Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Irrtum über Zinsanstiege und Gold

27.08.2014  |  Adam Hamilton
- Seite 2 -
Ja, der aktuelle säkulare Goldbullenmarkt entwickelte sich in einer Umgebung sinkender Zinssätze. Aber das galt auch für den vorangegangenen, mehrere Jahrzehnte dauernden säkularen Bärenmarkt. Der Einfluss von Zinssätzen auf den Goldkurs ist wesentlich indirekter und differenzierter als die vereinfachende “hoch-ist-bärisch”-Interpretation, die heute so beliebt ist. Der Goldkurs wird von der globalen Investitionsnachfrage dominiert. Darauf, und nicht auf Zinssätze, müssen sich Investoren und Spekulanten konzentrieren, um ihren Wohlstand durch Gold zu vervielfachen.

Wenn die Anleger der Welt Gold wollen, bewegen sie ihr Kapital dorthin, was den Kurs nach oben treibt. Abhängig von der Größe dieser Kapitalzuflüsse kann dies zu allem möglichem führen - von einem eintägigen Anstieg bis zu einem jahrzehntelangen säkularen Bullenmarkt. Und wenn Gold bei Investoren unbeliebt wird, zwingen ihre Verkäufe den Kurs tiefer. Die Zinssätze beeinflussen den Goldpreis nur indirekt substanziell, durch ihren Einfluss auf die globale Investitionsnachfrage.

Und da die Zinssätze alles in allem ein Dritteljahrhundert lang gefallen sind, war die letzte säkulare Umgebung steigender Zinsen in den 1970ern zu beobachten. Falls US-amerikanische Futures-Spekulanten derzeit richtig liegen, hätte Gold damals ausgelöscht werden müssen. Mit hohen und steigenden Erträgen auf Anleihen und Bargeld, warum sollte man sich damit herumärgern, zinsloses Gold zu besitzen? Doch anstatt zusammenzubrechen, erlebte Gold seinen stärksten säkularen Bullenmarkt der Geschichte!

Open in new window

Die Zinsen stiegen während der 1970er kontinuierlich, wie die maßgeblichen ein- und zehnjährigen Schatzwechsel offenbaren. Und ziemlich überraschend zeigte Gold tatsächlich eine starke, positive Korrelation mit beiden Erträgen während dieser gesamten säkularen Zeitspanne steigender Zinsen! Die Korrelation zwischen täglichen Kursen und einjährigen sowie zehnjährigen Erträgen stieg auf bis zu +0,797 und +0,910, was Determinationskoeffizienten von 63,6% und 82,8% ergibt. Das ist wirklich hoch und entgegen aller Erwartungen.

Gold war 1973 und 1974 stark, als die Zinsen stiegen; 1975 und 1976 schwach, als die Zinsen fielen; und hob 1979 sogar ab, als die Zinsen anstiegen! Steht das auch dieses Mal Gold bevor, in der ersten Umgebung steigender Zinse seit den 1970ern? Märkte sind auf ewig zyklisch und nachdem die Zinsen für ein Dritteljahrhundert alles in allem gefallen sind, sind sie definitiv überfällig, für mindestens ein Jahrzehnt (wenn nicht länger) alles in allem zu steigen. Höhere Zinsen sind unausweichlich.

Warum passierte also so etwas völlig widersinniges - in Bezug auf die gängige Meinung - während des letzten säkularen Goldbullenmarkts? Falls Investoren und Spekulanten sich damit anfreunden können, werden sie erkennen, dass steigende Zinsen derzeit höchstens eine kleine Bedrohung für Gold darstellen. Interessanterweise trifft genau das Gegenteil zu. Steigende Zinsen könnten sich sehr gut als äußerst bullische Kraft herausstellen, welche die globale Goldinvestitionsnachfrage in großem Umfang wieder aufleben lässt.

Diese ketzerische Behauptung stützt sich darauf, dass Gold eine der führenden alternativen Investitionen ist. Dabei handelt es sich um Assets, die nicht zu den traditionellen, dominanten Drei gehören - Aktien, Anleihen und Bargeld. Wenn Aktien und Anleihen abheben, müssen sich Anleger nicht nach Alternativen umsehen. Aber wenn Aktien und Anleihen in einen Bärenmarkt übergehen, fangen die Alternativen wahrlich an zu strahlen. Und Gold ist seit langem der König dieses Reichs.

Steigende Zinssätze sind tatsächlich extrem bärisch für Aktien und Anleihen! Wenn die Zinsen steigen, steigen auch die Erträge von Anleihen, einschließlich “risikofreien” Schatzwechseln. Das macht Anleihen attraktiver gegenüber Aktien, besonders für jene, die nach Einkommen streben. Und da die Wall Street normalerweise Zinssätze bei der Einschätzung von Aktienmarktbewertungen mit berücksichtigt, lassen höhere Zinsen Aktien stärker überbewertet aussehen, was zu Verkäufen führt.

Da also steigende Zinsen auf den Aktien lasten und die Nachfrage nach selbigen senken, erscheinen alternative Investitionen wesentlich attraktiver und werden wieder beliebter. Falls die Aktienverkäufe sich ausreichend selbst verstärken, kann ein zyklischer Bärenmarkt entstehen. Innerhalb von ein paar Jahren (mehr oder weniger) halbieren diese üblicherweise die Aktienkurse. Und genau das passierte 1973 und 1974. Während dieser zwei Jahre fiel der führende US-Aktienindex S&P 500 (SPX) um 41,9%.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"