In Millisekunden stinkreich werden
23.05.2014 | Prof. Dr. Hans J. Bocker
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Dieses Schicksal des Totalverlustes wird natürlich auch alle Manipulatoren und HF-Trader ereilen, es sei denn, sie hätten sich rechtzeitig vorher mit Edelmetallen eingedeckt, was viele von ihnen in aller Heimlichkeit bereits getan haben und noch weiter tun. Das Bibelwort: "Denn sie wissen nicht, was sie tun" gilt hier in umgekehrter Form: "Denn sie wissen sehr wohl, was sie tun". Ihnen ist auf jeden Fall klar, dass der Zusammenbruch des reinen Papiergeldsystems, wie wir es derzeit haben, unvermeidlich ist. Nur Zeitpunkt und genaue Variante sind noch offen. Wie lange dieses System noch hält, wissen nur die mit der Gabe der Prophetie Gesegneten.
Für Normalmenschen aber genügt die Erkenntnis, dass alle, im Grunde betrügerischen Systeme ihrer Natur nach endlich sind. Sie waren es immer und werden es auch immer sein. Sobald sich die Papiergoldpreise von den Metallgoldkursen in drastischer Weise anfangen zu trennen, sollten Anleger diese allerletzten Kaufchancen wahrnehmen.
Besser jedoch wäre es, schon vorher weitsichtig zu handeln.
Ob diese Preistrennung schon jetzt besteht? Ja, sicher! Man werfe nur einen Blick in den Kursteil der Tageszeitungen oder auf die Preisspalten der entsprechenden Internetseiten, wie beispielsweise goldseiten.de oder hartgeld.com bzw. kitco.com, und Preisklüfte zwischen 5 und 15%, je nach Anbieter, Art des Metalls und der Form (Münzen, Barren, Plättchen usw.) und der erworbenen Mengen (Rabatte) tun sich dem staunenden Auge auf. Und wir haben zumindest in den EU-Kernländern, noch gar keine wirklich fühlbare Krise und nur eine zwar solide, aber noch immer relativ mässige Nachfrage nach Edelmetallen. Im Falle einer Massenpanik sind die Konsequenzen und Folgen überhaupt nicht absehbar.
Wer unbedingt Aktien kaufen und diesen recht gut getarnten betrügerischen HFT-Machenschaften entgehen will, muss einfach so handeln wie die Durchschnittsinvestoren bzw. Aktionäre der 60er Jahre. Damals belief sich die durchschnittliche Haltezeit von Aktien auf fast sieben Jahre. Erst nach dieser langen Zeit wurden die Papiere abgestossen, das genaue Gegenteil des heutigen HF-Handels.
Diese Strategie des langen Haltens setzt allerdings eine extrem sorgfältige Auswahl der Aktien voraus, die nur wenig konjunkturempfindlich und kaum krisensensitiv sind.
Hier wären beispielsweise stocksolide Dividendenpapiere aus den Bereichen Nahrung, Tabak, Rüstung, Wasser, Kunstdünger, Chemie, Energie, Öl sowie neuerdings Uran zu nennen. Dort ist es kaum je oder überhaupt nicht nötig, einen Stopp-Loss zu setzen. Man steigt ein, lässt sich viel Zeit und sich seine Dividende über Jahre hinweg überweisen, ignoriert gelegentliche kleine Kursrücksetzer, und wird somit vom HF-Trading nicht tangiert.
Was allerdings heftig tangiert werden kann, ist der Devisenhandel.
Den HFT-Manipulationen von Währungen im Sinne der Grossbanken eröffnen sich hier neue und ungeahnte Möglichkeiten.
Selbst wenn die entsprechend erzielten Kursdifferenzen nur ein Zehntel Prozent zugunsten der Bank ausmachten, bleibt zu beachten, dass hier tägliche Umsätze in der Grössenordnung von einer Billion $ eher die Regel, denn die Ausnahme sind.
Ein Zehntel eines Prozentes von einer Billion wären ein Zehntel von 1000 Mrd. $, oder eine volle Mrd. $ bzw. 1000 Millionen $. Diese in einigen Millisekunden zu verdienen, ist selbst für eine US-Grossbank ein nicht zu verachtendes Häppchen zum Nachtisch im Devisen-Tageshandel. HFT machts möglich!
Die neuen Songs der sich auf ewig unbesiegbar wähnenden HFT-Trader und ihrer giergeblendeten, schlauen Comparsen im weltumspannenden Manipulationskartell sind von zweierlei Art, denn jeder Handelstag hat schliesslich Ende und Anfang:
- a) allabendlich nach Handelsschluss, im Chor jubelnd gesungen
- b) allmorgendlich vor Eröffnung des Handels individuell dezent zu summen
- a) "Die Gold- und Aktien-Manipulatoren, sie leben hoch, hoch, dreimal hoch!"
- b) HFT löscht unsern Dollar-Durst! Das Sparerpack, das ist uns Wurst! Millisekunden sind unsere Welt, wir nehmen Milliarden, wie´s uns gefällt. Computer zocken recht ordentlich, doch wir sind nicht verantwortlich!
Lebte der grosse Poet Hermann Hesse noch, hätte er sein berühmtes Gedicht "September" in Hinblick auf das nicht mehr allzuferne Ende der Wall Street, wie wir sie kennen - im Allgemeinen, und des HFT - im Besonderen, weit vorausschauend wahrscheinlich leicht modifiziert:
Die Wall Streeter trauern,
kühl sinkt in die Banken der Regen.
HFT-Händler schauern
still ihrem Ende entgegen.
Stinkend tropft Deal um Deal
nieder vom hohen Schwindelbaum.
Trader lächeln erstaunt, doch kühl
in den sterbenden Dollartraum.
Lang noch bei Derivativen
bleiben sie stehn, sehnen sich nach Ruh´.
Langsam tun sie die schiefen,
betrugsgewöhnten Augen zu.
kühl sinkt in die Banken der Regen.
HFT-Händler schauern
still ihrem Ende entgegen.
Stinkend tropft Deal um Deal
nieder vom hohen Schwindelbaum.
Trader lächeln erstaunt, doch kühl
in den sterbenden Dollartraum.
Lang noch bei Derivativen
bleiben sie stehn, sehnen sich nach Ruh´.
Langsam tun sie die schiefen,
betrugsgewöhnten Augen zu.
© Prof. Hans-Jürgen Bocker
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