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Ukraine offeriert unübersichtliche Lage - Reformländer der Eurozone kommen!

15.08.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3368 (07.54 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3348 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 102.51. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137.05. EUR-CHF oszilliert bei 1.2118.

Gestern zeigte sich der Finanzmarkt entspannt, nachdem Präsident Putin milde klang. Der O-Ton lautete, dass Russland alles in seiner Macht stehende tun werde, um den Ukraine-Konflikt zu beenden. Der Markt hat offensichtlich nicht bedacht, wie breit das Spektrum der Möglichkeiten sein kann, um den Konflikt zu beenden.

Die jüngsten Nachrichten, die uns aus der Grenzregion Ukraine/Russland erreichen, sind diesbezüglich irritierend. Nach Angaben von Reuters hat die russische Regierung Dutzende von Militärfahrzeugen in der Nähe des Hilfskonvois zusammengezogen. Reporter vom Guardian berichten, dass mehrere russische Fahrzeuge die Grenze zur Ukraine überquerten.

Bezüglich der Nachrichtenqualität im Westen bei geopolitischen Konflikten mit US-Beteiligung ist hinsichtlich der Interpretation wegen "embedded journalism" (siehe Grenada unten) hohe Vorsicht geboten.

Sofern Putin zur Beendigung des Ukraine-Konflikts militärische Mittel einsetzen sollte, stünde eine drastische Neubewertung an den Finanzmärkten und eine nachhaltige Revision der makroökonomischen Prognosen und Aussichten an.

Wenn man bedenkt, dass die USA Grenada 1983 wegen weniger US-Bürger militärisch angriffen, ergibt sich bezüglich der dramatischen Lage der ethischen Russen was? Haben Sie Interesse bezüglich des Ablaufs in Grenada? http://de.wikipedia.org/wiki/US-Invasion_in_Grenada

Ein kleiner Auszug macht vielleicht Appetit:

… Im Sommer 1979 entdeckten die Behörden Grenadas Abhörgeräte in ihrer Vertretung bei den Vereinten Nationen.[3] Vertreter der US-Regierung verbreiteten in US-Reisebüros Gerüchte, um der Touristikindustrie Grenadas, einer der wichtigsten Einnahmequellen des Landes, zu schaden.[4] Die USA veranlassten den Internationalen Währungsfonds (IWF) und andere internationale Kreditinstitutionen, Grenada Kredite vorzuenthalten. Die CIA entwickelte im Sommer 1981 Pläne zur Störung der Ökonomie Grenadas mit dem Ziel, die politische Kontrolle des Premierministers Maurice Bishop zu unterminieren. …

… Im Februar 1983 lancierte ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums Berichte über sowjetische Waffenlieferungen, unter anderem sollten Kampfhubschrauber, Tragflächen-Torpedoboote und MiG-Kampfflugzeuge an Grenada geliefert worden sein. Beweise für diese Behauptungen konnten nicht vorgelegt werden, und auch später wurden keine dieser Waffen je aufgefunden. …

… Diese (die USA) hatte zu diesen Zeitpunkt jedoch bereits beschlossen militärisch einzugreifen. Als Gründe hierfür wurde die instabile Lage in Grenada, sowie die Präsenz von amerikanischen Bürgern im Land genannt. …

"Food for thought!" - Manchmal wiederholen sich Muster …

Die Wirtschaftsdaten aus der Eurozone liefern einerseits Bestätigungen des Erfolgs der Reformländer und sind andererseits gleichzeitig Ausdruck der politischen Risikolage ausgehend von der Ukraine-Krise, als auch der Reformparalyse in Italien und Frankreich.

Finnland, Österreich und Deutschland sind die Länder, die dank ihrer staken Ausprägung des Ostgeschäfts direkt und bereits messbar betroffen sind.

In einer hochkarätigen privaten Gesprächsrunde in Worpswede wurde das gestern bezüglich Österreichs kurz aber prägnant thematisiert.

Zu Deutschland überlassen wir dem von mir hoch geschätzten Herrn Treier vom DIHK das Feld. Die Ukrainekrise wird schärfere Bremsspuren bei den Exporten haben, als zunächst von Experten angenommen. Die Prognose der deutschen Exporte wurde vom DIHK von bisher 4,5% auf 3,5% reduziert. Man befinde sich laut DIHK auf einem gefährlichen Pfad. Bei einer weiteren Verschärfung der Ukraine-Krise seinen weitere Prognoseanpassungen erforderlich. Aktuell seien 100.000 Arbeitsplätze in Deutschland gefährdet.

Kommen wir auf den Punkt: Die erste Prognose des BIP der Eurozone per 2. Quartal 2014 verfehlte die bei +0,1% angesiedelte Prognose mit einem im Quartalsvergleich unveränderten Ergebnis. Da maßgeblich die Daten der ersten sechs Wochen in diese Prognose einfließen, ist eine negative Anpassung in den kommenden Wochen in hohem Maße wahrscheinlich.

Der Preis, den wir für unsere Haltung im Ukraine-Konflikt bezahlen, wird täglich höher und täglich messbarer.

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Die Verbraucherpreise der Eurozone legten im Jahresvergleich per Juli um lediglich 0,4% nach zuvor 0,5% zu. Sollte die Krise sich fortsetzen oder sogar verstärken, wird das Thema Deflation ernster zu nehmen sein. Ob reale Deflation der Gesundung der deutschen und europäischen Staatsfinanzen, der Ökonomie und den 330 Mio. Menschen in der Eurozone zuträglich ist, wagen wir hier zu bestreiten … Gut, Geopolitik kann eben teuer sein …

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Die US-Arbeitslosenerstanträge nahmen per 9. August unerwartet von zuvor 290.000 (revidiert von 289.000) auf 311.000 zu. Die Prognose lag bei 295.000. Das Niveau ist weiter als unkritisch zu klassifizieren.

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Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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