In Millisekunden stinkreich werden
23.05.2014 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
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- a) Wetterbedingte Konjunkturerholung in Amerika
- b) Nachlassende internationale Spannungen, insbesondere in der Ukraine
- c) Nachfragerückgänge für Edelmetalle in China wegen nachlassender Kreditsorgen
- d) Einsicht breiter Bevölkerungskreise, in die Tatsache, dass Gold und Silber zinslos und letztlich nutzlose Investitionen darstellen. Daher trennen sich viele Menschen, dem guten Rat Goldmans folgend, tief enttäuscht von ihren Edelmetallen.
Doch was sollte nachdenklich stimmen? Das Folgende: In einer Zentelsekunde hat sich also die US-Konjuktur wetterbedingt erholt, das Ukraine-Problem löste sich in Wohlgefallen auf, in China liessen die Goldkäufe schlagartig nach, und die Bevölkerung trennte sich blitzartig von ihren Edelmetallschätzen. Interessante und absolut überzeugende Argumente - man kann von den Hohepriestern der Finanzreligion nur immer dazu lernen!
Die Zusammenhänge zwischen Wetterbedingungen in Amerika und dem Goldpreis stellten sich als völlig neuer Aspekt für Analysten und Experten dar. Vor allem, wenn es um eine volle Zehntelsekunde geht. Es muss sich hier wohl um von der Zentralbank zwecks Goldpreisdrückung neu geschaffenes "Schnellwetter" (mit Hilfe von hochlöslichem "Weatherquick"-Pulver, ähnlich wie "Nesquick") handeln.
Irgendeine der bekannten Aktienbörse braucht normalerweise einen ganzen Handelstag, um eine Veränderung des Index von 1% oder mitunter auch 2% zu erreichen. Mit HFT dauerte dieser Vorgang nur 75 Millisekunden, genauer: lediglich 75 Tausendstel von einer vollen Sekunde. Alles etwas zu rasch für Laien mit ihren Steinzeit-Geräten, ausgerüstet mit elektronischen Faustkeilen.
Die Banker nutzen HFT zum Zwecke der Preisbeeinflussung, indem sie hunderte oder gar tausende von "Schein-Orders" eingeben. Diese Kauf- oder ganz besonders derlei Verkauforders hat es in der realen Welt nie gegeben. Sie sind eine reine Erfindung der Banker und werden kaum jemals ausgeführt. Ihre Anwesenheit aber drückt die Preise, denn solche Massen aufgegebener Verkaufs-Orders, denen keine oder fast keine Kaufaufträge gegenüber stehen, müssen ja zwangsläufig zu sinkenden Preisen führen. Wenn Tausende verkaufen wollen, wird der Preis oder Kurs ganz sicherlich nicht steigen.
Es gibt eben nur überreichlich Angebote (zum Verkauf), aber keine Nachfrage (zum Kauf). Das Ganze läuft innerhalb von wenigen Tausendstel-Sekunden ab, jeder menschlichen Wahrnehmung und damit Aufmerksamkeit wie auch Kritik entzogen. Sobald der HFT-Super-Computer "weiss", dass jemand anderes (oder viele andere) beim Preis von X verkaufen will (wollen), zieht er seine Order ("exploratory bid"), die zunächst also nur der Erforschung der Verkaufsbereitschaft anderer dient, in einer Millisekunde zurück. Dieses Manöver wird vielmals wiederholt und in seinem Verlauf werden all die im Nahbereich liegenden Stop-Loss-Orders anderer Marktteilnehmer ausgelöst.
Es setzt also eine Verkaufswelle der durch die Scheinangebote "Erschreckten" meist lawinenartig ein, die den Preis per Computer-Stopp-Loss drücken und weitere, ein wenige tiefer liegende Stop-Loss-Orders stufenweise und nachrangig auslösen. Durch den so losgetretenen Kursabtrieb werden dann weitere untere Kurshaltepunkte anderer Terminmarkt-Kunden lawinenartig ausgeklinkt, was wiederum die Kurse - in unserem Fall die Gold- und Silberpreise - weiter in die Tiefe presst. Hierdurch entsteht ein gestufter Kursabsturz, der sich graphisch wie ein "punktierter Wasserfall" darstellt.
Auf dem Tiefpunkt, wenn niemand der "Geschockten" mehr verkaufen will, decken sich die Nutzer dieses betrügerischen Algorithmus natürlich billig per Kauforder ein, nur um Bruchteile von Sekunden später, in den sich erholenden Markt hinein, wieder mit Gewinn abzustossen. Selbst wenn sie keinerlei Kauf oder Verkauf ausüben und ihre Schein-Order völlig "tatenlos" heimlich zurücknehmen, ein Ziel haben sie auf jeden Fall erreicht: Die Drückung der Edelmetallpreise - und im Falle des Aktienmarktes - die Leistung eines Beitrages zur Hebung des Kursniveaus, falls so gewünscht.
Die hierdurch erzielten Gewinne der Manipulatoren mögen in den meisten Fällen prozentual gering sein, aber die Einsätze stammen ihrer Höhe nach nicht aus Omas Haushaltskasse. 1% von einer Milliarde $ oder € sind immerhin 10 Millionen $ oder €. Wiederholt Goldman Sachs dieses Spielchen 10 Mal in jeweils wenigen Millisekunden, hat sich bereits ein ganzes Milliärdchen zusammengeläppert.
Diese unglaublich schnellen Vorgänge funktionieren umgekehrt natürlich genau so. Möchte der HF-Trader einen Aktien- oder Silberkurs in die Höhe treiben, gelingt es ihm auf die gleiche Weise, nur eben mit umgekehrtem Vorzeichen, völlig problemlos. Nur läuft diesmal die punktierte Wasserfall-Kurve - diesmal unter Aufhebung der Schwerkraft - parabolisch nach oben und der HF-Trader stösst auf dem Höhepunkt ab, um sich etwas später auf tieferem Kurs-Niveau wieder billiger einzudecken.
Um einen Vergleich aus der Welt der Poker-Spieler zu benutzen: Wenn Sie im Handel gegen die HTF-Banker antreten, ist es genau so, wie wenn Sie ihrem Gegner im Pokern Ihre Karten immer vollständig offen und breit auf den Tisch legen, er aber sein Blatt stets bedeckt an die Brust presst. Einer Person würde die Aufsicht derartige betrügerische Manipulationen nicht durchgehen lassen, doch einer Maschine, also einem Super-Computer schon. Die Betreiber und deren manipulative Absichten und betrügerische Motive, also der Banker als Mitglieder eines der mächtigsten Kartelle der Welt, bleiben vollkommen unbehelligt. Ausserdem blockieren sie die Zugangs- und Zugriffsgeschwindigkeit anderer Trader, die mit der üblichen Normalgeschwindigkeit handeln. Die Langsamen sind die Letzten, und diese Letzten beissen die (Kurs-)Hunde.