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Dollar-Skepsis nach schwachen Zahlen - was steckt dahinter?

16.10.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2800 (08.17 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2753 im US- Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 106.1. In der Folge notiert EUR-JPY bei 135.98. EUR-CHF oszilliert bei 1.2070.

Das war ein Tag am Devisenmarkt! Nachdem wir Anfang Oktober ein vorübergehendes Jahrestief bei EUR-USD von 1,2500 gesehen haben, ging es in den letzten Tagen in die entgegen gesetzte Richtung. Besonders deutlich waren die Kursbewegungen gestern. Wir schoben uns von 1,2650 bis auf über 1,2885. Danach bröckelten die Kurse wieder ewtas ab. Eigentlich erstaunlich, wie stark sich die Volatilität entwickelt hat, wenn man sich die gemeldeten Wirtschaftszahlen ansieht.

Sicher nicht unwichtig ist der Empire State Index, der die wirtschaftliche Aktivität im Bezirk New York abbildet. Er fiel stark auf 6,17 Punkte von 27,5 Zählern und markiert damit das schwächste Niveau seit April dieses Jahres.

Auch die für die USA sehr wichtigen Einzelhandelsumsätze lieferten ein enttäuschendes Bild. Aufgrund von starken Effekten aus dem KFZ-Bereich im Juli wurde mit einem Rückgang gerechnet. Dieser fiel mit -0,3 Prozent etwas schwächer aus als angenommen. Ohne den Faktor KFZ fiel das Minus um 0,1 Prozent sogar noch etwas geringer aus.

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Und dann waren da noch die Produzentenpreise, die weiter schwachen Preisauftrieb signalisieren. Statt einer Zunahme um 0,1 Prozent fielen die Preise um -0,1 Prozent im Berichtsmonat.

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All diese Nachrichten waren sicher zu Recht ein Belastungsfaktor für den Dollar, der angesichts der warnenden Worte der FED in den letzten Tagen Federn gelassen hat. Diese warnenden Worte beschäftigen sich nach dem Stopp des Aufbaus der Überschussliquidität mit der Erwartungskomponente Zinsen. Die FED Gouverneure haben in den vergangenen Tagen häufiger die schwache Preisentwicklung in Frage gestellt und - und das ist ein wichtiger Faktor - die Qualität des Wachstums hinterfragt. In Summe wirken die Aussagen deutlich vorsichtiger und passiver. Zuletzt war sogar die Rede von einem neuen Anleihekaufprogramm, sollten die Preise eine längere Zeit nicht so steigen wie gewünscht.

Aber auch die ökonomischen Verwerfungen in Europa helfen der FED nicht auf ihrem Weg zur Zinswende. Auch der stetig aufwertende US-Dollar ist der FED inzwischen ein Dorn im Auge. Obwohl die Wechselkursentwicklung der vergangenen Monate mehr oder weniger den Dollar verteuerte, sind noch keine besonderen Ausreißer im langjährigen Durchschnitt feststellbar.

Der sich geformte Boden bei 1,2500 sollte in der nächsten Zeit nach Analyse der aktuellen Faktenlage Bestand haben. Die charttechnisch wichtige 1,2750 konnte gestern im europäischen Handel verteidigt werden, im asiatischen Handel konnte sogar die 1,2800 zurückerobert werden, die heute Morgen wieder im Fokus des Handels steht.

Sollte die europäische Politik Ansätze von politischer Emanzipation zeigen und die Wirtschaft in der Folge wieder Momentum aufnehmen, sollten die dynamischen Kursgewinne des US-Dollars in den nächsten Monaten gestoppt werden.

Welche Zahlen könnten die Politik zu einer solchen Emanzipation bewegen?

Erkennen Sie die Melodie lautete ein Fernsehformat in alten Zeiten. Jetzt heißt es aber, erkennen Sie den Unterschied zwischen den Sanktionsfolgen in Deutschland und Russland.
Wir können helfen - für eine Interpretation braucht es keine Zahlen, die Charts sprechen für sich:

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Die russische Industrieproduktion zeigte sich im September völlig unbeeindruckt von den westlichen Sanktionen. Statt abzuwarten hat sich das Land dynamisch seinen asiatischen und eurasischen Partnern (Shanghai Corporation) und (Eurasische Wirtschaftsunion) zugewendet. Besonders China stellt gerne seine Partnerschaft für Im- und Exporte zur Verfügung.

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Während hinter dem deutschen Wachstum im dritten und vierten Quartal große Fragezeichen stehen, befindet sich die Industrieproduktion seit Aufnahme der Sanktionen gegenüber Russland im Sturzflug. Deutschland schmerzen die Sanktionen im Gegensatz zu den USA und auch zu Russland.

By the way…auch die USA und Russland sprechen wieder miteinander, die Terrormiliz IS ist gemeinsamer Feind. Vielleicht nähert man sich auf diesem Wege auch wieder diplomatisch beim Thema Ukraine an. Wir würden es uns ausdrücklich - nicht nur im Sinne der deutschen Wirtschaft, sondern besonders Sinne der stark belasteten Bürger der Ukraine wünschen.

Nicht nur am Devisenmarkt war es ein spannender Tag. Auch an den Wertpapiermärkten war deutlich zu spüren, dass Risikoaversion derzeit Trumpf ist. Die 10-Jahres-Bundesanleihe markiert aktuell fast täglich neue Rendite Tiefststände. Aktuell liegen wir bei 0,76 Prozent, die Renditen und Risikoaufschläge für Peripherieländer wie Portugal und Griechenland (+80 bps Ausweitung) legen momentan wieder deutlich zu.

Am Dax treten schon wieder erste Nachfrager vorsichtig auf den Plan, nachdem es in dieser Woche heftig bergabging, wurde gestern mit über 250 Punkten noch einmal klar zum Ausdruck gebracht, dass viele Positionen hier aufgrund der großen Volatilität ausgestoppt wurden. Auf dem Jahrestiefangekommen bietet der DAX aktuell Dividendenrenditen, die über 3 Prozent liegen. Smart Money steht schon an der Seitenlinie und wartet auf den Einstieg.

Auf Jahressicht handeln nun alle großen europäischen Indizes im Minus. Auch eine mögliche Neuwahl im Februar in Griechenland ist plötzlich ein Belastungsfaktor für die Peripherie.
Aktuell ergibt sich ein Szenario, das in der Parität EUR-USD eine neutrale Haltung favorisiert. Erst ein nachhaltiger Ausbruch aus der Bandbreite 1.2650 - 1.3000 eröffnet neue Opportunitäten.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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