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Märkte etwas entspannter - Deutschland Gewinner der Krise

11.08.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3400 (07.50 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3357 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.15. In der Folge notiert EUR-JPY bei 136.90 EUR-CHF oszilliert bei 1.2140.

Was so ein Ende eines russischen Manövers auf russischem Boden nicht alles auslösen kann!

Wenn jetzt auch noch die Nato-Manöver mit der Ukraine auf dem Boden der Ukraine eingestellt oder abgesagt würden, könnte man ja fast euphorisch werden. Das ist jedoch weniger wahrscheinlich bezüglich des Trackrecords der westlichen Politik.

Die Finanzmärkte sind entspannter. Das ist verständlich. Es gibt keine Linearität an Märkten. Nach dem starken Einbruch insbesondere der Aktienmärkte sind Korrekturen gut und gesund. Die entscheidenden Fragen belasten weiter.

Es gibt derzeit keine Exit-Strategie des Westens, ebenso wenig jedoch auch Russlands.

Der Westen erhebt politischen und implizit militärischen (siehe EU-Assoziierungsabkommen) Anspruch auf die Ukraine. Anders lässt sich die Toleranz bezüglich der Opfer in der Ostukraine als auch der Toleranz gegenüber den Flüchtlingsströmen und den Zerstörungen der Strukturen nicht erklären. Wie hoch war die Toleranz des Westens gegenüber Herrn Janukowitsch bezüglich Anwendung von Gewalt auf dem Maidan?

Sind die aus dem Konflikt mit Russland entstandenen ökonomischen Risiken jetzt minimiert? Nein, nicht ansatzweise. Sind die mittel- und langfristigen Folgen der westlichen Aufkündigung der ökonomischen Zuverlässigkeit jetzt bereinigt. Nein, nicht ansatzweise. Grund für Euphorie gibt es nicht!

Erfreuen wir uns an den aktuellen Umständen der Erholung und verlieren nicht die Hoffnung auf rationales Verhalten der politisch Verantwortlichen.

Deutschland, der Gewinner der Krise lautet es in Schlagzeilen der Sonntagspresse. Ja, das war und ist richtig. Unsere Leser wissen das bereits seit mehr als zwei Jahren.

Wir sind (dennoch) dankbar, dass trotz erheblicher Verspätung diese analytische Leistung auch dem deutschen Medienkonsumenten zugemutet wird.

Laut der "Welt am Sonntag" hat der deutsche Staat insgesamt seit Beginn der Finanzkrise durch den Zinsrückgang, der in Deutschland voll angekommen ist (im Gegensatz zu den Reformländern), circa 120 Mrd. Euro eingespart.

Italiens Regierung bringt Reformen durch das Parlament. Das freut uns. Das Tempo sollte dennoch zunehmen. Es ist schon zu viel Zeit in Rom verspielt worden.

Italiens Regierungschef hat weitere Reformen durch das Parlament gebracht. Es werden kleinere und mittlere Firmen durch niedrigere Energiekosten entlastet. Unternehmen, die in ihren Maschinenpark investieren, erhalten eine Steuergutschrift. Versicherer und Kreditfonds dürfen Darlehen an die Wirtschaft vergeben. Es wurden Reformen im Landwirtschaftssektor und im Umweltbereich auf den Weg gebracht. Der Senat - die zweite Parlamentskammer - nahm die Vorlage mit einer großen Mehrheit von 155 zu 27 Stimmen an.

Werfen wir einen kurzen Blick auf die am Freitag veröffentlichten US-Daten:

Die US-Produktivität legte per 2. Quartal 2014 um 2,5% in der annualisierten Fassung zu. Die Prognose lag bei lediglich 1,5%. Wir nehmen diese Daten zur Kenntnis und warten auf die Revisionen.

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Im US-Großhandel nahmen die Lagerbestände im Monatsvergleich um 0,3% (Prognose +0,6%) zu. Der Vormonatswert wurde von +0,5% auf +0,3% revidiert. Der Absatz im Großhandel stieg um 0,2% nach zuvor 0,7%. Hier liegen keine neuen Erkenntnisse vor.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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