"Deleveraging? What Deleveraging?"
24.10.2014 | Klaus Singer
Vier renommierte Volkswirte haben kürzlich das Thema “Verschuldung” aufgefrischt. In ihrem Aufsatz “Deleveraging? What Deleveraging?” schreiben sie, entgegen der allgemeinen Annahme hat die Welt immer noch nicht angefangen, Schulden abzubauen. Die globale Schuldenquote steigt weiter an und erreicht neue Höhen. Zudem sei die Kombination von Wachstum und Inflation unter den Erwartungen bei gleichzeitig zunehmendem Schuldenstand gefährlich ("giftig").
Die globale Schulden-Akkumulation wurde bis 2008 von den entwickelten Ländern angeführt. Danach übernahmen die Emerging Markets diese Rolle. Die Situation in China halten die Autoren für besonders brisant. Das Land steht zwischen hohen und weiter zunehmenden Schulden und sinkendem Wachstum. Zusammen mit Indien, der Türkei, Brasilien, Chile, Argentinien, Indonesien, Russland und Süd-Afrika ist China Mitglied der Ländergruppe der “fragile eight”, die zum Zentrum der nächsten globalen Überschuldungs-Krise werden könnte.
Die Geldpolitik der Zentralbanken der Emerging Markets könnte ineffektiv werden, so wie es in den USA, in Europa und in Japan geschehen ist, befürchten die Autoren. Schwächere Wachstumsbedingungen in diesen Ländern verstärken das schwache Wirtschaftsumfeld in den entwickelten Ländern eher als dass sie es abmildern. Der Abschwung der Rohstoffpreise in diesem Jahr ist konsistent mit dem Beginn einer solchen Phase. Die vorhergesehene wirtschaftliche Kontraktion in den Emerging Markets verschärft sich mit dem deutlichen Anstieg der Schulden in der vorangegangen Expansion. Hier besteht ein direkter Zusammenhang.
In den USA hat sich der private Sektor in der Tat ein wenig entschuldet - von fast 41 Bill. Dollar in 2008 auch jetzt gut 38 Bill. Dollar. Die Staatsverschuldung ist allerdings in dieser Zeit um mehr als 50% auf über 20 Bill. Dollar angestiegen. Aktuell kommen private und Staats-Schulden zusammen auf 62 Bill. Dollar, eine Steigerung um 6,6%. Das Verhältnis Schulden zu BIP ist ein wenig gesunken. Dabei ist zu bedenken, dass die BIP-Entwicklung mit der Anreizpolitik nach 2008 künstlich aufgeblasen wurde.
Die Inflation hat in der Nachkrisenzeit Ende 2011 ein lokales Maximum erreicht, seitdem lässt die Teuerung in den entwickelten Volkswirtschaften wie auch in den Emerging Markets nach. Dies verwundert zunächst, heißt es doch im volkswirtschaftlichen Mainstream gewöhnlich, dass eine höhere Verschuldung einer Volkswirtschaft deren Preise treibt. Dass dies kein zwangsläufiger Mechanismus ist, ist spätestens seit den 1990er Jahren in Japan klar.
Ein Blick auf die Wachstumsraten klärt auf: Global betrachtet hatte der Wachstumszyklus des nominalen BIP 2003/2004 bei etwa 6,1% sein Maximum erreicht (Kurve "Nominal GDP (HP Filter)"). Heute liegt der Wert unterhalb von 4,5%.
Die Gegenüberstellung von Verschuldungsgrad und Wachstumspotenzial zeigt einen klaren zeitlichen Zusammenhang - für die Weltwirtschaft als Ganzes scheint zu gelten, dass Schuldenquoten von über 160% des BIP für das Wachstum kontraproduktiv sind.
Die Inflationsraten dürften in der absehbaren Zukunft weiter niedrig bleiben, insbesondere so lange der Schuldenstand bei geringem Wachstum hoch bleibt. Die Gefahr eines (unkontrollierten) Deleveraging lähmt die wirtschaftlichen Expansionskräfte und das gegünstigt eher disinflationäre Entwicklungen.
Die globale Schulden-Akkumulation wurde bis 2008 von den entwickelten Ländern angeführt. Danach übernahmen die Emerging Markets diese Rolle. Die Situation in China halten die Autoren für besonders brisant. Das Land steht zwischen hohen und weiter zunehmenden Schulden und sinkendem Wachstum. Zusammen mit Indien, der Türkei, Brasilien, Chile, Argentinien, Indonesien, Russland und Süd-Afrika ist China Mitglied der Ländergruppe der “fragile eight”, die zum Zentrum der nächsten globalen Überschuldungs-Krise werden könnte.
Die Geldpolitik der Zentralbanken der Emerging Markets könnte ineffektiv werden, so wie es in den USA, in Europa und in Japan geschehen ist, befürchten die Autoren. Schwächere Wachstumsbedingungen in diesen Ländern verstärken das schwache Wirtschaftsumfeld in den entwickelten Ländern eher als dass sie es abmildern. Der Abschwung der Rohstoffpreise in diesem Jahr ist konsistent mit dem Beginn einer solchen Phase. Die vorhergesehene wirtschaftliche Kontraktion in den Emerging Markets verschärft sich mit dem deutlichen Anstieg der Schulden in der vorangegangen Expansion. Hier besteht ein direkter Zusammenhang.
In den USA hat sich der private Sektor in der Tat ein wenig entschuldet - von fast 41 Bill. Dollar in 2008 auch jetzt gut 38 Bill. Dollar. Die Staatsverschuldung ist allerdings in dieser Zeit um mehr als 50% auf über 20 Bill. Dollar angestiegen. Aktuell kommen private und Staats-Schulden zusammen auf 62 Bill. Dollar, eine Steigerung um 6,6%. Das Verhältnis Schulden zu BIP ist ein wenig gesunken. Dabei ist zu bedenken, dass die BIP-Entwicklung mit der Anreizpolitik nach 2008 künstlich aufgeblasen wurde.
Die Inflation hat in der Nachkrisenzeit Ende 2011 ein lokales Maximum erreicht, seitdem lässt die Teuerung in den entwickelten Volkswirtschaften wie auch in den Emerging Markets nach. Dies verwundert zunächst, heißt es doch im volkswirtschaftlichen Mainstream gewöhnlich, dass eine höhere Verschuldung einer Volkswirtschaft deren Preise treibt. Dass dies kein zwangsläufiger Mechanismus ist, ist spätestens seit den 1990er Jahren in Japan klar.
Ein Blick auf die Wachstumsraten klärt auf: Global betrachtet hatte der Wachstumszyklus des nominalen BIP 2003/2004 bei etwa 6,1% sein Maximum erreicht (Kurve "Nominal GDP (HP Filter)"). Heute liegt der Wert unterhalb von 4,5%.
Die Gegenüberstellung von Verschuldungsgrad und Wachstumspotenzial zeigt einen klaren zeitlichen Zusammenhang - für die Weltwirtschaft als Ganzes scheint zu gelten, dass Schuldenquoten von über 160% des BIP für das Wachstum kontraproduktiv sind.
Die Inflationsraten dürften in der absehbaren Zukunft weiter niedrig bleiben, insbesondere so lange der Schuldenstand bei geringem Wachstum hoch bleibt. Die Gefahr eines (unkontrollierten) Deleveraging lähmt die wirtschaftlichen Expansionskräfte und das gegünstigt eher disinflationäre Entwicklungen.