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Ooops, schwer verdaulicher Datenpotpourri …

14.08.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3359 (07.50 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3343 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.60. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137.07. EUR-CHF oszilliert bei 1.2127.

Heute fokussieren wir uns ausschließlich auf Wirtschaftsdaten, die zu guten Teilen eine Funktion der westlichen Eskalationspolitik in der Ukraine (Wo bleiben die Beweise für die Anschuldigungen!) und der Interventionen der USA von Afghanistan über den Irak bis Syrien (verdeckt) sind. Wie sagte der VV von Daimler so treffend. Es gilt das Primat der Politik. Das ist unzureichend, es gilt auch das Primat der Eskalation.

Die aktuell veröffentlichten Wirtschaftsdaten sind ernüchternd. Sie implizieren eine negativ veränderte deutsche, europäische und globale Konjunkturlage.

Es gilt diesbezüglich vor allen Dingen sachlich einzuordnen, dass die aktuellen BIP-Daten des 2. Quartals vor der ökonomischen Sanktionsspirale lagen. Ergo werden die kontraktiven Folgen der Sanktionspolitik erst mit der Veröffentlichung der Julidaten in zarten Ansätzen und sich dann verschärfend niederschlagen.

Es ist hier ein Vorspiel, das uns im Rahmen der Veröffentlichungen geboten wird. Die moderaten Töne einiger Zentralbanker und auch Ökonomen erinnern dabei eher an die Aussprüche 2007/2008 "The crisis is contained!". Gut, das mag deren Job sein, sich vehementen Risikolagen entspannt entgegen zu stemmen. Wir hielten damals dagegen, heute auch!

Kommen wir zu den Fakten:

Das deutsche BIP sank per 2. Quartal 2014 im Quartalsvergleich um -0,2%. Die Prognose lag bei 0,0%. Im Jahresvergleich kam es zu einem Anstieg um 0,8% (Prognose 1,5%).

Hintergrund der enttäuschenden Entwicklung sind sowohl der Außenbeitrag als auch die mangelnde Investitionstätigkeit. Der öffentliche und private Konsum legte dagegen leicht zu. Der Anstieg des Vorquartals wurde von +0,8% auf +0,7% revidiert. Damit ist eine Steilvorlage für enttäuschende BIP-Daten der Eurozone gegeben, die im Verlauf des Vormittags veröffentlicht werden. Ohne Spanien, Irland, Portugal und auch Griechenland sähe es noch prekärer aus (Aristoteles!).

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Die Industrieproduktion der Eurozone sank vollständig unerwartet per Juni im Monatsvergleich um -0,3% nach zuvor -1,1%. Die Marktprognose lag bei +0,3%. Damit ergab sich im Jahresvergleich ein Nullwachstum nach zuvor +0,6%.

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Auch seitens der US-Daten wurden negative Akzente gesetzt. Die Einzelhandelsumsätze waren per Berichtsmonat Juli im Monatsvergleich unverändert. Die Prognose war bei +0,2% angesiedelt. Im Jahresvergleich ging der Anstieg von zuvor 4,3% auf 3,7% in dieser nicht inflationsbereinigten Datenreihe zurück.

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Vom US-Hypothekenmarkt erreichen uns weiter deprimierende Daten. Der Hypothekenmarktindex sank per Berichtswoche 8. August um -2,7%. Der Index bewegt sich auf dem niedrigsten Niveau seit 15 Jahren, tiefer als zum Höhepunkt der US-Immobilienmarktkrise. Der Index, der Hypotheken für Hauskäufe (nicht Refinanzierung) abbildet, fiel das sechste Mal in Folge.

Ohne ausreichende Hypotheken für Hauskäufe wird das aktuelle Preisniveau am US-Wohnimmobilienmarkt kaum zu halten sei, ebenso wenig die Bautätigkeit. Das gilt umso mehr, als dass 30% aller ab 2009 gekauften Wohnimmobilien durch Akteure der Finanzszene unter spekulativen Gesichtspunkten erworben wurden (potentielle Angebotsausweitung bei Trendumkehr der Preise).

Da der Wohnimmobilienmarkt für den privaten Verbraucher hinsichtlich seiner Konsumfreude von hoher Bedeutung ist, nehmen die Risiken für das Gesamtgefüge der US-Wirtschaft weiter zu (circa 70% des US-BIP konsumabhängig).

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Wir sind erfreut, dass seitens diverser Vertreter der Federal Reserve das Thema der Qualitätsmängel am US-Arbeitsmarkt aufgenommen wird. Das wurde höchste Zeit. Bezüglich dieses Themas saßen Sie hier mit dem Forex Report in der ersten Reihe.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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