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Erwartungen wirbeln Märkte durcheinander …

26.09.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2743(07.45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2764 im US- Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 109.03. In der Folge notiert EUR-JPY bei 138.92. EUR-CHF oszilliert bei 1.2072.

Das war ein heißer Ritt gestern. Wurde zuerst die Erwartung geschürt, dass die EZB (nach dem Draghi Interview in Litauen) die Geldschleusen noch weiter öffnet, drehte sich später die Gemütslage mit Eröffnung der US-Märkte. Die negativen Vorgaben aus Übersee zogen den deutschen Index mit und so ging er mit einem herben Verlust von über 150 Punkten aus dem Handel, wobei auch die wichtige 9.600 Marke gefallen ist. Auch die anderen großen Indizes mussten deutlich Federn lassen. Mit Fundamentaldaten hat das wenig zu tun - die wurden eher auf der Devisenseite diskontiert.

Wir sahen gestern ein neues 22-Monats-Tief bei EUR/USD, nachdem die schwachen Kreditzahlen aus Europa (-1,5 Prozent, s.u.) veröffentlicht wurden. Die 1,2697 Bewegung war zwar so schnell wieder weg wie sie gekommen war, aber die Dynamik mit der wir uns dorthin bewegt hatten war schon sehr ausgeprägt. Im Nachgang setzte dann zwar, trotz solider Zahlen aus dem US-Auftragssektor eine Erholung ein, die bisher anhält. Zwar rangieren wir weiter unter 1,2770/-50, die Unterstützung bei 1,2720 hält vorerst.

Neue Bewegung konnte das schwache GfK-Barometer nicht liefern. Für den Oktober stellt sich der Wert auf 8,3 Punkte nach 8,6 Zählern im September - zwar leicht unterhalb der Erwartungen, aber nicht mit genug Durchschlagskraft, um auf die Devisenmärkte einzuwirken.

Anders kann dies bei der heutigen BIP Revision für das zweite Quartal in USA aussehen. Hier wird eine positive Korrektur erwartet um bis zu +0,3 Prozent. Die Revisionen fielen zuletzt deutlich aus. Hier ergibt sich noch einmal Kurspotenzial bei einer Positivüberraschung unter 1,2700. Auch das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan sollte robuste Konjunktursignale senden.

Der US-Markt zeigte sich gestern wieder in starker Verfassung, während die Eurozone keinerlei Aufwärtsdynamik bei den Krediten ausweist. Der Trend sollte den Dollar weiter stützen und dem Euro zusetzen.

Die Auftragslage im Sektor der US-Industrie ist im August nach Zahlen förmlich eingebrochen. Aufgrund von Sondereffekten großer Flugzeugbestellungen im Vormonat sackte der Wert um 18,2 Prozent zusammen. Seit 1992 hat es keinen Rückgang in dieser Größenordnung gegeben. Aufgrund des verzerrten Vormonats ist die Zahl aber als unkritisch zu sehen. Wird die Zahl ohne den volatilen Transportsektor betrachtet, gibt es einen Anstieg der Bestellungen um gute 0,7 Prozent im August. Der Verkehrssektor verzeichnete ein Auftragsminus von 42 Prozent gegenüber dem Vormonat, wo es ein unglaubliches Plus aufgrund von Großbestellungen im Flugzeugsektor von 315,6 Prozent gab.

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Schön zu beobachten ist die positive Dynamik der US-Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe. Auch im September setzte sich der Trend geringer ausfallender Hilfsanträge fort. In der vergangenen Woche gab es mit 293.000 statt 281.000 Anträgen in der Vorwoche zwar einen leichten Anstieg, der aber in der Gesamtbetrachtung marginal ausfällt und im Rahmen der statistischen Schwankungen liegt.

Der 4-Wochen-Schnitt fiel auf 298.500, womit es die zweite Woche in Folge einen Monatsschnitt unter der 300.000 Schallmauer gab. Was diese Zahl zu bedeuten hat, erkennt man, wenn man sich vor Augen führt, dass es seit 1967 nur zu 14 Prozent dieser Veröffentlichungen unterhalb von 300.000 Anträgen kam.

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Die Entwicklung in der Eurozone bleibt dagegen von diversen unerwünschten Begleiterscheinungen gekennzeichnet. Eine dieser unangenehmen Erscheinungen ist die schwache Kreditvergabe, die auch nach den aggressiven Notenbankschritten von Juni nicht in Gang kommt. Insgesamt vergaben die Banken 1,5 Prozent weniger Kredite an private Haushalte und Unternehmen. Die Geldmenge wuchs im September um 2,0 Prozent. Diese Kennzahl ist für die EZB wichtig, weil eine steigende Geldmenge potenziell Inflation bedeutet.

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Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Erst ein Überschreiten des Widerstandsniveaus bei 1.3120-50 dreht den Bias auf "Neutral".

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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