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Zentralbankertreffen liefert Nachrichten … Hoffnung auf politisches Vorankommen in Ukraine

25.08.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3206 (07.37 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3185 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 104.18. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137.60. EUR-CHF oszilliert bei 1.2095.

Das Treffen der Zentralbanker im idyllischen Jackson Hole bringt wie erwartet neue Nachrichten mit sich. Während die mit Spannung erwartete Rede der FED-Chefin Yellen eher Zurückhaltung ausdrückte und sie über die aktuellen Gefahren für die Volkswirtschaft sprach, reagierten die Wechselkurse nur gering. Noch vor Kurzem, nämlich am letzten Mittwoch, wurde das Protokoll (MInutes) der letzten Notenbanksitzung veröffentlicht, das einen optimistischeren Ausblick auf die Entwicklungen gab. Hier hat Frau Yellen die Erwartungen mit ihren vorsichtigen Aussagen etwas gedämpft. Insbesondere die Ausführungen über den Arbeitsmarkt machen die erste Zinserhöhung Mitte 2015 wieder unwahrscheinlicher.

Sie möchte nicht durch zu schnelle Zinserhöhungen das Wachstum gefährden. Die Qualität der Jobs (nicht Quantität) ist momentan ein Risikofaktor für die Gesundung.

Stattdessen und das war überraschend, weil er von seinem Protokoll abwich, war eine Rede von EZB-Präsident Draghi. Zuvor wurde er ungewöhnlich scharf von einem FED Mitglied attackiert, das ihn unverholen zu mehr Engagement aufforderte. Draghi zeigte sich angriffslustig und machte klar, dass er die Mini-Inflation in Euroland mit allen Mitteln bekämpfen wird.

Durch ein höheres Preisniveau soll die Wirtschaft schneller wachsen. Besonders die geringer als gestiegenen Energiekosten nannte er "temporär". Auch die Einflüsse der Ukrainekrise sind ein kurzfristiges Phänomen. Darüber hinaus solle die Wirkung der von der EZB angekündigten Geldspritzen für das Finanzsystem (TLTRO) erst beobachtet werden. Hiervon erhofft sich die Zentralbank endlich ein Anspringen der Kreditvergabe.

Aber - und das ist der ungewöhnliche Teil an den Aussagen - war der Punkt, dass Draghi seinerseits die Finanz- und Staatsminister aufforderte mehr Engagement zu zeigen. Gleichzeitig sollen bestehende Spielräume für eine Stärkung des Wachstums genutzt werden - damit trifft er den Nerv von Frankreichs Montebourg und Italiens Renzi, die genau hier den Hebel ansetzen möchten. Die Austeritätspolitik wird in Frage gestellt. Wird hier Ursache mit Wirkung verwechselt?

Sollten Notenbanker die Staaten zu mehr Schulden auffordern und gleichzeitig durch Versprechen niedrige Kreditkosten (=Anleiherenditen) garantieren?

Die EZB hat ihr Mandat in den vergangenen Jahren und Monaten häufig an den Rand des Zulässigen gedehnt und damit die Eurozone vor dem Kollaps bewahrt. Diese Leistung muss man anerkennen und würdigen. Wie die zukünftige Rolle der EZB aussehen wird, die immer politischer agiert und nun Staaten Persilscheine für neue Schulden ausstellt, ist aber zu hinterfragen. Die Politik (u.a. Frankreich, Italien) muss endlich schmerzhafte Reformen umsetzen statt diese in die Zukunft auf nachfolgende Generationen zu verschieben.

Hoffnungsvolle Signale erreichen uns dagegen aus Osteuropa, wo eine Entspannung der Lage denkbar ist.

Der russische Hilfskonvoi hat die Ukrainischen Zielorte erreicht und befindet sich derzeit schon wieder auf dem Rückweg in die Heimat. Während die Überfahrt medial ausgeschlachtet wurde (u.a. als Invasion verurteilt), konnten dutzende Ost-Ukrainer durch die Hilfe am Leben gehalten werden. Nie waren bürokratische Hürden unpassender als in dieser Situation, wo es um Menschenleben ging. In der Folge haben sich die Wogen wieder geglättet und die gelungene Hilfsaktion wird als Erfolg gewertet.

Morgen trifft Frau Merkel auf die Widersacher Poroschenko und Putin. Sie betont ausdrücklich, dass es keine überzogene Erwartungshaltung hinsichtlich einer Einigung geben solle. Erfreulich sind aber die Statements, die eine politische und keine militärische Lösung in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stellen. Gibt es Licht am Ende des Tunnels?

Merkel betont außerdem, dass Deutschland auch weiterhin an guten Beziehungen zu Russland gelegen ist. Heute ist es in Bremen für einen Augustmorgen sehr kalt. Beim Aufdrehen der Heizung denken wir an das russische Gas, das uns über die Pipelines aus der Ukraine erreicht. Die deutsche Wirtschaft dagegen hat in den letzten Monaten deutliche Warnsignale gesendet, dass es deutliche Bremsspuren im Handel und besonders im Exportgeschäft mit Russland gibt. Hier gilt es zu retten was zu retten ist. Viele Geschäftsbeziehungen sind zerrüttet und kurzfristig nicht wieder herzustellen. Für ein Einlenken ist es nicht zu spät!

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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