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Konjunkturdaten und Wirtschaftsnachrichten positiv, aber… (bitte bis zum Ende lesen!)

12.06.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3542 (07.49 Uhr), nachdem im europäischen Handel Tiefstkurse der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3523 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.08. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.25. EUR-CHF oszilliert bei 1.2182.

Die Konjunkturfront liefert weiter ein positives Umfeld. Es gilt aber nicht nur für Daten. Es sind die Nachrichten, die gleichfalls ermutigen.

Portugal war gestern wieder sehr erfolgreich am Kapitalmarkt. Die Staatsanleihen mit einer Laufzeit von 10 Jahren, die abgesetzt wurden, wiesen eine Rendite von lediglich 3,25% aus. Die Finanzierungsprobleme der Refoirmländer sind zunächst einmal Geschichte.

Bezüglich Geschichte bietet sich der Blick auf Aristoteles an. Dieser Philosoph und Ökonom sagte circa 400 Jahre vor Christus, dass Strukturreformen zu veränderten Konjunkturverläufen führen und sich dann auf die Haushaltslage auswirken.

Das haben wir am Beispiel Deutschland erfahren, das sehen wir jetzt in den Reformländern. Wir fragen uns, ob ökonometrische Modelle diesen gesunden Menschenverstand eines griechischen Philosophen ersetzen können? - "Food for a lot of thought!"

Die britische Arbeitslosigkeit markiert den tiefsten Stand seit fünf Jahren.

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Die Frühindikatoren der OECD verharren den sechsten Monat in Folge auf dem hohen Niveau von 100,6 Punkten mit einem leicht positiven Bias trotz des US-Winterdebakels und der Ukrainekrise, erkennbar am Chart.

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Die Gesundungstendenzen sind im spanischen öffentlichen Haushalt deutlich erkennbar. Per April stellte sich ein Defizit in Höhe von -4,3 Mrd. Euro nach zuvor +2,4 Mrd. Euro ein. Im Vorjahr lag der Fehlbetrag noch bei -7,9 Mrd.Euro.

Während der ersten vier Monat lag das Defizit 2014 bei -14,2 Mrd Euro gegenüber -24,9 Mrd. Euro per 2013.

Der Chart belegt die Tendenzwende und damit die Ernte der Strukturreformen (ganz im Gegenteil zu den USA …):

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Das US-Federal Budget lieferte uns per Berichtsmonat Mai einen eindrucksvollen Beleg der Verweigerung der US-Regierung bezüglich struktureller Reformen.

Das Defizit stellte sich auf -130 Mrd. USD. Im Vorjahr lag das Defizit bei -138,7 Mrd. USD. Der Rückgang im Jahresvergleich ist konjunkturell bedingt und hat nicht ansatzweise mit einer strukturellen Gesundung zu tun.

Die Unterschiede zu den Ex-Problemländern der Eurozone könnten nicht ausgeprägter sein. Diese Tatsachen werden leider weder von der ökonomischen Elite Europas noch von den Finanzmedien in einem angemessenen Rahmen beleuchtet. Wir sind darüber unverändert irritiert und machen unseren Job professionell …

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In der Überschrift wählten wir ein "aber".

Die Situation im Irak spitzt sich zu. Die Demokratie und Freiheit, die die USA mit der Koalition der Willigen dort losgelöst von dem kulturellen Hintergrund eingepflanzt haben, um sich ökonomisch an den Ölvorkommen durch höchst lesenswerte Verträge zu bedienen, ist vollständig gescheitert. Chaos prägt das Bild. Wer trägt die Verantwortung für dieses Chaos?

Der andere Hotspot wird von der Ukraine geliefert.

Ministerpräsident Jazenjuk lehnte das jüngste Angebot Russlands im Gasstreit ab. Russland kam der Ukraine entgegen und hat lediglich 385 USD (bisher 485 USD) pro 1000 Kubikmeter gefordert. Jazenjuk beharrt auf den Topkonditionen bei 268,50 USD, die Russland der Regierung Janukowitsch eingeräumt hatte. Zum Vergleich zahlen europäische Länder höhere Preise als Russland aktuell von der Ukraine fordert.

Herr Jazenjuk und seine "Freunde", die offen feindliche Haltungen gegenüber Russland einnehmen, erwarten eine extrem präferierte Haltung durch Russland? Ist nicht das jetzige Angebot schon Ausdruck einer nahezu unglaublichen Großzügigkeit seitens Russlands? Wer trägt für diese katastrophale Situation in der Ukraine eigentlich die Verantwortung?

In dem Sektor "aber" haben wir zwei Fragen gestellt, die auf klare Antworten warten.

Sofern diese Antworten gegeben werden, stellt sich die Frage, wie man mit den Verantwortlichen für Chaos und Katastrophen zukünftig umzugehen gedenkt, wenn Begriffe wie freiheitliche Werte, nationale Selbstbestimmung, Demokratie, kultureller Respekt nicht zu billigen Worthülsen oder gar Propaganda verkommen sollten.

Vor diesem Hintergrund gilt es darauf zu achten, dass Freihandelsabkommen auch für den Dienstleistungssektor nicht mit einer Implemetierung fremden Rechts in Europa einhergehen. Hier drohte das Risiko einer Unterordnung und damit der Aufgabe der Selbstbestimmung.

Das nordamerikanische Freihandelsabkommen liefert hier sehr guten Anschauungsunterricht. Klageandrohungen seitens der USA haben Gesetzgebungsverfahren in Kanada unterbunden.

Sebstbestimmung ist kein verhandelbares Gut für eine handvoll Dollars!

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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