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Warum wir über Politik schreiben - Zinsphantasie unterstützt USD

07.07.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3578 (08.06 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3577 im frühen europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.10. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.65. EUR-CHF oszilliert bei 1.2165.

In einigen Blogs wurde hinterfragt, warum wir uns mit politischen Themen in einem Finanzkommentar beschäftigen? Diese Frage verdient eine klare und unmissverständliche Antwort.
Politik dominiert zunehmend das Marktgeschehen. Die Situation ist auch nicht nur in Ansätzen mit der Phase vor 2001 und noch entscheidender vor 1997 zu vergleichen. Ergo müssen wir im Rahmen unseres Pflichtbewusstseins dieses Thema fokussiert behandeln. Die Komplexität zwischen Politik, Wirtschaft und Märkten ist ausgeprägter denn je. Monokausalität führt zu einer hohen Fehlerquote in der Analyse.

Die freien Märkte, die der Westen gerne als ein wesentliches Charaktermerkmal unseres westlichen Finanzsystems vor sich her trägt, sind entkernt. Finanzielle Repressionen am Geld- und Kapitalmarkt sind dabei nur eine offensichtliche Spielart. Das Management der Aktienmärkte (siehe "Endlich Klartext", Stichwort "Working Group on Financial Markets"), die implizit nachhaltig nachweisliche Manipulation der Edelmetallmärkte und das Management an den Devisenmärkten sind weitere erkennbare Größen eines übergeordneten politischen Managements.

Eine Betrachtung der immer weiter sinkenden Volatilitäten losgelöst von unerwarteten Entwicklungen, ob am Devisenmarkt, bei Agrarrohstoffen oder Industriemetallen liefert übrigens weitere anekdotische Evidenz. Waren politische Preise nicht Ausdruck eines Systems, das 1990 unterging?

Gerade am Devisenmarkt geht es um die Stellung des USD als Leitwährung. Für diese Stellung bedarf es einer internationalen Akzeptanz, die einer Begründung bezüglich wirtschaftlicher, finanzieller, politischer und ethischer Stärke und Authentizität bedarf. An dieser Stelle ist unser Hegemon USA zu hinterfragen. Dieses Thema nicht mit sachlicher Schärfe zu begleiten, käme einer Verneinung analytischer Verantwortung gleich.

Ein Kommentar ist immer Ausdruck einer Subjektivität des Betrachters. Das Prisma, das hier Anwendung findet, hat zu vielen sachlich richtigen Analysen geführt. Wir halten an der Notwendigkeit politischer Analysen fest. Dabei sind wir der Korrektheit und nicht der politischen Korrektheit bei aller fraglos gegebenen Subjektivität, die auf beruflichen Erfahrungswerten basiert, verpflichtet.

Der USD hat an Boden gewonnen. Maßgeblicher Hintergrund sind positive Arbeitsmarktdaten und damit verbundene Zinsfantasien. Die darauf basierte Bewegung des USD ist dennoch überschaubar. Die Quantitäten am US-Arbeitsmarkt können überzeugen, die Qualitäten jedoch nicht (Partizipationsrate, Aufbau geringfügiger Beschäftigung, Lohnsummenaspekt).

Ergo sehen wir sehr wohl die verbesserte Lage unter quantitativen Gesichtspunkten. Der qualitative Mangel verbietet jedwede Euphorie im Rahmen der Zinsveränderungserwartungen.

Insgesamt hellt sich die Konjunkturlage auf globaler Ebene auf. Der IWF zeigt sich optimistisch. Gleichwohl betont der IWF auch Risiken. Geringeres Wachstumspotential als auch die unausgeprägte Investitionsneigung stellen Hemmnisse dar. Auch EZB-Direktor Coeure nimmt sich des Themas mangelnder Investitionen in der Eurozone an. Unverändert spielen politische Risiken bei der Investitionsverweigerung aus unserer Analyse heraus eine tragende Rolle.

Die Unsicherheiten, die sowohl von dem Konflikt um die Ukraine als auch der massiv destabilsiierten Lage im Nahern Osten ausgehen, bremsen mögliche Investitionstätigkeiten. Vor diesem Hintergrund sind wir erfreut, dass sich eine Stabilisierung in der Ukraine abzeichnet. Bezüglich der Situation im Nahen Osten ist dagegen eine Stabilisierung nicht in Ansätzen erkennbar. Ergo wird aller Voraussicht das Investitionspotential, das theoeretisch gegeben ist, auf absehbare Zeit nicht ausgeschöpft.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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