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EUR - USD - Ausbruch aus der Bandbreite? - Ökonomische Realität bitter für R egierung

26.08.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3202 (07.32 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3179 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.90. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137.15. EUR-CHF oszilliert bei 1.2075.

Sofern es nicht im Laufe dieser Woche zu einer erkennbaren Entschärfung der Ukrainekrise kommt, steht eine Anpassung des Bias in der Parität EUR-USD auf "Negativ" an. Gemäß dem Jahresausblick liegt unsere Prognose bei einer Bandbreite per 2014 zwischen 1.30 - 1.40. Das Risiko, das diese Bandbreite in Kürze auf der Unterseite gebrochen wird, nimmt aktuell merklich zu.

Die Gemengelage einerseits bezüglich der Ausrichtung der EZB-Politik als auch der spürbaren und in der Tendenz zunehmenden ökonomischen Folgen der Ukrainekrise auf die Ökonomie der Eurozone sind hier Treiber der Entwicklung.

Das Ausbleiben einer einerseits unprätentiösen Würdigung der Zusammenhänge der Ukrainekrise in historischen Kontext als auch einer an den eigenen Interessen ausgerichteten Politik der EU und ihrer Mitgliedsländer sind die wesentlichen Katalysatoren der aktuellen Schwäche des Euros.

Die Folgen der Außenpolitik der EU holen die Wirtschaft der Eurozone ein. Das Tempo und der Umfang der Konjunkturabkühlung ist von der Politik massiv unterschätzt worden. Wenige Stimmen warnten zur rechten Zeit (März 2014) vor genau dieser Entwicklung.

Bundeskanzlerin Merkel erwartet trotz der internationalen Krisen eine positive Wirtschaftsentwicklung im laufenden Jahr. Sofern nichts Dramatisches passierte, würden die Wachstumsraten "gut" sein.

Wir widersprechen nicht, dass das Gesamtjahr ein positives Ergebnis des BIP liefern wird. Die Frage ist vielmehr, ob es jetzt zu einer Fortsetzung der Abschwächung kommen wird. Theoretisch ist eine Rezession möglich. Ein weiteres Quartal mit einer Kontraktion der Wirtschaftsleistung würde genau dazu führen. Dieser entscheidenden Frage wich Frau Merkel wohlwissend aus.

Da die verfügte Sanktionspolitik Deutschlands und der EU erst im dritten Quartal griff, ist nicht auszuschließen, dass das dritte Quartal eine weitere Kontraktion liefern wird.

Dieser Blick auf das laufende Jahr greift jedoch zu kurz:

Deutschland und die EU waren und sind bereit, die ökonomische Zuverlässigkeit, die Grundlage für nachhaltige Ökonomie (u.a. langfristige Projekte, Anlagenbau, Maschinenbau) ist, aus übergeordneten politischen Aspekten zur Disposition zu stellen.

Das für Ökonomie notwendige Vertrauen ist massiv beschädigt. In Gesprächen in kleiner Runde verwies man seitens Russlands darauf, dass diese ökonomische Verlässlichkeit bis zu der dritten Stufe der EU-Sanktionen von Russland selbst in den heißen Phasen des Kalten Kriegs gewährleistet war. "Food for thought!"

Das wackelige Fundament dieser westlichen Sanktionspolitik, das Ausdruck von Geopolitik und nicht Wertepolitik ist, haben wir hier ausreichend thematisiert.

Was bedeutet diese Sanktionspolitik für die Austauschverhältnisse mit China?

Wenn die USA dort sanktionieren, weil China nicht der US-Agenda folgt, sind wir dann auch sportlich dabei? Wie nimmt China dieses aktuelle Verhalten bezüglich einer eigenen Interessenvertretung der EU und der potentiellen Zuverlässigkeit der EU auf?

Die Folgen der Sanktionspolitik der EU sind meines Erachtens viel weit reichender als jetzt auch nur in Ansätzen diskontiert wird.

Das Wirtschaftsministerium rechnet im zweiten Halbjahr mit Wachstum, nachdem es im zweiten Quartal zu einer unerwarteten Kontraktion der Wirtschaftsleistung gekommen war. Wir sind skeptischer, sofern es nicht zügig zu einer politischen Entspannung und Neuausrichtung kommt.


Zu den Fakten und der These "Handeln hat Konsequenzen"!

Der deutsche IFO-Index tauchte per August stärker ab, als es die Experten vermuteten. Der Index sank von zuvor 108,0 auf 106,3 Punkte. Die Prognose lag bei 107,0 Zählern. Es wurde der tiefste Wert seit Juli 2013 markiert. Damit kam es den vierten Monat in Folge zu einem Rückgang. Laut Definition steht damit ein Trendwechsel in der Konjunktur an. Das sollte auch das Wirtschaftsministerium wissen.

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Der Erwartungsindex markierte im Januar den Höchstwert und weist seitdem eine negative Tendenz auf. Aktuell kam es zu einem Rückgang von 103,4 auf 101,7 Punkte, den niedrigsten Stand seit Mai 2013.

Der Lageindex fiel von zuvor 112,9 Zählern auf aktuell 111,1 Punkte und markierte damit den niedrigsten Stand seit Juli 2013. Der Absatz neuer Wohnimmobilien enttäuschte in den USA. Per Juli stellte sich der Absatz in der auf das Jahr hochgerechneten (annualisierten) Fassung auf 412.000 nach zuvor 422.000 Objekten. Die Prognose lag bei 425.000.

Der Blick auf den langfristigen Chart belegt die unverändert unbefriedigende Situation. Ob in dieser nach wie vor Konstellation steigend Zinsen angemessen sind, wagen wir zu bezweifeln!

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Zusammenfassend ergibt sich "noch" ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Nachhaltige Trendsignale sind derzeit unausgeprägt.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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