Reale Gold-Hochs?
20.01.2006 | Adam Hamilton
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Dieser ständige Informationsfluss ist wohl der wichtigste Grund, warum es eher unwahrscheinlich ist, dass es im heutigen Bullenmarkt zu einem mehrjährigen Einbruch kommt. Heutige Investoren wollen Performance, und verglichen mit früheren Generationen scheint es, als hätten wir heute dank Internet mehr Informationen auf Abruf als sogar die Meister der Investmentwelt vor Jahrzehnten hatten. Je höher der Goldpreis heute steigt, desto mehr wird darüber berichtet und desto mehr interessieren sich die Investoren dafür. Sie heizen diese Hausse mit ihrem Anlagekapital weiter an und erzeugen eine sich ständig steigernde Nachfrage.Gleichzeitig werden auch die Mainstream-Anleger aufmerksam, die Informationen bleiben nicht länger im Kreis der konträren Anleger, und ein großes Goldfieber erreicht die breite Öffentlichkeit. Dies ist der Beginn von Phase Drei. Die letzte Phase eines solchen Bullenmarktes ist der Senkrechtstart wenn die Durchschnitts-Anleger versuchen, sich ihr Stück vom Kuchen zu holen. Fieberhaftes Kaufen treibt die Preise rasant in die Höhe, oft verdoppelt sich der Preis innerhalb eines Jahres. Genau so wie sich der NASDAQ-Index im letzten Jahr vor seinem Crash Anfang 2000 verdoppelt hat, hatte sich auch Gold zu Beginn der 80er-Jahre von realen 1.100 US$ auf reale 2.200 US$ verdoppelt.
Diese parabolische Spitze, getrieben von einer allgemeinen Kauflust, ist das Signal das ein Bullenmarkt zu Ende ist. Wenn Sie beobachten dass sich der Goldpreis innerhalb eines Jahres verdoppelt, wenn Sie auf Cocktailparties heiße Tipps für Goldaktien bekommen, wenn es scheint als wäre die Rohstoff-Hausse das einzige worüber die Finanzmedien berichten, dann ist es Zeit auszusteigen. Senkrechte Anstiege sind auf lange Sicht gesehen nicht haltbar und sind immer Vorbote eines großen Zusammenbruchs.
Ist Gold heute senkrecht angestiegen? Hat der Goldpreis sich im letzten Jahr verdoppelt? Nicht annähernd! Es gibt nichts was einem Goldrausch gleichkommt, und glauben Sie mir, Sie werden zweifellos wissen wann der nächste beginnt. Die dritte Phase ist unglaublich lukrativ und wir sind heute noch nicht einmal nahe an dieser Phase dran. Wenn man den heutigen Goldmarkt auf einem 10-jahres Chart betrachtet kann man keinesfalls von einem Senkrechtstart sprechen, und dies ist ein weiteres Zeichen dass Gold noch immer billig ist.
Unser nächster Chart zeigt die ersten Jahre der Gold-Hausse in den 70ern in dieser Datenreihe von realem Gold. Hier sieht man das ungefähre Ausmaß der möglichen Entwicklung in heutigen Dollars für den weiteren Übergang in die zweite Phase.
Anfang der 70er Jahre wurde Gold bei ungefähr 200 US$ heutigen Dollars gehandelt, was dem Niveau von 290 US$ ziemlich nahe kommt, bei dem unsere momentane Goldhausse im April 2001 begann. Gold begann daraufhin einen wilden und hoch volatilen Aufwärtstrend mit großen Ausreißern in beide Richtungen. Speziell zwischen Ende 1973 und Anfang 1974 stieg der Goldkurs sprunghaft von 400 US$ auf über 700 US$ in realen Zahlen. Dieser faszinierende Anstieg kennzeichnete den Beginn der zweiten Phase.
Heute befinden wir uns einmal mehr im Übergang zur zweiten Phase und der letzte Aufschwung des Goldkurses begann im Juli nahe einem realen Wert von 425 US$. Bei einem heutigen Kurs von fast 550 US$ könnte man meinen, dass dieser Anstieg um 29% extrem hoch sei. Wenn aber der momentane Aufschwung ähnlich dem der 70er Jahre weiterginge, würden wir auch diesmal das nächste bedeutende Zwischen-Hoch bei fast 750 US$ erleben. Obwohl ich nicht glaube dass der aktuelle Kursanstieg solche Höhen erreicht ohne vorher zu korrigieren, zeigen uns diese realen Golddaten doch was möglich ist und erweitern den Horizont unserer Erwartungen.
Der Bullenmarkt der frühen 70er Jahre unterscheidet sich durch seine Art und Volatilität aber stark von dem Heutigen. Die roten Zahlen neben jedem Zwischen-Hoch im obigen Chart sind reale Goldwerte, reales Gold geteilt durch seinen 200-Tages-Durchschnitt. Wenn Gold in neuen Anstiegen seine 200-Tages-Linie übertraf, stieg es bei Zeiten um bis zu 62% über diese 200-Tages-Linie. Im Vergleich dazu hat unser heutiger Bullenmarkt seine reale 200-Tages-Linie noch nicht einmal um 20% übertroffen.
Die heutige Goldhausse, ebenfalls auf einem bereinigten Chart dargestellt, um den immensen Unterschied in seiner Volatilität zu zeigen, war bislang viel ruhiger. Der Kanal dieses Aufwärtstrends ist ziemlich eng und relativ ruhig. Wahrscheinlich wird für uns diese viel geringere Volatilität trotzdem von Vorteil sein. Dadurch dass Gold sich diesmal so geordnet entwickelt, stehen die Chancen gut, dass es nicht so schnell ansteigt dass eine mehrjährige Korrektur so wie Mitte der 70er notwendig wäre.
Es gibt wahrscheinlich mehrere Gründe warum Gold heutzutage nicht so volatil ist. Der Goldmarkt ist heute viel breiter und tiefer mit viel mehr Investoren und Teilnehmern als in den 70ern. Mehr Spekulanten die gegeneinander wetten führen zu einer genaueren Preisbildung mit weniger extremen Anomalien. Je weniger Gold vor den regelmäßigen und gesunden Korrekturen über seine 200-Tages-Linie ansteigt, desto kürzer können diese Korrekturen sein um das gefühlsmäßige Gleichgewicht wiederherzustellen.
Ungleich den 70ern, als einige bedeutende Währungen sich vom Goldstandard lösten und große Irritationen auf den Märkten erzeugten, ist heute keine Papierwährung auf dieser Welt mit Gold gedeckt. Daher haben heute die Regierungen, obwohl sie in gewissem Maße noch immer am Goldmarkt beteiligt sind, nicht annähernd so großen Einfluss als damals in den 70ern. Wenige andere Marktteilnehmer können Gold im selben Ausmaß wie die Regierungen kaufen und verkaufen und daher ist auch die Volatilität heute viel geringer.
Auch der Informationsfluss hat hier wohl einen entscheidenden Einfluss. Investoren können heute viel schneller auf steigende oder fallende Kurse reagieren und ihre Orders jederzeit online erstellen, ohne den lästigen Futures-Apparat durchlaufen zu müssen. Diese schnelleren Reaktionen auf Kursentwicklungen scheinen sowohl das Potential eines Aufschwungs als auch die Auswirkungen einer Korrektur zu reduzieren und somit die Volatilität des Systems zu verringern.