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Edelmetalle Aktuell

14.02.2006  |  Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Edelmetalle wie Gold, Silber, Platin und die Platingruppenmetalle Palladium, Iridium, Osmium, Ruthenium und Rhodium gehören zum Kerngeschäft der W.C. Heraeus GmbH mit Stammsitz in Hanau. Das Tochterunternehmen Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH ist für den weltweiten Handel der Edelmetalle im Konzern tätig. In einem wöchentlich erscheinenden Marktbericht veröffentlicht das Unternehmen einen Marktüberlick in mehreren Sprachen.

  • Gold - Langerwartete Korrektur hat begonnen

Das gelbe Metall startete noch relativ ruhig in die vergangene Woche, dabei lag es zunächst zwischen 568 und 574 $ je Unze. Die Ruhe endete, als am Dienstag die Händler in den USA in den Handel eingriffen. Ein fallender Ölpreis, ein Zulegen des Dollars, und Kommentare des Bundesfinanzministers, nach denen er sich eine Einigung zwischen Bundesbank und Regierung bezüglich der gewünschten Goldverkäufe vorstellen könne, waren die unmittelbaren Anlässe für das Einsetzen von Gewinnmitnahmen. Was als Rinnsal begann, wurde rasch zum reißenden Strom und am Ende des Tages handelte das Gold rund 20 Dollar tiefer. Dies war der größte Kursverlust binnen eines Tages seit über zehn Jahren. Die Abgaben setzten sich am Mittwoch fort und am Ende fiel die Notierung weiter auf 545 $ je Unze zurück. Zur Überraschung vieler professioneller Marktteilnehmer konnte das Gold den größten Teil der Verluste innerhalb von nur 48 Stunden wieder ausgleichen, als es bis zum Freitagmorgen auf 569 $ je Unze anstieg. Ein Treiber für die Gewinne war ein Giftalarm in einem Regierungsgebäude in Washington, es war vor allem aber auch physische Nachfrage aus der Industrie und von privaten Investoren, welche die Entwicklung anheizte. Was für diese Adressen zunächst als günstige Gelegenheit aussah, entpuppte sich im Nachhinein doch noch als teuer, als der Goldpreis am Freitag zum zweiten Mal innerhalb von vier Tagen einbrach und diesmal auf 546,50 $ je Unze zurückfiel. Die jüngsten Verluste zeigen, wie anfällig der Markt nach der dreimonatigen 100-Dollar-Rallye ist. Der längerfristige Trend ist zwar immer noch intakt, aber nach der jüngsten Bewegung dürfte es das Metall nicht mehr so einfach haben, größere Gewinne zu verbuchen, ohne dass dabei Pause eintreten. Für diese Woche erwarten wir, dass das Gold anfänglich in einer Spanne zwischen 545 und 575 $ je Unze verbleibt. Für den Fall, dass es unter die genannte Unterstützung fällt, gibt es eine weitere starke Barriere bereits bei 540. Insgesamt glauben wir nicht, dass es sich bei den Verlusten der letzten Woche um eine fundamentale Trendumkehr handelt, vielmehr ging es bei der Bewegung um eine überfällige und gesunde Korrektur der übermäßigen Gewinne der letzten Wochen. Den raschen Anstieg der physischen Nachfrage nach dem ersten Preisverfall am Dienstag sehen wir als Beleg für diese These.

Banken berichten, dass sich die privaten Investoren in Deutschland in der letzten Woche weitgehend zurückgehalten haben, wobei im physischen Bereich leicht die Abgaben überwogen. Bei den börsengehandelten Produkten sah es schon wieder anders aus, hier dominierte die Nachfrage, und zwar sowohl nach Kauf-Optionen, wie auch nach Zertifikaten. Der Preis fiel in Europa in der letzten Woche von 479 € je Unze (15,40 € je Gramm) auf 455,30 (14,64) am Mittwoch zurück. Die Notierung stieg später vorübergehend wieder an, am Freitag gab sie dann aber noch einmal um beinahe vier Prozent auf am Ende 456 € je Unze nach.

Die Goldbörse in Shanghai versucht ebenfalls, das Geschäft mit Privatkunden auszubauen, die Minimummenge für ein Geschäft soll jetzt von einem Kilogramm auf 100 Gramm verringert werden. Darüber hinaus plant die China Gold Association, den ersten Goldfond im Reich der Mitte aufzulegen, er soll ein Volumen von 1 Milliarde Yuan haben.

Eine Reihe von Minengesellschaften gab in den letzten Tagen Geschäftsergebnisse bekannt. AngloGold Ashanti berichtete, dass man im letzten Quartal insgesamt 41 Millionen Dollar verdient habe. Das Ergebnis lag jedoch unter den Erwartungen der Analysten, die sich zusätzlich verunsichert zeigten, weil das Unternehmen derzeit operativ vermutlich in den roten Zahlen liegt. Die Produktion fiel im vergangenen Quartal auf 1,49 Millionen Unzen, für die laufenden drei Monate geht man von einem weiteren Rückgang auf 1,4 Millionen Unzen aus. Die Reserven seien im letzten Jahr um 20 Prozent auf 63,2 Millionen Unzen gesunken, vor allem aufgrund dessen, dass Minen nunmehr erschöpft sind, aber auch, weil der Goldpreis in Rand gesunken sei.

Sinkende Vorräte sind auch ein Thema in Zimbabwe, wo die lokale Bergbaukammer in einem Brief an die Regierung auf die rasch schwindenden, bereits entdeckten Goldreserven im Boden hinwies. Der Vorsitzende der Organisation sagte hierzu, dass vor allem die politische Unsicherheit neue Investments im Bereich der Exploration und der Förderung behindern würde.

Kleinere Minengesellschaften fangen nach Meinung der Londoner Analysten von Virtual Metals wieder an, verstärkt Kurssicherungsgeschäfte durchzuführen. Diese neue Tendenz konterkariert den noch andauernden Trend bei größeren Gesellschaften, die historisch hohen Absicherungspositionen weiter zu verringern. Noch gibt es für das letzte Quartal keine endgültigen Zahlen, Virtual Metals schließt aber nicht aus, dass die Rückkäufe der Minen in den letzten Monaten auf das niedrigste Niveau seit 2003 gefallen sind.


  • Silber - Folgt dem Gold in den Abgrund, 9,25 hält aber noch

Die Silbernotierung fiel in der letzten Woche ebenfalls, wobei sie aber weniger eigene Impulse entwickelte, sondern überwiegend auf den Preisverfall beim Gold reagierte. Nachdem das Metall am letzten Montag zunächst noch bei 9,80 $ je Unze gelegen hatte, brachte eine erste Verkaufswelle am Dienstag bereits Preise um 9,50. An dieser ersten, charttechnischen Unterstützungslinie hielt sich das Silber aber nicht lange auf, endgültig endeten die Verkäufe erst an dem wichtigen Punkt von 9,25 $ je Unze. Seit Dezember war das Metall auf dem Weg nach oben mehrfach an dieser Marke gescheitert, bevor es dann am 25. Januar durchgebrochen war und der bisherige Widerstand so zu einer wichtigen Unterstützung wurde. Um die Gewinne der letzten Monate nicht zu gefährden, muss die Notierung nun unbedingt über diesem Niveau bleiben. Beim ersten Mal hat dies noch funktioniert, das Metall stieg nach dem Preisverfall rasch wieder auf 9,70 an. Noch mehr als beim Gold war es dabei industrielle Nachfrage, die hierbei Unterstützung verlieh. Als das Gold dann am Freitag wieder einbrach, fiel auch das Silber zurück. Dabei hielt die Marke von 9,25 einmal mehr, am Ende schloss das Metall dann bei 9,36 USD. Wenn die Marke die wichtige Unterstützungslinie nicht auch weiterhin verteidigen kann, kann sogar ein Rückschlag in Richtung der Marke von 8,70 nicht ausgeschlossen werden.


  • Platin - Wieder 26 Jahre bis zum nächsten Allzeithoch?

Keines der Edelmetalle präsentierte sich in der letzten Woche goldmedaillenreif und Platin bildete dabei keine Ausnahme. Es startete am Montag zunächst bei 1.070 $ je Unze, wobei Käufe von privaten japanischen Investoren es relativ rasch noch einmal auf 1.080 steigen ließen. Auf diesem Niveau setzten dann allerdings Gewinnmitnahmen von europäischen und nordamerikanischen Händlern ein, schon bald folgten auch spekulativ orientierte Fonds mit Abgaben. Das Metall fiel dadurch zunächst auf 1.044 $ je Unze zurück, hier brachte einsetzende Nachfrage aus der Industrie dann aber eine vorübergehende Stabilisierung. Als Gold und Silber am Donnerstag erneut auf die schiefe Bahn gerieten, folgte das Platin umgehend und anders als diese beiden Metalle durchbrach es dabei sogar den bisherigen Wochentiefststand. Am Ende fiel es auf einen Tiefstkurs bei 1.032 $ je Unze, dies bedeutete einen Verlust von fünf Prozent in ebenso vielen Tagen. Das weiße Metall hat mit der Bewegung in der letzten Woche nunmehr seinen Aufwärtstrend durchbrochen, den es seit Mitte Dezember herausgebildet hatte. Die nächste, charttechnische Unterstützung liegt jetzt bei 1.020 USD. Es wird sehr stark von der Entwicklung des Goldpreises abhängen, ob dieses Niveau jetzt noch verteidigt werden kann. Falls nicht, liegt die nächste wesentliche Unterstützung erst bei 970 $ je Unze. Sollte das Metall wirklich so tief fallen, dürfte es ihm außerordentlich schwer fallen, in diesem Jahr noch einmal einen neuen Höchstkurs zu erreichen, denn auch das fundamentale Umfeld dreht sich unserer Meinung nach langsam, aber sicher ins Negative.


  • Palladium - Zu schnell, zu weit. Jetzt kommt die Quittung

Obwohl das Metall in der letzten Woche fast 35 USD an Wert verlor, ist es technisch gesehen immer noch in etwas besserer Verfassung als sein Schwestermetall. Diese Besserstellung dürfte aber kaum anhalten, wenn die anderen Metalle einer weiteren Verkaufswelle ausgesetzt würden. In diesem Fall dürfte die Notierung auf 270 USD zurückgehen und ultimativ wäre sogar ein Einbruch auf 240 nicht auszuschließen. Industriekunden empfehlen wir, in einem solchen Umfeld zunächst stufenweise Metall einzudecken. Nur für den Fall, dass sich der gesamte Edelmetallkomplex wider Erwarten positiv entwickeln kann, hätte das Palladium eine Chance, wieder über 300 zu steigen.


  • Rhodium - Der Schwerkraft widerstanden

Rhodium erreichte anfänglich in der letzten Woche ein neues, langjähriges Hoch bei 3.520 $ je Unze. Am Ende verlor es dann zwar auch an Wert, mit einem Minus von gerade einmal 20 USD hielt sich der Verlust aber in Grenzen. Der drängenste Bedarf aus der verarbeitenden Industrie scheint im Moment erst einmal befriedigt zu sein. Auf der Verkäuferseite standen übrigens vor allem Händler, aber auch Scheideanstalten. Trotz der leichten Verluste rechnen wir mittel- bis langfristig mit einer positiven Entwicklung und empfehlen deshalb auch hier, Rückschläge beim Preis für Käufe zu nutzen.


© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH











Disclaimer: Die in Edelmetalle Aktuell enthaltenen Informationen und Meinungen beruhen auf den Markteinschätzungen durch die Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH (Heraeus) zum Zeitpunkt der Zusammenstellung. Der Bericht ist nicht für Privatanleger gedacht, sondern richtet sich an Personen, die gewerbsmäßig mit Edelmetallen handeln. Die in diesem Bericht Informationen, Meinungen und Markteinschätzungen unterliegen dem Einfluss zahlreicher Faktoren sowie kontinuierlichen Veränderungen und stellen keinerlei Form der Beratung oder Empfehlung dar, eine eigene Meinungsbildung des Empfängers bleibt unverzichtbar. Preisprognosen und andere zukunftsgerich-tete Aussagen sind mit Risiken und Unwägbarkeiten verbunden und die tatsächlichen Ergebnisse und Entwicklungen können erheblich von den geäußerten Erwartungen und Annahmen abweichen. Heraeus und/oder Kunden können Transaktionen im Hinblick auf die in dieser Ausarbeitung genannten Produkte vorgenommen haben, bevor diese Informationen veröffentlicht wurden. Infolge solcher Transaktionen kann Heraeus über Informationen verfügen, die nicht in dieser Ausarbeitung enthalten sind. Heraeus übernimmt keine Verpflichtung, diese Informationen zu aktualisieren. Diese Ausarbeitung dient ausschließlich der Information des jeweiligen Empfängers. Sie darf weder in Auszügen noch als Ganzes ohne schriftliche Genehmigung durch Heraeus vervielfältigt oder an andere Personen weitergegeben werden. Die in dieser Ausarbeitung enthaltenen oder ihr zugrundeliegenden Informationen beruhen auf für zuverlässig und korrekt gehaltenen Quellen. Heraeus haftet jedoch nicht für die Richtigkeit, Genauigkeit und Vollständigkeit der Informationen sowie für etwaige Folgen ihrer Verwendung. Ferner übernimmt Heraeus keine Gewähr dafür, dass die genannten Preise tatsächlich erzielt worden sind oder bei entsprechenden Marktverhältnissen aktuell oder in Zukunft erzielt werden können.

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