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Edelmetallprognose: 2. Halbjahr 2014

01.07.2014  |  Sonia Hellwig
EUR/USD

Makroökonomisch ist das erwartete Szenario eingetreten: Die USA ist nach einem schrumpfenden BIP in Q1 auf den Wachstumspfad zurückgekehrt, die Arbeitslosigkeit hat sich weiter verringert und die Fed hat sich entsprechend an den Zeitplan zur schrittweisen Reduzierung des Quantitative-Easing Programms gehalten. Zinserhöhungen werden weiterhin für nächstes Jahr erwartet, auch wenn der genaue Zeitpunkt noch nicht klar ist.

Die Eurozone hingegen kämpft nach wie vor mit hoher Arbeitslosigkeit, mäßigem Wachstum, zu geringer Inflation und zu hohen Schuldenständen einzelner Mitgliedsländer. Die EZB ist daher im ersten Halbjahr noch expansiver geworden mit neuen außergewöhnlichen Maßnahmen zur Konjunkturbelebung. Zinserhöhungen werden bis 2016 nicht erwartet. Unser prognostiziertes Hoch in H1 von 1,39 hat sich als korrekt erwiesen und seit Mai schwächt sich der Euro deutlich ab.

Wir halten daher an unserer Prognose weiter fallender Euro-Dollar Notierungen fest, wobei die Abwertungsgeschwindigkeit zum Ende des Jahres zunehmen dürfte, da die Divergenz der Zentralbankenpolitik dies- und jenseits des Atlantiks immer offener zu Tage treten wird. Den Durchschnitt für H2 sehen wir bei 1,3350 bei einem Hoch-Tief Korridor von 1,3800/1,3000.


Gold

Gold handelte im ersten Halbjahr 2014 in einem vergleichsweise engen Korridor von 1.198 - 1.391 $/oz (Heraeus H1 Prognose: 1.175 - 1.390 $/oz). Es konnte im Verlauf der sechs Monate ein Plus von knapp 9% verzeichnen. Diese positive Entwicklung reicht jedoch nicht aus, um sich dem fortwährenden Abwärtstrend zu entziehen. Zu stark befinden sich ehemalige Treiber des Metalls auf Rückzug. Die US Notenbank hat ihre Pläne zur Kürzung der geldpolitischen Maßnahmen seit Jahresanfang wahr gemacht und die Anleihekäufe monatlich um 10 Mrd. USD gekürzt. Die Fed ist somit auf Kurs ihr Quantitative Easing Programm wie angedacht noch in diesem Jahr zu beenden.

Die Marktreaktionen auf die entsprechend regelmäßig neu diskutierten Kürzungen sind jedoch verhalten - die Beendigung der Anleihekäufe ist bereits eingepreist. Somit neigt sich die Ära des billigen Geldes im Dollarraum dem Ende zu, wenngleich der tendenziell taubenhafte Ton von Janet Yellen und die Aussage, dass die Zinsen bis auf weiteres nicht erhöht werden, Gold zu Gute kommen. Die wirtschaftliche Entwicklung der USA wird auch in den kommenden Monaten im Fokus stehen, um zu sehen, ob die Fed an ihrer derzeitigen Zinsstrategie festhält.

Nach dem wetterbedingt wirtschaftlich schweren Start in dieses Jahr, erwartet der Markt für das zweite Halbjahr bessere BIP Zahlen, die den US Dollar zu Lasten Gold stärken werden. Ein solches Umfeld dürfte Investoren in ihrer aktuell kritischen Haltung gegenüber Gold weiter bestärken. Nach einem zunächst leichten Anstieg der ETF Bestände kam es im Laufe des ersten Halbjahrs 2014 wie erwartet zu weiteren Abflüssen. Die Geschwindigkeit und Höhe dieser Entwicklung hat im Vorjahresvergleich deutlich nachgelassen. Das Bedürfnis nach einem "sicheren Hafen" ist längst nicht mehr vorherrschend und Allzeithochs auf den Aktienmärkten verdeutlichen, wie sehr sich Anleger risikoreicheren Anlageklassen zugewendet haben.

Geopolitische Spannungen wie die auf der Krim oder zum Zeitpunkt der Erstellung dieser Prognose im Irak führen nicht zu demselben Sicherheitsbedürfnis, das einst die Banken- und Eurokrise heraufbeschwört haben. Der Einfluss solcher Spannungen ist im Vergleich zu finanz- und wirtschaftspolitischen Gefahren deutlich geringer und sie unterstützen Gold lediglich kurz- bis mittelfristig.

Neben den USA hat sich auch in Europa der Ausblick erhellt, so dass das Bedürfnis nach physischem Gold als sicheres Anlageobjekt nur noch bedingt vorhanden ist. Somit erwarten wir in den kommenden Monaten sich weiterhin verringernde ETF Bestände, die jedoch die Angebotsseite längst nicht mehr im Ausmaß des letzten Jahres erhöhen. Dies passt zur aktuellen Nachfrage aus Asien und insbesondere China, die seit Jahresanfang, insbesondere seit den chinesischen Neujahrsfeierlichkeiten, verhalten ist.

Entsprechend haben sich die Aufgelder in H1 deutlich reduziert. Nachdem in 2013 das aus ETF Abflüssen zur Verfügung stehende Metall im Zuge außergewöhnlich hoher Nachfrage geradezu aufgesogen wurde, sind die Lager nun voll und der Bedarf wie erwartet entsprechend geringer. Dennoch sehen wir China weiterhin auf Platz 1 der weltweiten Verbraucher und somit auch in diesem Jahr vor Indien. Nach den Regierungswahlen stehen dort die Chancen für eine schrittweise Erleichterung der Importrestriktionen für Gold grundsätzlich besser, vorausgesetzt die Entwicklung des Ölpreises im Zuge der Irakunruhen setzt sich nicht weiter fort.

Es bleibt weiterhin abzuwarten, ob es sich bei entsprechenden Ankündigungen um Wahlpropaganda handelte oder tatsächliche Vorhaben. Letztlich muss auch die neue Regierung Maßnahmen treffen, um das Bilanzdefizit auszugleichen, so dass wir nur leichte Anpassungen erwarten. Die offizielle Nachfrage wird somit trotz einsetzender Wedding Season "künstlich" tief gehalten. Dennoch sind wir der Meinung, dass die Nachfrage im zweiten Halbjahr im Zuge solcher saisonalen Nachfragetrends anziehen wird. Fortsetzen wird sich insgesamt die Verlagerung der Nachfrage von West nach Ost.

Das erste Quartal hat gezeigt, dass die Zentralbanken wider Erwarten tendenziell stärker als Nettokäufer auftreten als in 2013. Es bleibt abzuwarten, ob sich diese Entwicklung im Jahresverlauf fortsetzt. Bei Preisen über 1.300 $/oz haben wir wiederholt ein verstärktes Interesse gesehen, Gold zu veräußern. Allgemein betrachtet wird die Angebotsseite jedoch auch im zweiten Teil des Jahres wenig Unterstützung durch Altgoldrecycling finden.

Grundsätzlich hat Gold sich im ersten Halbjahr stabilisiert. Im zweiten Halbjahr sehen wir Potenzial für etwas stärkere Bewegung innerhalb der Range. Die verschiedenen preisbeeinflussenden Faktoren scheinen jedoch relativ ausgewogen, so dass wir keine extremen Ausbrüche vorhersehen. Unter diesen Umständen bleiben wir unserer H1 Prognose treu und erwarten bis zum Jahresende bei einer Untergrenze von 1.175 $/oz einen Durchschnittspreis von 1.290 $/oz und Potential für Preiszuwächse bis auf 1.390 $/oz.




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