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QE-Ausfall & Pappmaché-Wahn

07.11.2014  |  Jim Willie CB
- Seite 3 -
Bei einer einfachen Aufrechnung der Jahresendbilanzen legt ein zusätzliches Jahresdefizit von 1,1 Billion $ offen. Jackass vermutet, dass 80 bis 90 Milliarden $ des monatlichen US Fed-QE-Volumens allein in US-Staatsanleihen und in “offizielle“ Hypothekenanleihen gehen (meist vom Typ Fannie Mae). Meine andere Vermutung ist, dass möglicherweise mindestens zusätzliche 100 Mrd. $ QE-Volumen pro Monat in den Derivatesektor fließen, was aber nie erwähnt wird.

Dieser Bereich ist höchst problematisch, wie uns das Ereignis rund um den “Londoner Wal“ vor Augen geführt hat (auch die Berichte zu diesem Vorfall stecken voller Lügen). Die Londoner-Wal-Verluste stammten nicht aus Staatsanleihen der Eurozone, sie entstanden aufgrund von Volatilität am US-Staatsanleihemarkt - der Fluch der Derivate. Die Anleihen der PIGS hatten sich im fraglichen Quartal alle erholt, woran sich ganz einfach die JP Morgan-Lügen zeigen ließen, was die sehr gut bezahlten Bankanalysten, die untertänigst auf die Knie gehen, aber nicht tun.

Der Ausfall der US-Staatsanleihen ist möglicherweise mit dem Einzug des Firmensitzes von JP Morgan einhergegangen, vielleicht ist hier auch ein Quäntchen Anteilsaufkauf an der Federal Reserve seitens Chinas im Spiel. Die Chinesen arbeiten mit Nachdruck hinter den Kulissen. Vielleicht haben sie veranlasst, dass die Schuldenobergrenze aufgehoben wurde, um unerwünschte Kontroversen und Aufmerksamkeit abzuwenden. Lull die Massen ein, bis sie schlafen und ergreif‘ die Hoheit über die entscheidenden Finanzposten.

Die Chinesen haben aktiv ihre toxischen US $-Schuldenpapiere in kommerzielle Immobilien und Agrarland konvertiert, möglicherweise auch in Bergbauprojekte und Hafenanlagen. Jackass vermutet, dass die Chinesen keine 1,3 Billionen $ in US-Staatsanleihen besitzen. Meine Vermutung ist, dass sie nicht einmal mehr 1,0 Billionen $ besitzen, was ja immer noch viel wäre. Sie haben überall auf der Welt investiert - physische Vermögensanlagen gekauft und US$-Schuldenpapiere abgestoßen. Sie konzentrieren sich im besonderen Maße auf Übernahmen und Partnerschaften in Afrika.

Der US-Staatanleihekomplex wurde mithilfe der Inflationsmaschinerie an die QE-Anleiheankaufprogramme angekoppelt - über einen breiten Kanal. Die Schulden sind inzwischen nicht mehr wichtig, weil sie insgesamt durch monetisierte Schulden gedeckt werden - dies ist ein neue, entsetzliche Ära, die von den herrschenden Bankern und der staatlichen US-Finanzindustrie gutgeheißen und begrüßt wird.

Der Anleihemarkt wurde somit schwer beschädigt und verdorben, er trägt die Zeichen einer institutionalisierten Krebserkrankung. Rückenstärkung erhält der Anleihemarkt durch die Zinsswap-Maschinerie, eine Art fliegender Stützpfeiler, der ein 250-stöckiges Hochhaus abstützt, das sich aus allen Windrichtungen angestürmt wird.

Einen geldpolitischen Faktor scheinen nur wenige Analysten zu verstehen (oder sie erwähnen ihn lieber nicht, obwohl sie im Bilde sind): die dringende Notwendigkeit eines Dauer-Nullzins. Sie besteht in zweierlei Hinsicht.

1) Das System braucht einen 0%-Zins, um den Anleihemarkt am Laufen zu halten. Das 0%-Gratisgeld wird als Futterspender für die Zinsswaps benötigt, die die Falschgeldflüsse in einer Reihe von Schritten verarbeiten und somit eine künstliche Nachfrage nach langlaufenden US-Staatsanleihen erschaffen. Bums - und aus dem Nichts entsteht enorme Nachfrage nach US-Staatsanleihen, obwohl keine Käufer existieren. Das kostenlose Geld ist ganz entscheidend für die Fütterung der Zinsswap-Maschinerie: große frische Anleihenachfrage gratis.

2) Der Nullzins ist zweitens dringend notwendig für den Anleihe-Carry-Trade der Wall Street. Die Wall Street leiht kurzfristig, um langfristig zu investieren: Sie nehmen die 0%-Kredite und investieren sie in langlaufende US-Staatsanleihen, um den Spread mitzunehmen. Dieses Geschäft hebeln sie dann noch mittels Anleihe-Futures.

Die US Fed würde ihre Zinssätze nicht anheben und somit die Großbanken zerquetschen, denn sie sind alle Syndikatspartner. Steigende Zinsen würden eine Verkehrung der Profite bedeuten; sie würden eine Anleiheverkaufsdynamik entstehen lassen, welche die langfristigen Anleiherenditen über die 3% hinaustreiben würde - und plötzlich sogar 4%.

Die US Fed würde die Zinssätze nicht anheben und somit jene Lebensader abdrücken, die den US-Staatsanleihekomplex mit der Zinsswap-Maschinerie verbindet. Die USA sind abhängig vom sogenannten “Financial Engineering“, und an diesem werden sie auch sterben. Die USA sind auf leicht verfügbaren und billigen Geld hängen geblieben, sie haben zudem eine tödliche Abhängigkeit von Derivaten und Carry-Trades entwickelt. Greenspan lag komplett falsch, und das weiß er.

Es gibt ein klares Muster: Die Zentralbank deckt US-Staatspapiere (und Quasi-US-Staatspapiere wie Fannie Mae-Anleihen). Die Zentralbank hat einen ausgefeilten Großmechanismus entwickelt, der den Anleihemarkt an den Derivatesektor bindet, wobei Unterstützung von der alliierten Wall Street in Form des Carry-Trades kommt. Alle Mechanismen und Instrumente sind integraler Bestandteil des Systems.

Die Lektion lautet: Zentralbanken können den gescheiterten US-Staatsschuldenmarkt mit raffinierten, finanz-engineerten Papierzugaben behandeln und somit Zeit schinden. Der Prozess wird permanent aufrechterhalten, um jedes neue Schuldenjahr und jeden neue Umschuldung zu decken. Die quantitativen Lockerungen sind permanent, daher auch der Name QE-Unendlich; unendlich sind auch die Staatsschulden. Auch der Nullzins - die Speiseleitung - ist für immer.




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