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Ukraine beschäftigt Märkte maßgeblich - Konjunkturdaten enttäuschend

12.05.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3765 (07.26 Uhr), nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3746 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101.97. In der Folge notiert EUR-JPY bei 140.35. EUR-CHF oszilliert bei 1.2205.

Die Einlassungen Mario Draghis wirken nach. Der Euro hat sich gegenüber dem USD zunächst von der Marke 1.40 entfernt. Gleichwohl bleibt Dynamik in der Anpassung der Bewertung aus. Das "verbale Spiel" mit der Zins- und Geldpolitik setzt die EZB im Juni unter Druck. Würde seitens der EZB nicht im Juni geliefert, könnte sich die aktuelle geringfügige Neubewertung des Euros vor allen Dingen gegenüber dem USD zügig umkehren.

Die Krise der Ukraine bleibt im Fokus der Finanzmärkte und zunehmend der Realwirtschaft.

Die Entwicklungen der letzten 48 Stunden bieten bezüglich der im Raum stehenden Positionen tendenziell eine Verschärfung der Lage.

Die russische Regierung hatte nicht genügend Einfluss, die Referenden in Donezk und Luhansk zu verhindern. Dieser mangelnde Einfluss Russlands, nachdem man sich russische Einflussnahme zuvor verbat, wird aktuell als Vorwurf gegenüber Russland vorgebracht, um die nächste Sanktionswelle zu begründen. Das nehmen wir zur Kenntnis.

Die Voten des Referendums waren eindeutig. Die Referenden in Donezk (89% für Autonomie) und Luhansk lieferten bei hoher Beteiligung klare Voten für Autonomie. Auch wenn die Referenden nicht der Verfassung entsprechen, liefern sie doch ein klares Signal, dass eben nicht nur einige Separatisten ein Problem mit der aktuellen Regierung haben, sondern Mehrheiten in diesen Regionen.

Damit wird ein heftiges Defizit der demokratischen Verankerung der aktuellen Übergangsregierung deutlich, die unter rationalen Gesichtspunkten eine Berücksichtigung dieser nicht unwesentlichen Teile der Gesellschaft in der Ost- und Südukraine an dem weiteren politischen Prozess in der Ukraine erforderlich macht. Dass genau das ausbleibt, ist insbesondere bezüglich der Position der EU extrem irritierend.

Internationale Anerkennung wird den Referenden nicht zuerkannt, da sie nicht der ukrainischen Verfassung entsprächen. Wir verweisen darauf, dass die ukrainische Regierung, die in einem nicht verfassungskonformen Prozess an die Macht gekommen ist, sich auf die Verfassung beruft.

Wir sind gespannt, ob es in der Ukraine auf Seiten der Regierung Aktivitäten von US-Sicherheitsfirmen gibt. Die Nachrichtenlage am Wochenende war diesbezüglich unklar. Die US-Sicherheitsfirma hat bestritten, mit Kampftruppen in der Ukraine aktiv zu sein. Am Sonntag berichtete die Bild am Sonntag, dass 400 Elitekämpfer die ukrainischen Truppen unterstützen würden. Der BND soll die Bundesregierung davon am 29. April in Kenntnis gesetzt haben.

Sofern US-Sicherheitsfirmen aktiv in dem Konflikt partizipieren, würde sich eine neue Dimension in diesem Konflikt auftun, die eine klare Eskalation darstellte und massive Fragen über den Wertekanon des "Westens" aufwürfe. Wie würde die EU darauf reagieren?
Die am Freitag veröffentlichten Daten konnten nicht überzeugen:

Die Industrieproduktion des Vereinigten Königreichs sank per Berichtsmonat März im Monatsvergleich um -0,1% (Prognose -0,3%) nach zuvor +0,7% (revidiert von +0,9%). Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 2.3% nach zuvor 2,5%.

Der Blick auf den langfristigen Chart bestätigt die Erholung und belegt, dass noch ein weiter Weg bis zum Produktionsniveau von 2006/2007 ist.

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Das Defizit in der britischen Handelsbilanz stellte sich per März auf -8,5 nach zuvor -8,7 Mrd. Pfund. Analog zu den USA handelt es sich um ein strukturelles Defizit.

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Die Industrieproduktion Italiens konnte per März nicht die Erwartungen erfüllen. Im Monatsvergleich stellte sich ein Rückgang um -0,5% nach zuvor -0,4% (revidiert von -0,5%) ein. Im Jahresvergleich sank die Produktion um -0,4% nach zuvor +0,4%.

Der Blick auf den langfristigen Chart liefert zwei Aussagen. Erkennbar ist eine Bodenbildung als auch die Erkenntnis, dass das aktuelle Niveau als strukturell schwach klassifiziert werden muss.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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