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Starke Edelmetallleerverkäufe sind bullisch

18.09.2014  |  Adam Hamilton
Gold und Silber sind im Laufe des letzten Monats tiefer gerutscht, entgegen ihrer bullischen Saisontrends. Dieser Verkaufsdruck stammt von den üblichen Verdächtigen - den US-amerikanischen Futures-Spekulanten. Sie waren eifrig mit dem aggressiven Abstoßen von Gold- und Silberfutures beschäftigt, vor allem auf der Short-Seite. Aber jedes Mal, wenn sie diese Wette in den letzten 15 Monaten durchgeprügelt haben, zog Gold bald darauf nach oben. Shorts sind bullisch, weil sie bald eingedeckt werden müssen.

Im zweiten Quartal 2013 erlitt Gold das schlimmste Quartal in 93 Jahren, ein schwindelerregender Verlust von 22,8%. Die Ursache hierfür lag in der Aktienmarktloslösung durch die Fed, was enorme Kapitalmengen aus den alternativen Investitionen abzog. Gold stürzte zu Beginn dieses katastrophalen Quartals ab, als die entscheidende Unterstützung versagte und später erneut, als Ben Bernanke mit seiner ersten Ankündigung einer QE3-Straffung für Angst sorgte. Das sorgte natürlich für eine überwältigend pessimistische Goldstimmung.

US-amerikanische Futures-Spekulanten reagierten darauf, indem sie im Laufe des zweiten Quartals 2013 stark gegen Gold und Silber wetteten. Und angesichts des Jahrhundertabsturzes von Gold erzielten sie anfangs offensichtlich enorme Erfolge. Doch selbst nachdem Gold Ende Juni 2013 einen entscheidenden Boden ausgebildet hatte, blieb diese ausgewählte Gruppe von Händlern weiterhin extrem pessimistisch hinsichtlich des Edelmetalls und verkaufte weiterhin ihre Futures. Dieser Trend hat die 15 Monate seit damals angehalten.

Das Ironische ist, dass sich diese fantastische Abwärtswette auf Gold vom zweiten Quartal 2013 seit dem nicht besonders gut ausgezahlt hat. In den 303 Handelstagen seit dem Goldabsturz auf 1.199 $ Ende Juni 2013 hat es an lediglich drei Handelstagen Ende Dezember kurz niedriger geschlossen. Der allgemeine Pessimismus der letzten 15 Monate hat sich nicht ausgezahlt, er war eine schlechte Wette. Gold hat die starken Verkäufe ausgehalten und hat sich im Zuge einer enormen Konsolidierung mit Bodenbildung seitwärts entwickelt.

Doch noch immer sind US-amerikanische Futures-Spekulanten äußerst pessimistisch bei Edelmetallen, was wirklich völlig irrational ist, bedenkt man die seitwärts gerichtete Kursentwicklung. Wahrscheinlich gibt es dafür zwei Gründe: Bis die von der Fed verursachte Aktienmarktloslösung nicht deutlich umschlägt, bleibt die Nachfrage nach alternativen Anlagen weiter schwach. Und aufgrund der extremen Hebelwirkung, die Goldfutures innewohnt, müssen Spekulanten eine extrem kurzfristige Sichtweise beibehalten.

Bei einem Goldpreis von 1.250 $ kontrolliert ein einzelner 100-Unzen-Goldfutures-Kontrakt einen Wert von 125.000 $. Dennoch beträgt die Maintenance-Margin von US-Goldfutures derzeit nur 4.600 $. Damit haben Händler, die die maximale Margin hinterlegen, eine Hebelwirkung gegenüber Gold von 27,2! Das ist erstaunlich riskant, da schon eine Goldbewegung von 3,7% gegen diese Jungs wortwörtlich ihr gesamtes eingesetztes Kapital auslöschen könnte. Zum Vergleich: Der Aktienhandel ist gesetzlich auf eine Hebelwirkung von 2,0 begrenzt.

Große Goldbewegungen sind nicht ungewöhnlich. Seit 2009 hat Gold an einem ganzen Dreizehntel aller Handelstage mindestens 2% höher oder niedriger geschlossen. Somit können Futures-Spekulanten mit großer Hebelwirkung innerhalb von Tagen vernichtet werden, falls sie die falsche Wette bei Gold machen! Deswegen ist ihre Kurzsichtigkeit so extrem wie ihre Hebelwirkung - ihre ganze Welt dreht sich nur um den Zeitraum zwischen vergangener und nächster Woche. Jeder unbedeutende Goldrückgang entfacht ihren Pessimismus aufs Neue.

Wenn sich die Aktienmärkte zu neuen nominalen Rekorden aufschwingen, sind US-amerikanische Futures-Spekulanten schnell dabei, Gold abzustoßen. Wenn der US-Dollar stärker ist, sind sie schnell dabei, Gold abzustoßen. Wenn die Fed eine Anhebung des Leitzinses andeutete, sind sie schnell dabei, Gold abzustoßen. Wenn irgendeine elitäre Anlagebank ihre zigste tonangebende, pessimistische Einschätzung für Gold herausgibt, sind sie schnell dabei, ihr Gold abzustoßen. Wenn sich eine geopolitisch heiße Situation abzukühlen scheint, sind sie schnell dabei, ihr Gold abzustoßen.

Mit einer von vornherein enorm pessimistischen Einstellung und gezwungenermaßen kurzsichtig durch die Hebelwirkung stürzen sich US-amerikanische Futures-Spekulanten auf jede Möglichkeit, um Goldfutures zu verkaufen. Und genau das ist Gold und damit auch Silber über den letzten Monat hinweg passiert. Sobald Gold für ein paar Tage schwächelte, nahmen Futures-Händler dies als gerechtfertigte Bestätigung ihrer bärischen These. In der Folge verkauften sie mehr Gold und verstärkten den Rückgang.

Das erzeugt einen Teufelskreis. Und durch das Fehlen eines normalen Levels von Investitionsnachfrage bei Gold - dank der Fed und ihrer künstlich hochfliegenden Aktienmärkte - gibt es nicht genügend physische Käufe zum Ausgleich. Damit dominieren Futures-Verkäufe den Goldpreis und er sackt Richtung Tiefpunkt ab. Das Lustige ist, dass sich diese extremen Wetten solch raffinierter Händler gegen Gold immer als falsch herausstellen, weil Gold genau im Moment ihres größten Pessimismus zu steigen beginnt!

Diese erste Grafik betrachtet die gesamten Long- und Short-Positionen US-amerikanischer Spekulanten bei Goldfutures. Diese werden jede Woche im berühmt-berüchtigten Commitments-of-Traders-Bericht der Commodity Futures Trading Commission (CFTC) vorgestellt. Zusätzlich zu diesen gemeinsamen Wetten findet sich der Goldpreis in Form des führenden, von Aktienhändler bevorzugten SPDR Goldaktien-ETFs (GLD). Der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um bärisch bei Gold zu sein, ist, wenn Futures-Spekulanten das Metall in die Nähe von Tiefpunkten zwingen.

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