Klartext zu Status Deutschland - PMI-Erstschätzungen für Eurozone enttäuschen
24.06.2014 | Folker Hellmeyer
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Deutschland wird derzeit nicht nur von Herrn Nowotny (EZB-Rat) als Zugpferd der kontinentaleuropäischen Konjunktur definiert. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt sachlich nicht anfechtbar.
Das muss jedoch nicht so bleiben. Potentielle Schwachpunkte einer Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte sind klar erkennbar.
Die Umkehr der Reformpolitik in Deutschland (Rente, Mindestlohn), ganz im Gegensatz zu den Reformländern der Eurozone, liefert eine Steilvorlage eines Stabwechsels hinsichtlich des Status der Konjunkturlokomotive in Richtung 2016 zu Gunsten der Reformländer.
Das weitaus größere Risiko für die Zukunft des Standorts Deutschland liegt jedoch im Sektor der Energiepolitik. Im internationalen Vergleich sind wir in Deutschland mit einer Investitionsschwäche konfrontiert. Fakt ist, dass vor allen Dingen die Großunternehmen unterproportional investieren.
Die Erhaltung des Kapitalstocks der deutschen Wirtschaft wird maßgeblich durch den Mittelstand gewährleistet. Die Investitionen decken die Abschreibungen bislang. Über die Gefährdung des Mittelstands durch mögliche Freihandelsabkommen (Waren und Dienstleistungen) mit den USA nehmen wir zu einem späteren Zeitpunkt Stellung.
Deutschland hat einen der energieintensivsten Industriestandorte der Welt (Metall, Chemie). Deutschland leistet sich dank der horizontalen und vertikalen Topstruktur der Unternehmen (Effizienz durch Cluster) den Status eines Hochlohnlands. Mehr noch ergibt sich dank der grundsätzlich richtigen Ausrichtung auf erneuerbare Energien der Status eines hochpreisigen Energiestandorts.
Vor diesem Hintergrund gilt es, die Unternehmen, die die Grundlage der Beschäftigung liefern und ebenso die Grundlage unseres Sozialstaats sind, so zu stellen, dass dieses Konstrukt unserer Gesellschaft und unserer Zukunftsfähigkeit nicht geschwächt wird. Die Gesellschaft wollte und will einen Richtungswechsel in der Energiepolitik. Es gilt, die Lasten so zu verteilen, dass das Epizentrum unserer Ökonomie nicht geschwächt wird. Leistungskühen sollte man keine schlechten Weiden geben, ansonsten ist die Potenz für negative Überraschungen extrem hoch.
Die aktuellen Umstände stellen ein nachhaltiges Risiko für fortgesetzte Investitionstätigkeit in Deutschland dar.
Sofern die Abschreibungen auf den Kapitalstock nicht durch Neuinvestitionen ausgeglichen werden, wird das international einmalige vertikale und horizontale engmaschige Strukturcluster der deutschen Wirtschaft erodiert, das die Grundlage des Status des Hochlohnlands darstellt. Wenn es einmal zerfallen ist, ist eine Wiederherstellung in einer dynamischen globalen Welt kaum vorstellbar.
Die Willfährigkeit der Politik, diese Zusammenhänge nicht sachlich gerecht einzuordnen, irritiert. Wissen wir eigentlich, womit wir spielen? Sorgen sind berechtigt.
Die von Markit ermittelten Erstschätzungen der Einkaufsmanagerindices der Eurozone enttäuschten hinsichtlich der Erwartungshaltung. Gleichwohl signalisieren sie eine weitere solide Expansion der Wirtschaft der Eurozone.
Der Index für den produzierenden Sektor sank im Monatsvergleich von zuvor 52,2 auf 51,9 Punkte. Der Dienstleistungsindex ging von zuvor 53,2 auf 52,8 Zähler zurück. Der Composite Index verlor von 53,5 auf 52,8 Punkte.
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Der Chicago Fed National Activity Index (Sammelindex aus 85 Indikatoren) setzte positive Akzente. Per Berichtsmonat Mai kam es zu einem Anstieg von zuvor -0,15 (revidiert von -0,32) auf +0,21 Punkte.
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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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