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Politisches Risikocluster bleibt brisant

09.07.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3615 (07.51 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3589 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 101.62. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.35. EUR-CHF oszilliert bei 1.2156.

Die Finanzmärkte als auch die globale Konjunkturlage bleibt von politischen Risiken in unterschiedlichen Regionen dieser Welt belastet. Neben der fragilen Situation in der Ukraine und der desolaten Lage im Raum Irak/Syrien reiht sich jetzt das Problem Israel/Palästina in die Phalanx ein. Daneben ist die Lage von Libyen bis Ägypten von hoher Instabilität geprägt, losgelöst von einem Mangel angemessener Berichterstattung.

Alle diese Probleme sind Ausdruck einer Auseinandersetzung um globalen Machtanspruch. Wir werfen heute keinen Blick darauf, wer ursprünglich für diese Verwerfungen verantwortlich zeichnet. Bisweilen üben auch wir uns in politischer Korrektheit.

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich diese Auseinandersetzung zwischen den Machtblöcken USA/UK, nachgeordnet Rest des “Westens“, einerseits und dem Block China, Russland und potente Schwellenländer andererseits in den kommenden Monaten ohne nachhaltige Lösung fortsetzt, ist meines Erachtens ausgeprägt.

Das Treffen zwischen den USA und China, das derzeit stattfindet, bietet fraglos eine Möglichkeit, Entspannung zu liefern. Die Einlassungen des chinesischen Präsidenten weisen in die richtige Richtung.

Chinas Präsident Xi Jinping hat die USA zur Eröffnung des Dialogs zu stärkerer Kooperation aufgefordert. Konfrontationen zwischen den beiden größten Wirtschaftsnationen wären einer Katastrophe gleichzusetzen. Man müsse die Souveränität und die territoriale Integrität des anderen ebenso respektieren wie den Weg der Entwicklung der jeweiligen Länder.

Zwischen den Zeilen ist eine klare Anklage der Chinesen gegenüber den USA erkennbar. Ob diesen Worten Xi Jinpings angemessene Taten folgen, bleibt abzuwarten. Schlussendlich gehören dazu mindestens zwei Parteien. Ergo sind wir genötigt, weiter von Belastungen für Finanzmärkte als auch die globale Realwirtschaft auszugehen. Derzeit verzichtet die Weltwirtschaft auf die Friedensdividende, die auf gegenseitigem Respekt unterschiedlicher Kulturen und deren Selbstbestimmungsrecht basiert. "Food for thought!"


Die Wirtschaftsdaten liefern derzeit ein gemischtes Bild:

Per Berichtsmonat Mai sank die britische Industrieproduktion unerwartet um -0,7% im Monatsvergleich. Die Marktprognose lag bei +0,2%. Damit stellte sich der stärkste Einbruch seit August 2013 ein. Im Jahresvergleich ergab sich dennoch eine Zunahme um 2,3%.

Der Blick auf den Chart verdeutlicht, dass trotz der grundsätzlichen Erholung der britischen Wirtschaft das Produktionsniveau auf einem schwachen Niveau oszilliert. Das aktuelle Niveau entspricht dem Produktionsvolumen Anfang der 90er Jahre. Die fehlerhafte Ausrichtung auf eine dominierende Dienstleistungswirtschaft ist eben nicht leicht zu revidieren.

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Per Berichtsmonat Mai legten die Verbraucherkredite um 19,6 Mrd. USD zu. Die Prognose lag bei 20,0 Mrd. USD. Der Vormonatswert wurde von 26,85 auf 26,11 Mrd. USD revidiert. Kredit ist das Schmiermittel der Wirtschaft, lautet eine These. Es ist aber nur eine These, die etwas über Quantität und eben nicht über Qualität aussagt.

Das Wirtschaftswachstum in der gesamten Eurozone findet derzeit bei einer Kontraktion der Kreditvergabe statt. Ergo wird hier „Leverage“ in der Eurozone abgebaut. Dieser Qualitätsunterschied ist unter strukturellen Gesichtspunkten extrem bedeutend (Aristoteles).

Vor diesem Hintergrund impliziert die verstärkte Kreditvergabe für den Konsum in den USA eine verbesserte Konjunkturzyklik auf kurze Sicht. Die entscheidende Frage ist, ob diese Kreditvergabe auch von Lohnsummenzuwächsen unterstützt ist. Nur dann wäre sie auch strukturell positiv einzuwerten. Hier liegt das Problem der USA. Der Beschäftigungsaufbau ist geprägt von Billigjobs und Unterbeschäftigung, während hochwertige Jobs verloren wurden.

Aktuell bewegt sich das Beschäftigungsniveau auf dem Level von 2007, das Konsumverschuldungsniveau ist jedoch höher als 2007.

Ergo ist diese Entwicklung bezüglich der Nachhaltigkeit der Konjunkturlage mindestens auf Sand gebaut.

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Chart 1: Konsumkredite USA


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Chart 2: Beschäftigungsniveau


Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



Hinweis: Meinungen oder Empfehlungen geben die Einschätzung des jeweiligen Verfassers wieder und stellen nicht notwendigerweise die Meinung der Bremer Landesbank oder deren assoziierter Unternehmen dar. Sie können sich jederzeit ohne vorherige Ankündigung ändern. Die hier enthaltenen Aussagen sind nicht als Angebot oder Empfehlung bestimmter Anlageprodukte zu verstehen. Dies gilt auch dann, wenn einzelne Emittenten oder Wertpapiere erwähnt werden. Hier enthaltene Informationen können auf die individuellen Verhältnisse des Anlegers abgestellte, kundenspezifische und objektorientierte Beratung nicht ersetzen. Bitte setzen Sie sich deshalb mit Ihrem bei der Bremer Landesbank zuständigen Berater in Verbindung.



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