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Im Gespräch mit Alan Greenspan: Gold, Wirtschaftstheorie und Wirklichkeit

12.11.2014  |  The Gold Report
- Seite 4 -
Peter Stansberry: Ich bin tatsächlich der Meinung, dass die Fed heute in einer schrecklich schwierigen Lage steckt. Der US-Bundesregierung stehen die Schuldenberge über beide Ohren. Sie ist mit 150.000 $ pro Steuerzahler verschuldet. Aus politischer Sicht ist es unmöglich, diese Ausgaben zu kürzen, genauso wenig lässt sich diese Finanzierungslücke durch Einkommens- und Unternehmensbesteuerung decken. Ich hab mir die Zahlen angeschaut. Selbst eine Verdopplung der Einkommensteuereinnahmen würde uns nicht aus dem Defizit holen. Die Fed hat es also richtig schwer. Sie hat die Aufgabe, die überbordenden Staatsausgaben und die unkontrollierbare Verschuldung zu finanzieren.

Ganz gleich, was die geldpolitischen Hardliner sagen, ich glaube einfach nicht, dass die Fed jemals aggressiv den Geldbeutel zuschnüren wird. Wir sind meiner Meinung nach in einem Zyklus immer größerer QE-Programme und immer niedriger Zinssätze gefangen, bis schließlich irgendwas kaputt geht - sei es der Rohstoffmarkt oder der Anleihemarkt. Im Grunde tun mir die Leute in der Fed wirklich leid, weil sie zwischen Pest und Cholera zu wählen haben.

Marc Faber: Ich habe das Gefühl, dass die Fed und die anderen Zentralbanken der Welt die Zinssätze sehr lange auf sehr niedrigen Ständen halten werden. Die gesamte Investmentwelt wurde durch den Quasi-Nullzins und expansive Geldpolitik verzerrt.

Alan Greenspan: Falls die Federal Reserve ihre Geldpolitik im selben Maße straffen möchte wie bisher, dann wird sie in der Tat die Verzinsung ihres Geldes erhöhen muss. Es gibt keine Alternative. Man kann sich kaum vorstellen, welches Problem wir mit diesen Mengen an Einlagekapital haben. Wir werden wohl abwarten müssen, was passieren wird, wenn diese gewaltigen Mengen ungenutzter Reserven in Bewegung geraten. Wir waren noch nie zuvor in einer solchen Lage. Falls irgendjemand den Mut hat, in aller Öffentlichkeit eine Fünf-Jahre-Prognose abzugeben, viel Glück dabei.

Porter Stansberry: Dr. Greenspan, während Ihrer Amtszeit in der Fed hatten Sie einmal gesagt, das Aufspüren von Finanzblasen sei eine ungemein schwierige Aufgabe, nur nicht im Rückblick. Ich sehe heute eine Reihe von Entwicklungen, die meiner Ansicht nach starke Züge einer Bubble tragen. So liegen die NASDAQ-Kurse fast beim Siebenfachen der Gewinne, ertragreiche Unternehmensanleihen bieten aktuell weniger als 5%, Appartements am Strand von Miami werden für 30 Millionen das Stück verkauft. Sehen Sie denn hier gar nichts, was Sie an eine Bubble denken ließe?

Alan Greenspan: Der Markt für kommerzielle Immobilien, der hinsichtlich Preis und Volumen mausetot war, hat jetzt deutliche Preisbewegungen gezeigt. In bevorzugten Gebieten stieg die Finanzierung kräftig an, allerdings hat der Umfang der Aktivität nicht die alten Stände erreicht. Der Bereich Mehrfamilienhäuser läuft besser, weil viele vom Eigentümerstatus in den Mieterstatus gewechselt sind. Ernste Probleme werden wir bekommen, wenn es Preisinflation gibt, aber keine Käufer; das ist dann ein Indikator, dass irgendwas Unschönes passiert. Aber ja, ich denke, es gibt viele Hinweise.

Die Aktienkurse sind sehr überraschend. Die sind langfristig nicht tragfähig, allerdings gibt es noch keine Hinweise auf Inflation oder steigende Realzinsen - noch nicht.

Bubbles sind unschwer zu erkennen - aber der genaue Zeitpunkt der Implosion lässt sich nur schwer - oder überhaupt nicht - festlegen, weil der Markt auf seine ganz eigene Weise funktioniert. Wenn die Menschen das Ende kommen sehen, wird es nicht kommen. Niemand kann prognostizieren, wann diese Bubbles platzen werden.


Gary Alexander: Marc Faber, welche Bedeutung hat das Schweizer Referendum im nächsten Monat, wenn über eine 20%ige Golddeckung, Goldrepatriierungen und das Verbot von Goldverkäufen abgestimmt wird?

Marc Faber: Ich denke, es wird abgelehnt werden. Würde es um die Frage einer 100%igen Golddeckung gehen, würde ich die Abstimmung viel enthusiastischer unterstützen. Zwanzig Prozent sind meiner Auffassung nach nichts Halbes und nichts Ganzes. Schlaue Investoren müssen ihre eigenen Goldreserven haben. Ich würde keinem vertrauen, der diese Goldreserven in meinem Namen verwaltet, sie können von den Verantwortlichen verliehen und oder aber verkauft werden.


Gary Alexander: Dr. Greenspan, trafen Sie im Juli 1998 die Aussage, dass die Fed vorbereitet und Willens sei, Gold zu kaufen, sollte sich die Situation so zuspitzen, dass Notwendigkeit bestünde?

Alan Greenspan: Nein. Ich habe allerdings seit den 1960ern immer wieder über die Bedeutung des Goldstandards geschrieben. Die entscheidende Frage ist nicht die Goldmenge, die jedes einzelne Land besitzt, sondern allein, ob diese Länder bereit sind, ihre Währung in Gold zu konvertieren. Der Rest ist einzig und allein eine Investmentposition.


Dieses Interview entstammt einem verdichteten und gekürzten Transkript des Podiumsgesprächs auf der New Orleans Investment Conference und Dr. Greenspans Buch “The Map and the Territory 2.0“. Audio-CDs und Video-DVDs der Konferenz können Sie hier bestellen. http://www.conferencemedia.net/store/stores/noic

Gary Alexander leitender Finanzredakteur für Navellier & Associates. Davor war er 20 Jahre Chefredakteur von InvestorPlace Media. Von 1983-1989 gab er den “Gold Newsletter“ und das Magazin “Wealth“ für Jim Blachard heraus.

Porter Stansberry gründete 1999 die private Verlagsgesellschaft Stansberry & Associates Investment Research mit Sitz in Baltimore (Maryland). Sein monatlich erscheinender Newsletter Standberry’s Investment Advisory behandelt wertsichere Investments, die den Abonnenten über Jahre hinweg außergewöhnlich hohe Gewinne sichern sollen. Stansberry steht einem Team aus Investmentanalysten vor, deren Expertise von Value Investing über Insider Trading bis hin zu Leerverkäufen reicht. Vor der Gründung von Stansberry & Associates Investment Research arbeitet Stansberry als erster amerikanischer Herausgeber des “Fleet Street Letter”, des ältesten Newsletters in englischer Sprache.



© JT Long
The Gold Report



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Dieser Artikel wurde am 05. November 2014 auf www.theaureport.com veröffentlicht und exklusiv für GoldSeiten übersetzt.




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