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Ukraine, "die Geister, die ich rief" - Konjunkturdaten weitgehend positiv

05.05.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3872 (07.51 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3812 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101.95. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141.45. EUR-CHF oszilliert bei 1.2176.

Das Treffen zwischen Kanzlerin Merkel und US-Präsident Obama werden wir hier nicht kommentieren. Es lässt uns bezüglich NSA und damit korrespondierend mit elementarsten Interessen Deutschlands bezüglich Souveränität und Kapitalstock als auch anderen Themen irritiert zurück.

Die Situation in der Ukraine spitzt sich weiter zu. Die jetzt erkennbare Eigendynamik in Richtung eines umfassenden Bürgerkriegs wurde von uns als Risiko sehr frühzeitig thematisiert.

Was sich in Odessa abspielte, ist Ausdruck eines innerlich geteilten Landes. Die prorussische Hälfte ist in der von der CIA und dem FBI gemanagten und eindeutig antirussisch orientierten Putsch-Regierung (keine Konformität mit der Verfassung trotz parlamentarischer Abstimmung) nicht vertreten. Dieses Manko, das Ausdruck der geostrategischen Ausrichtung der US-Politik ist und von der EU mitgetragen wird, ist kurzfristig nicht heilbar.

Viel hängt von Russland ab. Russland hat sich bisher der vom "Westen" bemühten Eskalationsspirale verweigert (Sanktionen). Russland hat maßgeblich die Freilassung der westlichen Militärberater forciert.

Übrigens sieht das Wiener Dokument nur Besuche von Militärberatern der Anrainerstaaten der Ukraine vor (neben der Frage, wie diese Regierung bezüglich Qualität und Umständen von der EU umgehend anerkannt werden konnte?). Das sind Deutschland, Schweden oder Kanada auf keinen Fall. Dieses Manko wird in der Debatte nur wenig beleuchtet. Es war auch keine offizielle OSZE-Mission. Das Wiener Dokument fällt unter den OSZE-Schirm. Diese Brücke wird derzeit von diversen Medien "gebaut". Die Bedingungen des Wiener Dokuments sind nicht eingehalten worden.

Wir wünschen und hoffen, dass die russische Regierung ihre Kräfte in Richtung einer Befriedung der Krise einsetzt.

Wir erwarten von der westlichen Fraktion, dass sie die Interessen der Ostukraine und der Sicherheitsinteressen Russlands ernster nimmt als bisher und unter Umständen einsieht, dass die CIA und das FBI vor Ort in Kiew Ausdruck einer geostrategischen Intervention sind, die nicht in leisesten Ansätzen mit einem fairen Umgang mit der Gesamtukraine im Einklang steht.

Diese Aufgaben können nur supranationale Organisationseinheiten wahrnehmen und nicht die Geheimdienste der Nation, die durch verdeckte Finanzierung der Opposition der Ukraine erst diese katastrophale Situation schafften (u.a. Frau Nulands Aktivitäten, Forderung einer Marionettenregierung der USA etc. - Ist das Ausdruck der Regeln des Völkerrechts? … ).

Kurz und gut: "Die Geister, die ich rief ….

Fakt ist, dass uns dieses Thema weiter belasten und beschäftigen wird.

Die Ukrainekrise sorgt aktuell und auf absehbare Zeit dafür, dass die positiven realwirtschaftlichen Entwicklungen dank erhöhter Risikoaversion nicht angemessen an den Finanzmärkten diskontiert werden.

Die finale Berechnung des Einkaufsmanagerindexes der Eurozone für den produzierenden Sektor seitens des britischen Anbieters Markit setzte per April positive Akzente. Der Index legte gegenüber der Erstschätzung von 53,3 auf 53,4 Punkte zu (März 53,0). Der Blick auf die einzelnen Länder unterstreicht die Breite des Aufschwungs in der Eurozone.

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Auch vom Arbeitsmarkt der Eurozone erreichten uns positive Nachrichten. Die Quote stellte sich per März auf 11,8%. Analysten hatten die Quote bei 11,9% erwartet.

Die Revisionen der Vormonate sind jedoch weitaus bedeutender. Werfen wir einen Blick auf die Datenreihe vor der Veröffentlichung

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und nach der Veröffentlichung des letzten Freitag:

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Arbeitsmarktdaten sind nachlaufende Indikatoren. Die jetzigen Revisionen sind vor diesem Hintergrund erfrischend.

Der US-Arbeitsmarktbericht setzte per April unerwartet positive Akzente. Die Quote sank von zuvor 6,7% auf 6,3%. Das nehmen wir "sportlich" zur Kenntnis.

Maßgeblich ist für den Rückgang der Quote ein Rückgang der Partizipation um -806.000 Arbeitnehmer verantwortlich. Die Partizipationsrate stellt sich damit auf 62,8% nach zuvor 63,2% und markierte damit Tiefststände seit Ende der 70er Jahre.

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Positiv entwickelte sich die Beschäftigung außerhalb des Agrarsektors. Hier lag der Aufbau an Arbeitsplätzen bei 288.000. Die Prognose war bei 210.000 angesiedelt. Mehr noch wurde der Vormonatswert von 192.000 auf 203.000 revidiert.

Ergo wirkt sich der Konjunkturaufschwung positiv am US-Arbeitsmarkt aus.

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Die Auftragseingänge der US-Industrie verzeichneten per März eine Zunahme um 1,1% im Monatsvergleich nach zuvor 1,5% (revidiert von 1,6%). Die Prognose lag bei 1,4%.

Obwohl die Konsensusprognose verfehlt wurde, ergibt sich ein positives Gesamtbild, das dem Anspruch von Aufholeffekten nach dem kalten Winter gerecht wird.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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