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Politik des Westens fordert ihren Tribut in Kontinentaleuropa, FOMC im Fokus

17.09.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2951 (07.46 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2923 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 107.25. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.90. EUR-CHF oszilliert bei 1.2091.

Zwei interessante Tage in Berlin liegen hinter mir. Das konjunkturpolitische Treffen bei dem IfW (Institut für Weltwirtschaft) lieferte mannigfaltige Erkenntnisse. Auch dort wurde unter anderem deutlich, dass die Folgen der aktuellen westlichen Außenpolitik maßgeblich Kontinentaleuropa betreffen. Nicht nur in den wissenschaftlichen Kreisen wächst die Erkenntnis, dass die aktuellen politischen Einflüsse weder modelliert werden können noch eindeutig quantifiziert werden können.

Gleichwohl wäre es fahrlässig, die aktuelle Schwäche solitär auf die Außenpolitik zu schieben. Die Reformunfreudigkeit der Freunde in Paris, in Rom als auch in Berlin stand ebenso im Fokus. Die aktuellen Wirtschaftsdaten belegen die enttäuschende und von der Außenpolitik der EU wesentlich bestimmte Entwicklung eindrucksvoll. Die rückläufige Dynamik im europäischen Kfz-Markt spricht Bände. Die Tatsache, dass UK und Spanien nicht von der außenpolitischen Extravaganz der EU betroffen sind, hängt mit den vergleichsweise unausgeprägteren wirtschaftlichen Verflechtungen mit Osteuropa zusammen.

Das Wachstum der Nachfrage nach neuen Kfz hat sich in der EU im Monatsvergleich abgeschwächt. Im August wurden 669.395 Kfz neu zugelassen. Der Anstieg im Jahresvergleich stellt sich auf 2,1% nach 5,6% per Juli. In Deutschland, Frankreich und Italien wurden weniger Autos als vor Jahresfrist verkauft. Dagegen profitierten die Autobauer von einer starken Nachfrage in Spanien (+13,7%) und Großbritannien (9,4%).

Der deutsche ZEW-Index lieferte bekümmernde Ergebnisse. Per September sank der ZEWSentiment Index von zuvor 8,6 auf 6,9 Punkte. Die Prognose lag bei 8,0 Punkten. Damit kam es zum neunten Rückgang in Folge. Der Index markierte per September 2014 das niedrigste Niveau seit Dezember 2012.

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Bisher zeigte der ZEW-Index der Lagebeurteilung überschaubare Reaktionsmuster. Per September kam es in diesem Index zu einem Einbruch von zuvor 44,3 auf 25,4 Punkte. Hier wurde der niedrigste Wert seit August 2013 registriert.

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Wie hoch wird der Preis dieser in der Sache angreifbaren Außenpolitik der USA und der EU für Kontinentaleuropa bezüglich zukünftiger Subventionen für die Ukraine, Subventionen innerhalb der EU, Wachstumsausfällen in der Eurozone als auch in der Folge erhöhter Sozialleistungen ultimativ sein? Vor diesem Hintergrund sind wir hocherfreut, dass Russland sich der vom Westen initiierten Sanktionsspirale zunächst verweigert. Mehr gibt es hier nicht zu sagen …

Das Thema der Unabhängigkeit Schottlands steuert morgen auf seinen Höhepunkt zu. Vor der Volksabstimmung über die Unabhängigkeit Schottlands hat die britische Regierung mit weiteren Zugeständnissen für einen Verbleib Schottlands im UK geworben. Das Niveau staatlicher Ausgaben in Schottland für Soziales und Bildung soll garantiert werden. Die britische Regierung kündigte an, dass die Schotten auch die Kontrolle über die Ausgaben im Gesundheitswesen behalten würden. Diese Themen sind Kernthemen, an denen die Befürworter der Unabhängigkeit ihre Kampagne festgemacht haben. Die jüngsten Umfragen implizieren ein Kopf an Kopfrennen.

Die positiven Wachstumsprognosen des NIESR für das UK, die in Berlin vorgestellt wurden, können morgen Makulatur sein. Ein Abschied Schottlands hätte für das UK nachhaltige negative Folgen. Der negative Einfluss für die EU ist unseres Erachtens überschaubar und voraussichtlich kurzfristig.

Heute fokussiert sich der Finanzmarkt auf das Offenmarktausschusstreffen der Federal Reserve. Bei den Zinsen stehen keine Veränderungen auf der Agenda. Die QE-Maßnahmen sollten um weitere 10 Mrd. USD reduziert werden.

Wir sind gespannt, ob das Thema der strukturellen Schwächen des US-Wachstums in dem Kommuniqué verstärkt aufgenommen wird. Es wäre an der Zeit. Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.3120-50 dreht den Bias auf "Neutral".

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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