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John Kaiser: Auswege aus einem festgefahrenen Bergbausektor

20.10.2014
Was, wenn die Goldbugs falsch lägen und die Welt nicht aufgrund von Fiat-Währungen in die Hyperinflation abstürzt? Was, wenn die gesunkenen Gold- und Silberpreise und die festgefahrenen Bergbauunternehmen auf anderem Weg aus dem Morast loskommen - und zwar durch eine stetig wachsende Wirtschaft, einer Neubewertung des Themas der Versorgungssicherheit mit strategisch wichtigen Metallen sowie großer, aufregender Entdeckungen, die den Rohstoffsektor in Schwingung versetzen? John Kaiser spricht mit dem Mining Report über solche Szenarien und was sie im Rahmen der wirtschaftlichen Gesamtsituation für die Zukunft des Bergbausektors bedeuten könnten.


The Mining Report: Auf der Cambridge House Canadian Investment Conference in Toronto sprachen Sie über Wege, wie sich der Rohstoffsektor aus dem Sumpf ziehen könnte. Warum bezeichnen Sie den heutigen Markt als Sumpf?

John Kaiser: Mit Blick auf den Rohstoffsektor, und speziell den Bereich der Junior-Unternehmen, dominieren vier grundlegende Narrative - sprich Diskurse oder Themen.

Ein solches Themengebiet ist der Superzyklus: Die Weltwirtschaft wächst, das trifft die Bergbauindustrie unvorbereitet, die Nachfrage fällt höher aus als erwartet, die Metallpreise steigen folglich. Dies würde eine stürmische Suche nach Lagerstätten lostreten, die im neuen, gestiegenen Preisumfeld wirtschaftlich wären. Man würde versuchen, sie so schnell wie möglich in die Produktion zu bringen. Im Zyklus des letzten Jahrzehnts spielten die Juniors eine außergewöhnliche Rolle.

Nun ist es allerdings so, dass sich das globale Wirtschaftswachstum abgeschwächt hat. Deswegen würden wir einer Phase der sich seitwärts entwickelnden, möglicherweise sogar sinkenden Metallpreise entgegen sehen - für eine Reihe von Jahren. Der Diskurs “Superzyklus“ ist somit auf Eis gelegt. Hier haben wir einen der Faktoren, der den Bergbausektor im Sumpf feststecken lässt.

Ein anderer wichtiger Diskurs ist das sogenannte “Goldbug-Narrativ“: Steil steigende Goldpreise werden den Wert der Lagerstätten sehr deutlich steigen lassen. Diese Entwicklung konnten wir auch beobachten. Gold stieg kurz auf 1.950 $/ Unze.

Seither hat es aber um 40% zurückgesetzt. Das Metall liegt zwar immer noch 400% über dem Tief, das vor über einem Jahrzehnt markiert wurde - eine Kursbereinigung trübt das Bild aber deutlich ein. Hinzu kommt noch, dass sich die Wachstumsprognosen in den USA negativ auf das vorherrschende, apokalyptische Grundthema des “Goldbugs-Diskurs“ auswirken. Das ist kein gutes Omen für einen Ausweg aus diesem Morast.

Der dritte Hauptdiskurs ist die Versorgungssicherheit, wie sie sich im Boom der Seltenerdelemente (SE) der letzten fünf Jahre manifestiert hatte. Die SE-Preise sind aber seither wieder auf den Boden zurückgekommen, da Faktoren wie Substitution und Sparsamkeit zum Tragen kamen. Die Furcht, dass China die USA bald schon in den Schatten stellen wird, ist gesunken. Auch die Befürchtung, dass es überall auf der Welt Versorgungsengpässe mit steigenden Preisen geben werde, hat sich gelegt.

Der vierte Diskurs, der den Junior-Sektor in den letzten drei Jahren zwei Jahre lang dominierte, bezog sich auf große Entdeckungen der Explorationsunternehmen. Leider wurden in den letzten 10 Jahren keine dieser hervorragenden Entdeckungen gemacht, welche das Vertrauen in die kleineren Unternehmen steigern konnten. Hinzu kommen noch die strukturellen Veränderungen im Sektor für Finanzdienstleistungen, die den gelisteten Junior-Unternehmen die Aufnahme von Investorenkapital immer schwerer machen.

Das sind also die Kräfte, die für festgefahrene Kurse beim Gold - und bei den Junior-Firmen sorgen.


The Mining Report: Schauen wir uns diese Diskurse etwas genauer an, um entscheiden zu können, inwieweit sie sich auf die Zukunft der Junior-Bergbaufirmen auswirken. Falls sich das Wirtschaftswachstum in China abkühlt und die konjunkturelle Erholung in den USA zögerlich bleibt, was hat das für die Industriemetalle wie Kupfer, Nickel, Eisen und Zink zu bedeuten?

John Kaiser: Im letzten Jahrzehnt haben die Juniors ihr Geschäftsfeld unter anderem darin gefunden, Lagerstätten vergangener Explorationszyklen einzusammeln, die damals wegen zu geringer Gehalte als kaum wirtschaftlich aufgegeben wurden.

Die Juniors hatten es bestens verstanden, ihr Potential im Umfeld des neuen Preisgefüges und neuer Technologien umzustrukturieren. Das führte dann zu Übernahmeangeboten im Umfang von 140 Mrd. $. In 1980er und 1990ern waren es, zum Vergleich, pro Jahrzehnt gerade mal 5 Mrd. $. Diese neuen Lagerstätten warten jetzt als Vorrat in den Beständen der großen Bergbauunternehmen.

Für den Fall eines erneuten Preis-Booms bedeutet das aber auch, dass die großen Bergbauunternehmen diese Projekte bei steil steigender Nachfrage selbst entwickeln werden; sie werden keine neuen Juniors aufkaufen, die sich eine Reihe neuer abgestoßener Lagerstätten von irgendwoher gekrallt haben.

Investoren, die sich für Junior-Firmen mit fortgeschrittenen Projekten interessieren, werden bei dem schon existierenden Vorrat an Juniors auf Suche gehen müssen. Und dieser wird schrumpfen, weil viele dieser Unternehmen durch Aufkäufe oder Fusionen mit sehr bescheidenen Aufschlägen am zyklischen Markttief verschwinden werden.


The Mining Report: Würde dieses Szenario Ihrer Meinung nach für alle Industriemetalle gelten?

John Kaiser: Kupfer und Eisen werden in den nächsten Jahren mit einem Überangebot konfrontiert sein. Beim Nickel haben wir eine spezielle Situation, weil Indonesien, das in der Vergangenheit für ein Überangebot gesorgt hatte, ein Exportverbot für Laterit-Roherz durchgesetzt hat. Die Philippinen denken gerade über ähnliche Schritte nach.




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