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Tagträumer und Glücksritter, Hände Weg von diesem Artikel!

22.09.2014  |  Philip Hopf
In den Geschichtsbüchern der Fundamentalanalysten, ist der September der bullischste Monat im Jahr. "Obwohl ich zähneknirschend feststellen muss, dass Sie mit ihrer Hetze gegen die Fundamentalanalyse dieses Jahr fast immer richtig lagen, übersehen Sie die starke Saisonalität der Metalle im September."

Ein Auszug aus einem Leserbrief welcher mir vor zwei Wochen zukam. Lassen Sie mich versuchen den Sarkasmus in Grenzen zu halten. Es ist also gerade jetzt "normalerweise" die Zeit für Gold und Silber in den Rallyemodus zu schalten? Und das reicht nun also als Basis dafür, Kapital dem Risiko einer Spekulation auszusetzen, in der Hoffnung, die Vergangenheit wiederholt sich, wie sie das bisher (manchmal) getan hat? Bei aller Toleranz zu sinnfreiem Handeln; wenn sie die letzten drei Jahre dem Trommelfeuer der Rallyeankündigungen der Permabullen einmal zu viel Gehör geschenkt haben, bleibt zu hoffen, dass nur Monopoli Geld im Spiel war. Das ist ja nicht einmal mehr von der humoristischen Seite aus zu betrachten.

Wie viele Versuche wurden unternommen, um die Anleger in den vergangenen Jahren der Korrektur, durch meist logisch klingende Argumente in den Markt zu drängen? Und warum sind gerade die physischen Anleger so aktiv gewesen und haben nach jedem Tiefstand nachgekauft, im Glauben, dass der aktuelle- auch der finale Boden sein wird, kurz vor der Rallye zum Mond? Der Grund ist recht simpel und liegt in der Natur und dem Wesen der Menschen.

Dadurch, dass zwischen 2000 und 2011 quasi jeder Analyst mit einer bullischen Grundüberzeugung, bei fast jeder neuen Prognose, auf mittel bis langfristige Sicht immer richtig lag, entwickelte sich im Glaubensmuster vieler Anleger die Überzeugung, dass es sich bei manchen Analysten um echte Wahrsager handeln muss. Die Analysten von damals wurden zu "Experten" mit einer Reputation knapp vor der Heiligsprechung. Was war also geschehen? In einem Markt, in dem es über eine Dekade jährlich zweistellige Zuwachsraten gab, kamen die Illustren der Branche teilweise selbst zu der Überzeugung, dass Gold ein exklusives Recht darauf hat, was allen anderen Asset Klassen am Markt verwehrt bleibt, linear zu verlaufen.

Gold darf und muss (müsste/sollte) ewig nach oben steigen. Überflüssig zu erwähnen, dass es am Finanzmarkt keine Einbahnstrassen gibt, alles muss und wird irgendwann korrigieren. Was stark und nachhaltig ansteigt, korrigiert oft dementsprechend auch nachhaltig. Ein Konzept, mit dem sich viele Edelmetall Enthusiasten partout nicht anfreunden können.

Ein weiterer erwähnenswerter Punkt ist, dass es manchen "Experten" mit Veteranenstatus gedämmert hat, dass man auch gutes Geld mit dem Verkauf von Physischen Metallen verdienen kann. Nun ist es nur so, dass man die Zielgruppe der Käufer nicht wirklich zum Kauf animieren kann, wenn man nach den Höchstständen in 2011 ehrlich ankündigt, dass man sich auf eine jahrelange Korrektur einstellen sollte. Also zaubert man zahllose fundamentale Argumente aus dem Hut, weshalb seit 3 Jahren, quasi wöchentlich, eine neue Rallye vor der Türe steht. Warum ständig eine latente Knappheit an Gold und Silber besteht und es bald nichts mehr zu kaufen gibt. Komisch nur, dass mir kein Kunde bekannt ist, der in den letzten 3 Jahren wirklich darüber geklagt hat, nachhaltig nicht an die gewünschte Menge an Edelmetallen zu kommen.

Sie müssen meine Aussagen nicht für bare Münze halten, machen sie doch den Selbsttest. Suchen sie ein Interview von Erik Sprott und oder James Turk, beide im physischen Verkauf involviert, in welchem sie in den letzten Jahren auch nur eine düstere Aussage zum Goldmarkt getroffen und zu Abwechslung nicht für eine imminente Verdopplung des Preises getrommelt haben. Sie werden lange suchen müssen. Bedenken sie immer eines bei der Einschätzung einer Prognose: Theorien können sehr falsch sein, aber für manche ungemein nützlich.

Kommen wir zurück zum Marktgeschehen. Nachdem wir in der vergangen Woche ein neues Tief in Gold und Silber ausgebaut haben, Silber unterschreitet dabei das Low aus 2013 deutlich, zerfällt nun auch die bullische Saisonalität im September in Staub. Sind denn noch irgendwelche Argumente übrig, welche uns die Rallye bringen könnte?

Genannt wurden: Die massiven Käufe der chinesischen, indischen und russischen Staatsbanken, die den Markt hätten trocken kaufen sollen und das seit Jahren. Diverse Runden an Quantitativer Lockerung (QE) der Federal Reserve in den USA und der EZB in Europa, der Ukraine Konflikt, die Angst vor dem dritten Weltkrieg, Gaza, Lybien, Syrien, der Irak, die Saisonalität, der US Dollar usw. Habe ich noch welche vergessen?

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Ist es also an der Zeit den Glaube an die Edelmetalle aufzugeben? Nun, ich denke es ist an der Zeit, den Irrglauben an die Prognosefähigkeit der Fundamentalanalyse aufzugeben, nicht jedoch am Sinn und Nutzen der Edelmetalle zu zweifeln. Manchen sie sich jedoch darauf gefasst, dass mehr und mehr Enthusiasten vom Glauben abfallen werden, bevor wir den Boden erreicht haben. Was ich bereits Anfang des Jahres in einem Bericht schrieb, indem ich die jetzigen Tiefstände ankündigte.

Damals wurde ich für meine Prognose höhnisch verlacht. Heute lachen nur noch die Abonnenten, welche sich an den Fahrplan in unserem kostenlosen täglichen Newsletter gehalten haben.




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