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Edelmetalle Aktuell

24.01.2006  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold - Neues 25-Jahreshoch, aber Nervosität nimmt zu

Der Goldpreis schwankte in den letzten Tagen wieder erheblich. Gleich zweimal erreichte das Metall dabei neue Höchststände, in beiden Fällen brach die Notierung danach deutlich ein. Begonnen hatte die Woche noch vergleichsweise ruhig. Das Metall legte im europäischen Markt etwa ein Prozent auf knapp über 560 $ je Unze zu Immerhin reichte dies, um den höchsten Stand seit 1981 zu markieren. Die Abwesenheit der New Yorker Marktteilnehmer sorgte dann für einen ruhigen Nachmittag, schon am Dienstag in Japan setzte sich die Rallye aber zunächst fort. Die Stimmung kippte dann allerdings rasch, als in Tokio im weiteren Verlauf der Aktienmarkt implodierte. Es war nicht das erste Mal, dass ein Einbruch der Aktienmärkte auch eine Verkaufswelle beim Gold auslöste. Was angesichts der Rolle des Goldes als sicherer Hafen auf den ersten Blick unsinnig erscheint, wird dadurch erklärbar, dass durch die Verluste auf den Aktienmärkten Margenzahlungen fällig werden, für deren Deckung andere (noch profitable) Anlagen abgesto-ßen werden müssen. Es dauerte beinahe 48 Stunden, bis das Gold sein Wochentief bei knapp unter 540 $ je Unze erreicht hatte. Dies war der niedrigste Stand seit dem 11. Januar. Allerdings blieb das Metall nicht lange auf diesem Niveau. Eine Kombination von Gründen sorgte vielmehr für einen raschen Wiederanstieg. Zunächst waren es Meldungen über einen Terroranschlag in Tel Aviv, welche die Händler aufhorchen ließen. Danach folgte die Veröffentlichung einer, neue Ter-rordrohungen beinhaltende Botschaft von bin Laden auf dem arabischen Nachrichtensender Al-Jazeera und schließlich gab es die spektakulären Äußerungen des französischen Präsidenten Chirac zu einem möglichen Einsatz von Atomwaffen gegen Terrorstaaten. Der Goldpreis legte in diesem Umfeld bis zum Freitagmorgen auf 568 $ je Unze zu, konnte sich auf dem hohen Niveau aber nicht halten. Gewinnmitnahmen drückten es binnen Stunden wieder um drei Prozent auf 551,75 $ je Unze. Am Ende ging es bei 553,50 in das Wochenende.

Das beinahe dramatische Auf und Ab des Goldpreises zeigt die wachsende Nervosität der Akteure auf dem Goldmarkt und nicht wenige Inhaber von Pluspositionen scheinen nunmehr bereit, diese beim ersten Anzeichen eines Kurswechsels sofort zu liquidieren. Auch wir sind davon überzeugt, dass der 150 Dollar-Anstieg der letzten vier Monate übertrieben war und erwarten entsprechend an irgendeiner Stelle eine deutliche Korrektur. In einem solchen Fall fände sich eine erste Unterstützung bei 515 $ je Unze, allerdings könnte das Metall auch auf 490 fallen, ohne dass der langfristige Aufwärtstrend gebrochen würde.

Bei Analysten ist die Meinung zum Gold ohnehin unverändert positiv. In der letzten Woche wurden dazu die Umfragen sowohl von Reuters, wie auch der London Bullion Market Association (LBMA) veröffentlicht. Keiner der befragten Marktexperten erwartet gegenüber 2005 nicht eine wesentliche Steigerung des Durchschnittskurses. Zu den für das zweite Halbjahr freundlich eingestellten Beobachtern gehört auch Gold Fields Mineral Services. Die Analysten verweisen allerdings in ihrer neuesten Goldstudie auf die Möglichkeit eines vorhergehenden Einbruchs und begründen dies mit einem Rückgang bei der Schmucknachfrage. Gleichzeitig hätten die Zentralbankverkäufe 2005 mit 660 Tonnen den höchsten jemals gemessenen Stand erreicht. Die Neuproduktion stieg um rund ein Prozent, wobei eine gestiegene Ausbringung in Südamerika und Indonesien das fallende Angebot aus Südafrika kompensierte. Die Rückkäufe von Terminsicherungsgeschäften durch Minen halbierte sich derweil auf weniger als 200 Tonnen, dass der Markt trotzdem deutlich anstieg, zeigt die anderweitig stabile Nachfrage. Dazu gehören vor allem Käufe von Investoren, sie haben im vergangenen Jahr ihre Positionen um über 600 Tonnen ausgebaut.


  • Silber - Zum fünften Mal bei plus/minus 9,25 gescheitert

Silber stieg anfangs ebenfalls an, es folgte dabei aber weitgehend dem Gold. Anders als dieses erreichte es sein Wochenhoch von 9,28 $ schon am Dienstag, dieses Niveau markierte ein neues 18-Jahreshoch. Das Metall fiel später auf 8,75 zurück, nur, um danach einen erneuten Test der oberen Seite vorzunehmen.

Auch wenn das Silber in der letzten Woche einen neuen Höchststand erreichte, scheint es in der Gegend von 9.30 jedes Mal gegen die Wand zu rennen. Angesichts dessen, dass wir für das Gold nicht übermäßig optimistisch sind, dürfte das Silber deshalb diesen Wert erst einmal nicht übersteigen. Unterstützung gibt es auf der anderen Seite bei 8,70, sollte dieses Niveau nicht halten, erscheint auch ein Rückgang auf 8,30 nicht ausgeschlossen.


  • Platin - Nie notierte das Platin höher, Kursrisiken nehmen aber zu

Bedingt durch einen Feiertag in den USA waren die asiatischen und europäischen Marktteilnehmer am vergangenen Montag unter sich, was sie aber nicht daran hinderte, Geschichte zu schreiben. Mit ihren Käufen beförderten sie das Platin nämlich auf ein neues Allzeithoch bei 1.049 $ je Unze. Auch wenn dies nur 1,50 Dollar mehr waren als das 1980 erreichte Niveau, gibt es am guten Abschneiden des weißen Metalls nichts zu rütteln: Gold ist von seinem 1980er Hoch bei 850 $ je Unze noch immer meilenweit entfernt, vom Silber, das seinerzeit bei über 50 Dollar notiert hatte, gar nicht zu reden.

Mit dem Erreichen eines neuen Höchstkurses ist unser primäres Kursziel nun erreicht und langsam verblasst dazu auch noch das freundliche fundamentale Umfeld, das bisher maßgeblich zu dem Anstieg beigetragen hat. Dazu kommt, dass für die Spekulanten der psychologische Anreiz weggefallen ist, das Metall nach 26 Jahren auf ein neues Allzeithoch befördern zu können. Damit wird das Platin verstärkt anfällig für externe Einflüsse, und dabei vor allem für die Bewegungen des Goldpreises. Sollte das gelbe Metall einen Kurswechsel erleben und das untere Ende seiner Handelsspanne testen, wird sich das Platin dem nicht entziehen können. Anders als beim Gold sind unserer Meinung nach die Aussichten für einen Wiederanstieg im zweiten Halbjahr dann aber beschränkt.

Noch aber ist es nicht soweit und für diese Woche erwarten wir zunächst eine Handelsspanne zwischen 1.020 und 1.049 $ je Unze. Nur wenn das Gold neue Höchststände erreicht, wären auch Kurse von 1.058 möglich. Auf der anderen Seite könnte ein Kollaps des Goldpreises Notierungen im Bereich der 1.000er-Marke bringen, darunter liegt dann die langfristige Unterstützung bei 960 $ je Unze. Sollte der Preis, aus welchen Gründen auch immer, auf das letztgenannte Niveau fallen, empfehlen wir industriellen Verbrauchern, den Bedarf zumindest für das erste Quartal mit Hilfe von Termingeschäften abzusichern.

Die hohen Preise für die Platinmetalle hinterlassen nun endlich auch Spuren in den Bilanzen der südafrikanischen Produzenten. In der Vergangenheit waren die positiven Effekte noch vom Anstieg des Rand kompensiert worden. Angloplatinum berichtete am vergangenen Donnerstag über einen Anstieg der Erträge für 2005 um bis zu 65 Prozent. Der Lokalrivale Implats konnte seinen Gewinn im zweiten Halbjahr sogar um 75 Prozent steigern. Ein Vertreter von Implats erklärte außerdem, dass die Gespräche zur Bildung eines Gemeinschaftsunternehmens mit lokalen Investoren aus Zimbabwe weit fortgeschritten sein. Das Nachbarland bildet für Implats bei der geplanten Expansion eine entscheidende Rolle.


  • Palladium - Zeitweise bei 286 $ je Unze

Das Palladium folgte einmal mehr den Vorgaben der anderen Edelmetalle und startete damit vergleichsweise positiv in die neue Woche. Schon am vergangenen Montag erreichte es dabei mit 286 $ je Unze das Wochenhoch. Die anschließenden Verluste beim Goldpreis in Japan bleiben dann auch für das weiße Metall nicht ohne Folgen. Es fiel innerhalb von 48 Stunden auf nur noch 265 $ je Unze zurück und damit auf den tiefsten Stand seit dem 6. Januar. Später legte das Palladium wieder zu, über 280 konnte es aber nicht mehr klettern. Am Freitag schloss es schließlich in New York bei 273 und damit noch immer weit vom Dezember-Hoch in Höhe von 298 $ je Unze entfernt. Nicht nur deshalb sehen wir das Potential für deutlichere Verluste als begrenzt an, zumindest solange die anderen Metalle einigermaßen stabil bleiben.

Eine massive charttechnische Unterstützung liegt jetzt bei 268 $ je Unze, ein stärkerer Anstieg ist auf der anderen Seite nur zu erwarten, wenn das Metall die Marke von 285 hinter sich lassen kann.


  • Rhodium - Langsam, aber sicher aufwärts

Der langsame, aber stetige Anstieg setzte sich auch in der vergangenen Woche fort. Verantwortlich war dafür erneut Nachfrage aus Asien, vor allem die Glasindustrie mit ihren Kapazitätserweiterungen für Flachbildschirme spielt hier eine Rolle. Die Notierung legte um 30 auf 3.130 $ je Unze (€ 83,43 je Gramm) zu. Auch wenn sich die Situation zum Wochenende hin leicht beruhigte, möchten wir für industrielle Verbraucher noch keine Entwarnung geben, der Preis könnte weiter auf bis 3.300 $ je Unze steigen.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH











Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.

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