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G20-Gipfel mit Blick auf Ukraine - auch Wirtschaft thematisiert

17.11.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2540 (07.55 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2398 im europäischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 115.68. In der Folge notiert EUR-JPY bei 145.00. EUR-CHF oszilliert bei 1.2020.

Das G20-Treffen ist vorüber. Obwohl eigentlich die wirtschaftlichen Aspekte im Mittelpunkt stehen sollten, fiel ein gewichtiger Teil der Agenda auf den Ukraine-Konflikt. Der Umgangston auf dem Gipfel ist weiter äußert irritierend und fernab jeder Deeskalation. Die EU erneuerte ihre Drohungen an Russland, die Sanktionen erneut zu verschärfen.

Dass sich die EU (und besonders Deutschland) wirtschaftlich ins eigene Fleisch schneidet, haben wir bereits erstmals im März thematisiert. Aktuell sehen wir keine Lernkurve, wie die Entfremdung zwischen der Europäischen Union und Russland gestoppt werden könnte. Die wirtschaftlichen Einschläge sind bereits zu verzeichnen und werden noch näher kommen….

Trotz der politischen Brisanz wurden auch wirtschaftliche Belange thematisiert. Sowohl Investitionen als auch der Abbau von Handelshemmnissen wurden besprochen. Die Linie klingt ökonomisch sinnvoll. Offene Punkte hinsichtlich der Finanzierung der Vorhaben stehen allerdings unausgesprochen im Raum. Da kommt es gerade recht, dass das 300. Mrd. Euro-Investitionsprogramm der EU über eine Spezialgesellschaft auf die Beine gestellt wird.

Dabei kommen nur 10 Prozent als Einlage von EU/EIB. Die restlichen 90 Prozent sollen aus privater Hand stammen. Damit wäre der Juncker-Plan "300 Mrd. Euro noch vor Weihnachten" im Zeitplan. Das Mantra hierbei lautet: Investitionen bedeuten Wachstum bedeuten Arbeitsplätze ist Wasser auf die Mühlen von Europas Politikern.

Dass das Wachstum nicht richtig auf die Beine kommt, zeigten die Wachstumszahlen für Europa am Freitag. Die Europäische Entwicklung im vergangenen Quartal lag mit 0,2 Prozent Wachstum zwar über den - zugegebenermaßen sehr niedrigen - Erwartungen von 0,1 Prozent. Frankreich (+0,3) konnte sich dank gestiegener Staatsausgaben etwas Luft verschaffen, Griechenland konnte eine Erfolgsmeldung vermelden.

Einen spürbaren Wachstumsimpuls hat die griechische Wirtschaft im Sommerquartal bekommen. Dabei fiel das Wachstum so stark aus wie in keinem anderen Euroland. Das BIP stieg im dritten Quartal um 0,7 Prozent zum Vorquartal und zum Vorjahresquartal um 1,4 Prozent, wie die Statistikbehörde Eurostat mitteilte. Wie bei den Arbeitslosenzahlen gilt: Die Zahlen geben keinen Anlass für Euphorie, zeigen aber eine erfreuliche Entwicklung.

Weiter Kopfzerbrechen bereitet Italien, dessen Wirtschaft um -0,1 Prozent zurückging. Auch in Deutschland fiel das Wachstum mit nur 0,1 Prozent äußert bescheiden aus.

Die Verbraucherpreise legten nur um 0,7 Prozent im Jahresvergleich zu. Das Deflationsgespenst spukt angesichts der weiter fallenden Rohstoffpreise weiter durch den neuen EZB-Sitz in Frankfurt. Europa bleibt weiter deutlich unter den Erwartungen zurück, während andere Teile der Welt dynamische Entwicklungen liefern.

Die Nachrichtenmeldungen aus den USA konnten überzeugen - so stark, dass FED-Gouvenor Bullard bekräftigte, dass das Ende der bisherigen Notenbankpolitik im ersten Quartal 2015 anstehen sollte. Auch die Verbraucherpreise sollten seiner Meinung aufgrund der starken wirtschaftlichen Entwicklung im ersten Halbjahr deutlich anziehen:

Erneut zugelegt hat das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Uni Michigan. Der Index konnte sich im November auf 89,4 nach 86,4 Punkten schrauben und markiert damit das höchste Niveau seit Sommer 2007. Sowohl die wirtschaftliche Lage (+4,7) als auch die Aussichten (+2,5) wurden optimistischer als zuvor beurteilt. Skeptisch bleiben die Erwartungen aber ob der Entwicklung der Arbeitslöhne.

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Wie erwartet wurde, wuchs die Einzelhandelsumsätze im Oktober um 0,3 Prozent und konnten den Vormonatswert damit wieder aufholen. Die Zahlen lassen Gutes für die anstehenden Einkaufswochen erwarten, denn die Amerikaner weiten ihre Shoppingtouren im späten September bis Weihnachten stark aus. Auftrieb geben der Shoppinglaune auch weiter sinkende Spritpreise, die um 1,5 Prozent fielen.

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Lagerbestände sind im September um 0,3 Prozent gewachsen. Erwartet wurde eine Zunahme um 0,2 Prozent. Der Vormonat wurde von 0,2 Prozent auf 0,1 Prozent revidiert. Die Inventory/Sales-Ratio verblieb bei 1,30.

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Derzeit ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2600 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Moritz Westerheide
Bremer Landesbank



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