Suche
 
Folgen Sie uns auf:

Irrtum über Zinsanstiege und Gold

27.08.2014  |  Adam Hamilton
- Seite 3 -
Daher suchten Investoren nach Alternativen und strömten zu Gold. Ihre Käufe katapultierten es 1973 und 1974 um 186,4% nach oben, während die kurzfristigen Zinssätze abhoben und die langfristigen Zinsen stiegen! Auch wenn die einjährigen und zehnjährigen Bondrenditen im Durchschnitt damals in diesen paar Jahren Mitte der 1970er (im Vergleich zu heute) umwerfende 7,8% und 7,2% betrugen, versteckten sich Anleger trotzdem nicht bei Bargeld oder ließen enorme Summen in die Anleihen fließen. Sie wollten Gold.

Bargeld war trotz hoher Erträge nicht beliebt, weil es wesentlich schlechtere Leistungen ablieferte als Gold. Warum 8% oder weniger mit einem Geldmarktfonds verdienen, wenn Gold jährlich 60% und mehr zulegte? Selbst wenn diese Zahl nur bei 15% pro Jahr stünde, wäre das immer noch ein Schlag ins Gesicht von Bargeld. Das gleiche wird vermutlich auch während der nächsten Umgebung steigender Zinsen passieren. Wird sich ein Geldmarktertrag von 3%, was derzeit unerreichbar hoch erscheint, als attraktiver herausstellen als Gold selbst?

Sehr unwahrscheinlich. Seit der Geburt des säkularen Bullenmarkts im April 2001 bis letzte Woche hat Gold von einer durchschnittlichen Jahresertragsrate von 12,8% profitiert, obwohl es derzeit relativ niedrig ist und unbeliebt. Vergleichen Sie das mit den lediglich 4,2% des S&P 500 im gleichen säkularen Zeitraum, selbst bei den heutigen euphorischen Rekorden. Wenn die Aktienmärkte wieder umschlagen, sollte Gold problemlos jährliche Zuwächse von mindestens 15% erreichen.

Und wie in den 1970ern werden steigende Zinsen vermutlich ein wichtiger Auslöser des nächsten zyklischen Aktienbärenmarktes sein. Ironischerweise trifft das auch auf Anleihen zu. Höhere Renditen ziehen neue Anleiheinvestoren an, aber nur, wenn diese Erträge stabil sind. Warum? Anleihepreise bewegen sich entgegengesetzt zu den Renditen. Wenn die Zinsen steigen, fallen die Kurse aller bestehenden Anleihen, weil Verkäufer sie auf niedrigere Level zwingen, um ihre bestehenden festen Zinscoupons an die aktuellen Markterträge anzupassen.

Die Anleihemärkte haben einen der größten und längsten jemals verzeichneten, säkularen Bullenmärkte während des letzten Drittels eines Jahrhunderts erlebt, weil die Zinsen alles in allem fielen. Aber wenn die Zinsen im Großen und Ganzen zu steigen beginnen, werden die Anleihepreise so lange fallen, wie die Zinsen steigen. Das bedeutet, alle Investoren, die nicht jede Anleihe bis zur Fälligkeit halten können - einschließlich Rentenfonds - werden den Nennbetrag ihrer Anleiheportfolios erbarmungslos abstürzen sehen.

Sie werden nichts mit Anleihen zu tun haben wollen, wenn deren Erträge nicht praktischerweise diese Erosion ihres investierten Kapitals übersteigen. Stellen Sie sich vor, dass die Fed die Zinsen hoch genug schraubt, damit die langlaufenden Bonds 7% liefern. Das ist nahezu unvorstellbar nach Jahren einer Nullzinspolitik der Fed. Falls Anleihen 7% liefern, aber Anleiheinvestoren 5% des Nennwerts pro Jahr verlieren, beträgt ihr Nettogewinn nur 2%. Das hält natürlich nicht einmal mit der Inflation mit.

Falls also Anleihen und Aktien fallen, warum nicht Gold kaufen, welches Jahr für Jahr im zweistelligen Bereich zulegen wird? Alternative Investitionen florieren und die Investitionsnachfrage nach ihnen steigt an, wenn die traditionellen Aktien- und Anleihemärkte schwach sind. Und nichts drückt Aktienkurse und Anleihepreise effektiver und schonungslos tiefer als steigende Zinsen. Steigende Zinsen werden Kapital vermutlich wie nichts anderes zu Gold treiben.

Gold war 1975 und 1976 schwach, als die Zinsen fielen und verlor 27,8%. Warum? Weil der SPX in einem neuen zyklischen, bullischen Abprallen um 56,7% aus dem vorangegangenen zyklischen Bärenmarkt nach oben schoss. Doch kurz nachdem die Aktienmärkte 1976 wieder zum Stillstand kamen, erlebte Gold wieder einen Aufschwung. 1977 und 1978 schoss es weiter nach oben, trotz unbarmherzig steigender Zinsen, vor allem bei den kurzfristigen Erträgen. Und beide Zinsen und Gold stiegen 1979.

Wenn die Zinsen schnell steigen, wird sich nicht nur ihr möglicher nachteiliger Effekt auf Aktienkurse und vor allem Anleihepreise verstärken, sondern es werden weitverbreitete Inflationsängste entfacht. Und weder Aktien noch Anleihen ergeht es in Zeiten hoher Inflation gut, aber natürlich floriert Gold. Wenn die Märkte also der Fed die Kontrolle über die zukünftigen Zinsanstiege entreißen, werden deutlich höhere Zinssätze höchstwahrscheinlich mehr Kapital zu Gold befördern, als sie Geld davon abziehen.

Viele heutige Trader glauben, dass hohe Zinsen den säkularen Goldbullenmarkt der 1970er töteten, aber die Wahrheit ist wieder einmal komplexer. In weniger als sechs Monaten zwischen August 1979 und Januar 1980 schoss Gold um 200,4% höher! Eine Verdreifachung eines bereits sehr hohen Kurses in so kurzer Zeit ist das Kennzeichen einer unhaltbaren Beliebtheitsmanie. Nach solch einem parabolischen Höhepunkt musste der Goldbullenmarkt ungeachtet der Zinssätze scheitern.

Die Anleihenachfrage stieg nicht wieder an, bis sich die Zinsen stabilisierten, bis Investoren schließlich glaubten, dass ihre investierte Kapitalsumme relativ sicher wäre. Und selbst wenn diese extrem hohen Zinsen den Goldbullenmarkt vorzeitig abtöteten, weit über 16% kurzfristig und annähernd 14% langfristig sind deutlich über allem, was wir in den kommenden Jahren sehen werden. Gold florierte in den 1970ern bis 13% bei ein- und zehnjährigen Anleihen.

Der aktuelle säkulare Goldbullenmarkt, der 2001 klammheimlich entstand, wurde unter völlig anderen Umständen geboren, was verdeutlicht, dass Zinsen nur ein sekundärer Faktor für Gold sind. Während etwa der letzten 13 Jahre sind die langfristigen Zinsen alles in allem gefallen, während die kurzfristigen Zinsen nur ein Mal wesentlich gestiegen sind. Und entgegen der Ansichten von Futures-Spekulanten stieg Gold während die kurzfristigen Zinsen anstiegen und stieg auch, obwohl die langfristigen Zinsen wesentlich höher waren als heute.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"