bisher nicht nach Donezk entsandt.

Die USA haben ihre "Truppen" vor Ort … und fordern den Abzug der russischen Truppen auf russischem Staatsgebiet.

Das ist durchaus sportlich - würden sich die USA auch sagen lassen, wo sie auf ihrem Staatsgebiet bei einem offensichtlichen Angriff auf ihre eigenen Interessensphären mit absolut unlauteren Mitteln und unter Bruch von Verträgen und Absprachen an ihrer Grenze ihre Truppen zu stationieren hätten?

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass das westliche Interesse an einer Deeskalation nur dann gegeben ist, wenn der "russische Hund" sich mit dem Schwanz wedelnd auf den Rücken wirft.

Ergo bewegen sich die Hoffnungswerte auf Deeskalation auf dünnem Eis.

Die Wirtschaftsdaten, die gestern veröffentlicht wurden, waren durchgehend positiv! Sie sind aber ein Blick in den Rückspiegel. Der weitere Verlauf der Weltwirtschaft hängt ganz elementar von der Lösung der Ukrainekrise ab.

Wer glaubt, Russland mit massiven Pönalen und Einschränkungen im Machtspiel der USA treffen zu können, straft sich unter Umständen damit selbst schwer.
Das gilt vor allen Dingen für die einsetzende Konjunkturerholung in der Eurozone mit fiskalisch entspannenden Signalen.

Sind die Erfahrungen des "Finanzkriegs" gegen die Eurozone schon so verblasst? Werden aus US-Geostrategie nicht unter Umständen zwei Herausforderungen bezüglich des eigenen Machtanspruchs bei einer Eskalation der Ukrainekrise bedient?

Vielleicht haben unsere Leser Antworten auf diesen Fragenkomplex?

Kommen wir zu den Fakten:

Die Industrieproduktion der Eurozone legte per Berichtsmonat Februar im Monatsvergleich um 0,2% zu. Die Prognose lag bei 0,2%. Der Vormonatswert wurde von -0,2% auf 0,0% revidiert. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 1,7% nach zuvor 1,6%.

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Die US-Einzelhandelsumsätze nahmen per März im Monatsvergleich um 1,1% zu. Die Prognose lag bei 0,8%. Der Vormonatswert wurde von 0,3% auf 0,7% revidiert.

Im Jahresvergleich kam es per März zu einem Anstieg um 3,8% (nicht inflationsbereinigt). Die Effekte des harten Winters lassen nach. Aufholeffekte bestimmen unter anderem den aktuellen Verlauf.

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Die Lagerbestände verzeichneten per Februar im Monatsvergleich einen Anstieg um 0,4%. Der Absatz nahm im Monatsvergleich um 0,8% zu. Das Verhältnis zwischen Lagerbestand und Absatz verharrte bei 1,31 Monatsumsätzen.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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