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Zinsen und Liquidität treiben Märkte - IFO im Fokus

24.11.2014  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.2398 (08.01 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.2360 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 117.86. In der Folge notiert EUR-JPY bei 146.12. EUR-CHF oszilliert bei 1.2027.

Mari Draghi zeigte sich am Freitag auf einer Bankenkonferenz äußerst determiniert, die Inflationserwartungen als auch die Preisinflation zu forcieren. Die Möglichkeit einer verschärften Gangart, Überschussliquidität zu generieren, setzt den Euro adhoc unter Druck und wirkte sich auf die Aktienmärkte positiv aus.

Flankiert wurde die EZB durch die chinesische Zentralbank. Die People’s Bank of China senkte den Schlüsselsatz am Freitag überraschend auf 5,6% von zuvor 6%. Die chinesische Führung ist nach Angaben von Insidern zu weiteren Zinsmaßnahmen und einer Ankurbelung der Kreditvergabe bereit.

Ergo ist das Thema einer zu geringen Überschussliquidität auf absehbare Zeit keine Belastung für die Finanzmärkte oder auch die Realwirtschaft.

Die angepeilten positiven Wirkungen dieser Politiken inkludieren aber auch Nebenwirkungen. Risiken von nachhaltigen Fehlbewertungen nehmen vor diesem Hintergrund zu.

Erstaunlich ist, dass die Währungen ohne Fehl und Tadel, wir reden von Gold und Silber, in dieser Phase der aggressiven westlichen Monetarisierung (= aggressiven Erhöhung der Liquidität gegenüber Gold und Silber) so wenig Traktion zeigen. Freie Märkte sind schon klasse!

Das gilt vor allen Dingen, da das physische Metall von den smarten Zentralbanken (SCO) stetig und sportlich akkumuliert wird.

Im Stillen denken wir an die Äußerungen des ehemaligen Fed-Chefs Paul Volcker, den wir sehr schätzten, bezüglich seiner "Fehler" im Preismanagement des Goldes. Sein O-Ton: „Mein einziger Fehler war es, nicht gegen den Goldpreis zu intervenieren.“ Seinerzeit markierte der Goldpreis (circa 1980) eine historische Höchstmarke bei 800 USD pro Unze. Meines Erachtens war es übrigens kein Fehler Volckers, sondern ein Stückchen bemerkenswerter Integrität. Gäbe es nur mehr davon … "Food for thought!"

Werfen wir einen kurzen Blick auf Großbritannien:

1. Die öffentlichen Finanzen bleiben prekär und das Thema wird weder politisch, noch markttechnisch angemessen adressiert. Die Lehren des Aristoteles (wer Strukturen ändert, ändert Konjunkturverläufe und ultimativ die Haushaltslagen) finden in London keine angemessene Resonanz(aber auch nicht in Washongton und Tokio).

Per Berichtsmonat Oktober stellte sich das Haushaltsdefizit auf -7,7 Mrd. GBP.

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2. RBS ex-griechisch? Die Royal Bank of Scotland, die zu 80% im Staatsbesitz steht, hat beim EU-Stresstest einen Fehler gemacht und den Test nur knapp bestanden. Das Institut räumte ein, falsche Daten übermittelt zu haben. Nach der jetzt vorgenommenen Korrektur beträgt die Kernkapitalquote im angenommenen Krisenfall nur noch 5,7%. Die Anforderung an die Institute lag bei mindestens 5,5%. Zunächst hatte RBS die Quote mit 6,7% angegeben.

Diese negativen Aspekte verloren sich in der Fokussierung auf die Einlassungen Mario Draghis.

Werfen wir einen Blick auf die aktuellen Konjunkturdaten aus Russland: Die Einzelhandelsumsätze legten per Berichtsmonat Oktober im Jahresvergleich um 1,7% zu. Der Trend ist klar erkennbar, Sanktionspolitik hin oder her.

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Die russische Arbeitslosenrate legte per Okotber von zuvor 4,9% auf 5,1% zu. Gegenüber dem Vorjahr ergab sich ein Rückgang von 5,5%. In der Historie kommt es im Oktober regelmäßig im Monatsvergleich zu leichten Anstiegen (2013 von 5,3% auf 5,5%, Oktober 2012 von 5,1% auf 5,2%, Oktober 2011 von 6,0% auf 6,2%). Der Blick auf den Chart verdeutlicht die unprekäre Lage am Arbeitsmarkt.

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Derzeit ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2600 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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