Bill Murphy (GATA) über Geldmanipulation und die Zukunft des Goldes (Teil 1/2)
18.04.2014
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Daily Bell: Aktuell werden Klagen bezüglich des Goldfixings eingereicht. Sollten die sich nicht eher gegen JP Morgan richten? Bill Murphy: Die Frage der Gerichtsprozesse ist so kompliziert. JP Morgan ist die Bank der Federal Reserve und gegen sie wird schon in vielleicht acht anderen Fällen im Zusammenhang mit Marktmanipulation ermittelt. Die Bank wurde kürzlich erst zu einer Strafe von 20 Mrd. $ wegen Rechtsverletzungen verurteilt, aber dieser Riesenapparat zieht weiter durch. Andere Leute werden um diesen Betrag abgezockt und im gleichen Schritt noch weitere 100 Mrd. $ dazuverdient. Ganz ohne zu Zucken. Ganz gewöhnliches Geschäftsgebaren.
JP Morgan bezüglich Gold und Silber zu verklagen, ist so, als verklage man die US-Bundesregierung. Warum sich hier abmühen? Die stecken unter einer Decke. Sie sind unzertrennlich.
Daily Bell: Welche Manipulationsformen sind aktuell am gebräuchlichsten?
Bill Murphy: Das Goldkartell benutzt den Silbermarkt, um den Alliierten ein stilles Signal zu senden, was man für den Goldmarkt im Schilde führt. Oft ist die Reaktion unmittelbar. Manchmal wird aber auch ein größerer Trade vorbereitet. Als Gold in den letzten Wochen Flügel bekam, gelang es Silber hingegen nicht, die Marke von 22 $ zu durchbrechen - ganz gleich, was Gold auch machte. Die Kursentwicklungen am Silbermarkt waren, verglichen mit dem Goldmarkt, waren auffallend schlimm. Dann brach Gold am Montag ein. Die Entwicklung der Silberkurse blieb dann die ganze Woche über schrecklich - ganz gleich, was andere Märkte auch machten. Das Goldkartell kommuniziert auf diesem Wege mit den Verbündeten, ohne dass dabei potentiell belastende Telefonanrufe oder Emails notwendig wären.
- Hochstimmung im Goldsektor wird im Keim erstickt.
- Nach gewinnreichen Handelstagen wird ein erfolgreicher Folgetag fast nie zugelassen; falls es aber doch passiert, dann ist ein Angriff in den darauf folgenden Tagen oder nächsten Woche vorprogrammiert.
- die schon erwähnten PLAN-A-B-C-Operationen
- die überzeugendsten Informationen kommen aber vom GATA-Berater James McShirley, der bald einen stichhaltigen, belastenden Kommentar über die Marktmanipulation veröffentlichen wird. Hier nur ein kleiner Teil dessen, was er zum Goldkartell und deren immer wieder und wieder eingesetzten Kurstopp-Praktiken zu sagen hat:
“Ich behaupte seit mehr als 10 Jahren, dass die 1%-Regel des Kartells nicht nur die augenscheinlichste, sondern auch die am einfachsten belegbare Art der Manipulation ist. Meiner Ansicht nach ist sie die Uraltform aller manipulativen Muster. Das hinterlistige Wesen der Manipulation geht aber weit über die Kursbremsen im täglichen Handel hinaus. Betrachtet man zusätzlich zu allen Handelstagen, an denen Gold bei 1% auf COMEX-Tagesschussbasis gestoppt wurde, auch noch all jene Tage, an dem das höchste Kursplus (high tick) des Tages bei + 1% lagen - ungeachtet der COMEX-Schlusskurse - dann sind die Zahlen noch überwältigender.
Das war erst vor kurzem wieder der Fall: Am Abend des 16. März war Gold kurz davor, bei der 1.400 $-Marke anzuklopfen, als es abrupt bei 1.392,60 $ ausgebremst wurde, exakt bei + 1%. Und dann folgte eine schnelle Kehrtwende nach unten - um ganze 50 $. Diese 1%-Prozent-Bremse sorgte für unzählige Trading-Verluste unter den Gold-Longs und war ein schwerer Rückschlag für einen Fortschritt, der anscheinend unfehlbar durch die 1.400 $ hätte gehen sollen. Multiplizieren Sie das mit den hunderten und aberhunderten Handelstagen in den vergangenen, sagen wir, 20 Jahren - dann wird Folgendes deutlich: Die 1%-Regel ist die Vorderflanke für Kursstörungen, die sich gegen die Goldinvestoren richten. Indem man verhinderte, dass die wahren Punkte von Gold-Kursfortschritten durch den freien Markt bestimmt wurden, hat man hunderte faire Preisfindungen zerstört. Die 1%-Regel ist schlicht und einfach Kurskontrolle.
Um die Funktionsweise anhand jüngerer Entwicklungen zu verdeutlichen, habe ich den 6-Monate-Chart für den Zeitraum vom 1.Oktober letzten Jahres bis heute betrachtet. Ich habe mir alle COMEX-Schlussstände angeschaut, die bei knapp + 1% angesiedelt waren und auch die Tageshochs, die bei + 1% gestoppt wurden. Dasselbe habe ich für + 2% gemacht. Dann habe ich alle Rallys zusammengezählt, bei denen stattdessen beliebige Werte zwischen + 1% und + 2% oder zwischen + 2% und + 3% erreicht wurden. Ich kam zu folgendem Ergebnis:
- + 1%, auf Handelsschlussbasis oder bei Kursplus im Handel: 29
- + 2%, auf Handelsschlussbasis oder bei Kursplus im Handel: 9
- Rally-Tage mit beliebigen prozentualen Zuwächsen: 7
In unglaublichen 38 von 45 Fällen wurde entweder im + 1%- oder im + 2%-Bereich gestoppt, wobei der überwiegende Teil aber tatsächlich bei 1% gestoppt wurde. Ganze 84,5% aller Kursrallys mit mindestens 12 $ wurden auf die eine oder die andere Weise bei genau diesen 2 Prozentwerten gestoppt! Spiel, Satz, Sieg für die Manipulationsindizien. Wie ich schon seit Jahren auf LeMetropole dokumentiere, sind diese Kursstoppmanöver so offensichtlich, dass ich die Entwicklung unzähliger Rally-Tage vorhersagen konnte - genau bis auf die kleinste Kursbewegung […]“
Daily Bell: Wie ist es möglich, dass in China und Japan die Menschen nach Gold Schlange stehen, der Preis aber im Grunde dort bleibt, wo er ist?
Bill Murphy: Wegen des Goldkartells. Das benutzt nach wie vor alle verfügbaren und noch vorhandenen Goldmengen der Zentralbanken, um dem gewaltigen Angebot-Nachfrage-Defizit zu begegnen. Ich wette, dass ihnen die Vorräte schnell ausgehen. Dann werden sie sich wieder zurückziehen müssen, so wie es in diesem Jahr der Fall gewesen ist - bis zum Montag [16. März]. Das Goldkartell hat aber große Probleme, trotz aller Erfolge, die diese Woche erzielt wurden. Der Goldpreis wird dieses Jahr deutlich steigen. Eric Sprott und auch Jim Sinclair erwarten bis Jahresende einen Goldpreis von 2.000 $. Ich wette, dass sie Recht behalten werden. Diese beiden Herren, die beide auf unserer Konferenz in London gesprochen haben, sind aus gutem Grund Legenden. Auch John Embry von Sprott gehört dazu. Der hat richtig was auf dem Kasten.