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Die Datenfront Europas bröckelt ... EUR-USD und EUR-GBP Bias auf "Negativ"

28.08.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.3207 (08.03 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.3157 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 103.80. In der Folge notiert EUR-JPY bei 137.05. EUR-CHF oszilliert bei 1.2070.

Das Tempo des konjunkturellen Verfalls in der Eurozone als Resultat der europäischen Außenpolitik in der Ukrainekrise ist durchaus sportlich.

Die beschwichtigenden Einlassungen diverser Politiker stehen in einem diametralen Widerspruch zu den Datenveröffentlichungen und den uns zugänglichen Bewertungen von Schlüsselunternehmen.

Diese veränderte Konjunkturlage impliziert ein "milderes" Inflationsbild und damit voraussichtlich eine aggressivere Interventionspolitik der EZB im Verlauf der kommenden Monate. Dieser Mix kann dem Euro nicht bekommen.

Aus diesem Grunde sehen wir uns gezwungen, den Bias für den Euro gegenüber den Hauptwährungen mit Ausnahme des CHF anzupassen. Bei EUR-CHF ist erst ein nachhaltiges Unterschreiten der Marke von 1.20 Auslöser für eine negative Bewertung des Euros.

Außer der Reihe setzen wir den Bias für EUR-JPY auf "neutral". Der Bias für EUR-USD und EUR-GBP wird außer der Reihe auf "negativ" gesetzt.


Kommen wir zu den Fakten:

Der deutsche GfK-Konsumklimaindex brach unerwartet per September von zuvor 8,9 (revidiert von 9,0) auf 8,6 Punkte ein. Damit markierte dieser Index den niedrigsten Wert seit vier Monaten.

Der Index der Konjunkturerwartung kollabierte förmlich von 45,9 auf 10,4 Punkte. Aber auch die Indices der Anschaffungsneigung und Einkommenserwartungen waren schwächer. Hintergrund ist maßgeblich die Ukrainekrise.

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Das italienische Verbrauchervertrauen sackte per August unerwartet stark von zuvor 104,4 auf 101,9 Punkte ab. Damit wurde der niedrigste Wert seit März des laufenden Jahres erreicht.

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Der "Buisness Survey" Frankreichs enttäuschte per Berichtsmonat August mit einem Rückgang von 97 auf 96 Punkte. Der Index sank damit auf den niedrigsten Stand seit Oktober letzten Jahres.

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Die Arbeitsmarktsituation verschärft sich in Frankreich weiter. Per Berichtsmonat Juli legte die Zahl der Arbeitslosen um 26.100 im Monatsvergleich (+0,8%!) auf 3,4 Millionen zu. Im Jahresvergleich kam es zu einer Zunahme um 4,3%.

Die These, dass nachhaltiges Wachstum nur mit Strukturreformen realisierbar ist (Aristoteles), wird von Paris vernachlässigt. Paris hat seit 2008 Zeit gehabt. Kosmetik kann kurzfristig helfen, irgendwann muss geschnitten werden …l

Es reicht, oder Herr Valls, oder Herr Hollande?

Die Probleme Italiens und Frankreichs sind nicht nur mit der Ukrainekrise verquickt. Da spielen fraglos Reformverweigerungshaltungen eine nicht unwesentliche Rolle. Dennoch verschärft diese Ukrainekrise eben die ohnehin fragile Konstellation. Entscheidend ist die Tatsache, dass Deutschland, das Zugpferd der Eurozone, durch diese Ukrainekrise erheblich getroffen ist. Die Frühindikatoren für die Wirtschaft (IFO) und den Konsum (GfK) weisen in eine eindeutige Richtung. Das stellt eine nachhaltige Belastung unter Nachfragegesichtspunkten für die gesamte Eurozone dar.

Als Konsequenz droht im schlimmsten Fall eine erneute Defizitkrise der Eurozone.

Vor diesem Hintergrund ist die Erholung an den europäischen Aktienmärkten sportlich. Aus technischer Sichtweise mag das kurzfristig durchaus nachvollziehbar sein. Das Thema größerer finanzieller Repression mag die Attraktivität des Aktienmarktes alimentieren. Der entscheidende Aspekt ist jedoch die Konjunkturentwicklung, die derzeit wegbricht. Mit anderen Worten läuft der Motor des Aktienmarktes auf einem Zylinder (Repression). Das ist recht dünn für eine Trendbewegung, oder?


Fazit:

Die Politik hat es vermocht, die endogene Stärke der Konjunktur zunächst in Europa zu unterminieren. Eine Fortsetzung dieser aktuellen Politik hat das Potential, auf die Weltwirtschaft stark negativen Einfluss auszuüben. Wir sind äußerst besorgt über Konjunkturlage und mehr noch bezüglich der drohenden systemischen Folgen.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.3420-50 dreht den Bias auf "Neutral".

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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