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Augen auf EZB gerichtet - Notenbank bereitet Maßnahmen vor

14.05.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3758 (07.44 Uhr), nachdem im US-Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3690 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 140.12. EUR-CHF oszilliert bei 1.2197.

Es ging auch gestern weiter wie am Montag. Angesichts der Hoffnung auf weitere lockernde EZB Maßnahmen wurden Anlagemöglichkeiten nachgefragt.

Der DAX erreichte in diesem Umfeld den bisher historisch höchsten Schlusskurs - in Schlagdistanz zu seinem Allzeithoch. Auch Anleihen bleiben gesucht, 10-jährige Bundesanleihen rentieren inzwischen nur noch mit 1,41 Prozent und liegen damit ebenfalls nahe der 1,37 Prozent, die sie während der Eurokrise erreichten. Der Beweggrund "Anlagenotstand" zeigt sich hier besonders. Auch die Titel aus der so genannten Peripherie (u.a. Italien, Spanien, Portugal) laufen ausgesprochen gut.

Warum positionieren sich die Investoren so massiv? Die EZB spricht direkt über Maßnahmen. Chefvolkswirt Praet tätigte einige Aussagen, die aufhorchen lassen. "Wir bereiten eine Reihe von Dingen vor" damit bestätigte er die Ankündigung von Draghi in der letzten Pressekonferenz. Er sieht "negative Einlagezinsen als einen möglichen Teil einer Kombination von Maßnahmen" Eine Zinssenkung alleine erscheint unwahrscheinlich. Die Kombination von Maßnahmen könnten Zinssenkungen sein, wobei der Einlagesatz für Banken bei der EZB von derzeit 0,00 Prozent erstmals in den negativen Bereich abgesenkt werden könnten.

Der Leitzinssatz von zurzeit 0,25 Prozent bietet noch ein wenig Spielraum. In der Vergangenheit haben alleinige Zinssenkungen jedoch häufig den gewünschten Effekt nicht herbeigeführt. Daher kommen neben diesen üblichen Maßnahmen weitere unorthodoxe Methoden in Frage. Hierbei würde die EZB Wertpapiere (z.B. Staatstiel, kreditbesicherte Kreditpapiere von Banken) aufkaufen.

Das Ziel ist klar. Die EZB fürchtet momentan nichts mehr als eine Deflationsspirale. Ein Kauf von Staatstiteln wurde erst einmal abgelehnt. "Ich denke, dazu würde es erst kommen, wenn sich die Konjunktur und die Inflation in der Eurozone deutlich schlechter entwickeln als von uns erwartet", so Praet.

Wie schon in den vergangenen Monaten zeigte sich in den letzten Tagen, dass die EZB Wechselkurse ebenfalls im Blick hat und einen starken Euro als Gefahr für die wirtschaftliche Entwicklung in Europa sieht. Die Marktbewegungen oberhalb von 1,3900-Wechselkursen in EUR/USD zeigten häufig, dass hier politisch das Ende der Fahnenstange erreicht ist. "Im Kontext der sehr niedrigen Inflationsrate im Euro-Raum ist eine Aufwertung auch für die Euro-Zone ein Problem, weil ein stärkerer Euro die Einfuhren verbilligen und die Inflationsrate noch weiter nach unten drücken würde."

Die EZB wird sich die nächsten Inflationszahlen genau ansehen. Die Teuerungsraten aus Deutschland und Frankreich zeigten keine Abweichungen von den Erwartungen. Negative Abweichungen in den Inflationszahlen machen weitere Schritte der Notenbank am 5 Juni wahrscheinlich(er). Sollten die Inflationsprojektionen Entspannungstendenzen aufweisen, ist es aber auch denkbar, dass die EZB stillhält und weiter beobachtet. Die anziehende Konjunktur in Europa könnte mit der einen oder anderen positiven Überraschung aufwarten.

Daten von Gestern:

Die US-Einzelhändler konnten sich im April nur über ein kleines Plus von 0,1 Prozent freuen. Da aber der Vormonat von 1,2 auf 1,5 Prozent revidiert wurde, wurde die Erwartung von 0,5 Prozent für den Aprilwert in Summe nicht so stark verfehlt wie die Zahlen zuerst vermuten lassen. Die Berechnung ohne Autos fällt mit 0,0 Prozent enttäuschend aus, schließlich hatte man nach dem klirrend kalten Winter mit Aufholeffekten gerechnet.

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Den fünften Monat in Folge fielen die ZEW Konjunkturerwartungen negativ aus. Obwohl man mit einem erneut schwächeren Wert gerechnet hatte, konnte der neue Wert von 33,1 nach 43,2 im April den Markt enttäuschen. Nach Bekanntgabe der Daten fiel der EUR/USD Wechselkurs von 1,3764 auf 1,3739 und damit auf ein Fünf-Wochen-Tief.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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