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Ukraine weiter im Fokus - Konjunkturdaten tendenziell positiv

22.04.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3797 (07.49 Uhr), nachdem im US- Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3787 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.55. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141.50. EUR-CHF oszilliert bei 1.2209.

Wir freuten uns über das Abkommen in Genf. Papier ist jedoch geduldig.

Die aktuelle Situation in der Ukraine ist weiter als kritisch zu beschreiben. Weder die rechtsradikalen Elemente der Westukraine, noch die Oppositionskräfte in der Ost-Ukraine sind offensichtlich bereit, sich entwaffnen zu lassen. Auch sind die besetzten Gebäude und Plätze bisher nicht geräumt worden. Im Gegenteil ist es in der Ost-Ukraine zu einem Übergriff mit drei Toten gekommen, der aller Wahrscheinlichkeit nach auf das Konto rechtsradikaler Kräfte geht.

Die Forderung des Westens an Russland, sich nicht in die inneren Angelegenheiten in der Ost-Ukraine einzumischen und gleichzeitig dafür zu sorgen, dass die Oppositionskräfte in der Ostukraine entwaffnet werden, ist ambitioniert. Welche Durchsetzungsmöglichkeiten hat Russland, wenn es vor Ort keine Kräfte in ausreichender Zahl hat?

Dagegen ist die Präsenz des CIA vor Ort in Kiew ausgeprägt. Wenn der Vizepräsident der USA seinen neuen Machtbereich (Frau Nuland hat gute Arbeit geleistet …) inspiziert, sollte er doch auch in der Lage sein, dafür zu sorgen, dass die Verabredungen des Genfer Abkommens eingehalten werden. Schließlich haben die USA die Opposition doch üppig bezahlt.

Die USA und auch Deutschland (Frau von der Leyen) drohen Russland mit weiteren Sanktionen, sofern es nicht zu einer Beruhigung in der Ost-Ukraine kommen sollte. Wer am Wochenende Fernsehen geschaut hat, hat gesehen, dass das Volk der Ost-Ukraine auf der Straße steht, weil die Putsch-Regierung in Kiew kein Mandat für und in der Ost-Ukraine hat.

Sind die Forderungen des Westens an Russland vor diesem Hintergrund überhaupt zu erfüllen?

Wirken die sich daraus abgeleiteten weiteren Sanktionsdrohungen gegen Russland deeskalierend aus?

Sind die Forderungen dann nicht nur eine Charade, um in die nächste Stufe der Eskalation einzutreten?

Wir haben darauf verwiesen, dass es um Geostrategie seitens der USA geht. Alle Indizien weisen weiterhin in diese Richtung. Die Bevölkerung der Ukraine ist in diesem Machtspiel des "Westens" das Opfer. Das tut uns sehr leid!

Fakt ist, dass uns dieses Thema weiter als Unruhepol an den Märkten begleiten wird. Sofern die Eskalation überschaubar bleibt, werden die realwirtschaftlichen Auswirkungen lediglich punktuell schmerzhaft sein. Das gilt insbesondere für Deutschland, es gilt nicht für die USA, die sich bezüglich Erdgas jetzt ins Spiel bringen wollen.

Unsere Politik hält bei der NSA in erstaunlichstem Maße still. Es handelt sich um den größten Spionagefall der deutschen Geschichte. Der Schaden an unserem intellektuellen Kapitalstock ist Richtung USA massiv. Jetzt bezahlen wir zusätzlich durch unsere präferierte ökonomische Stellung zu Russland?

Nach unserem Kenntnisstand lautet die Aufgabe der Politik, Schaden vom deutschen Volk abzuwenden.

Ist die Unterstützung der egozentrischen Geostrategie der USA außerhalb der Geografie der EU und der Nato Aufgabe deutscher Politik?

Das gilt vor allen Dingen bezüglich der bekannten Einschätzung Frau Nulands zur EU und dem Willen der US-Regierung, ein Marionettenregime in der Ukraine zu installieren (auch dazu O-Ton seitens Frau Nulands).

Werfen wir einen kurzen Blick auf die veröffentlichten Wirtschaftsdaten über das Oster-Wochenende.

Die US-Arbeitslosenerstanträge stellten sich per 12. April auf 304.000 nach 302.000. Die Prognose lag bei 320.000.

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Der Philadelphia Fed Business Index nahm per April unerwartet stark von zuvor 9,0 auf 16,6 Punkte zu (Prognose 10,0).

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Der Chicago Fed National Activity Index sank von 0,53 (revidiert von 0,14) auf 0,20 Punkte. Der wesentliche Dreimonatsdurchschnitt legte von -0,14 auf 0 zu.

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Das Verhältnis zwischen Auftragseingang und Auslieferung im US-Halbleitersektor (Frühindikatorqualität) legte per März von zuvor 1,01 auf 1,06 zu, das heißt pro 1 USD Auslieferung wurde für 1,06 USD neue Aufträge hereingenommen.

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Die US-Frühindikatoren nahmen per März im Monatsvergleich um 0,8% zu. Die Prognose lag bei +0,7%.

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Mithin lieferte die größte Volkswirtschaft der Welt über das Osterwochenende nahezu durchgehend positive Daten. Dahinter stehen fraglos Aufholeffekte aus dem harschen Winter als auch ein solider anhaltender globaler Aufschwung.

Folgen der Ukrainekrise sind für die USA nicht erkennbar.

Ist das auch in Berlin und Brüssel angekommen?

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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