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David Morgan über Silberknappheit, Bergbau und Schweizer Referendum

26.11.2014  |  David Morgan
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David Morgan: Super Frage. Ehrliche Antwort: Das lässt sich nur von Fall zu Fall sagen. Anders ausgedrückt: Einige Unternehmen sind liquider als andere, und einige haben belastbarere Gewinnspannen als andere. Aber der Sektor an sich, wird sich nicht mehr lange auf den Beinen halten können. Aber ich würde Ihnen gerne einen Fingerzeig geben: möglicherweise noch sechs weitere Monate. Falls diese Preise für ein weiteres halbes Jahr anhalten - durchgängig - dann werden wir wahrscheinlich zusehen können, wie viele der Primärsilberproduzenten ihre Minen einmotten.


Mike Gleason: Es wird ja dann auch eine Weile dauern, bis die Minen im Fall steigender Preise wieder auf Hochtouren produzieren können; klar möchte man dann gleich wieder loslegen, was ja ganz verständlich und logisch ist. Aber gibt es diesen Schalter, den man umlegt und dann einfach wieder Unzen in rauen Mengen produziert? Das braucht schon eine ganze Weile, denk ich. Das läuft mit einer Verzögerung an, oder?

David Morgan: Vollkommen richtig, diese Verzögerung gibt es. Das ist auch einer der Gründe, warum viele auch unter Verlusten weiterproduzieren; weil man schon eine ökonomische Gesamteinschätzung der Lage vornehmen muss. Man muss sich entscheiden, ob man für jede produzierte Unze 4 $ Verlust hinnehmen kann. Auf der anderen Seite stehen allerdings die Kosten für das Wiederhochfahren der Minen; falls man den Betrieb vorläufig eingestellt hat, dann muss man diesen Betrag X mit einkalkulieren. Im Grunde eine Art Rentabilitätsanalyse.

Diese Unternehmen müssen entscheiden, wie lange sie sich eine Verlustproduktion leisten können - vor dem Hintergrund der Kosten eines Neustarts. Also eine Frage der Abwägung. Hier eine Antwort zu finden ist gar nicht leicht - aber gleichzeitig stellen die Leute ganz simple Fragen … “Also, warum denn mit Verlusten produzieren, dann doch lieber gleich dicht machen, oder?“

So kinderleicht ist es aber nicht; von wegen, den Laden erstmal dicht machen, weil die Vorräte werden vielleicht noch für das nächste halbe Jahr reichen ... und später geht’s dann gleich wieder los, Licht an, Betrieb läuft und zurück im Geschäft. Im Bergbausektor läuft es so eben nicht.


Mike Gleason: Ich kann mir gut denken, dass einige Leute jetzt sagen, dass Silber doch hauptsächlich als Nebenprodukt anderer Bergbauoperationen anfällt; für die Unternehmen, die weltweit das meiste Silber abbauen, gehört der Silberpreis nicht zu den wichtigsten Faktoren für Unternehmensentscheidungen.

Wenn wir uns aber all jene Firmen anschauen, die ausschließlich Silber produzieren - also jene 20% bis 30% - dann hätte es meiner Meinung nach doch schon Konsequenzen, wenn diese Unternehmen die Schotten dicht machten? Gemessen an der Gesamtproduktion ist das zwar kein Riesenanteil, trotzdem wäre er nicht unerheblich, angesichts der engen Spannen im Angebotsbereich, denken Sie nicht?


David Morgan: Auf jeden Fall! Wenn es Begrenzungen gibt, bewegt sich der Markt. Auf einer Auktion bekommt schließlich der letzte Bieter die versteigerte Sache; wenn es ein begehrtes Objekt ist - ein Automobil oder was auch immer - dann folgt Gebot auf Gebot auf Gebot. Ganz gleich, um was geboten wird. Dasselbe passiert auch am freien Markt, das Bisschen das uns noch bleibt. Ab immerhin geht es nach oben, wenn sich Knappheit zeigt - mit jeder Unzen, die dem Markt entzogen wird, verschärft sich die Angebotssituation.

Übrigens haben die Produzenten in anderen Industriemetallmärkten aktuell auch nicht viele Anreize: Zink liegt vom Hoch aus 51% im Minus, Blei 47%, Nickel 71%, Molybdän vom Hoch mit 71% im Minus und selbst Kupfer “Dr. Kupfer“ - der allgemein beste Indikator für die industrielle Nachfrage - liegt mit 34% im Minus.

Also: All diese Märkte, die ich als Hauptzulieferer für das Silberangebot betrachte - Blei, Zink und Kupfer - all diese Märkte sind auch schwer abgeschlagen, was nur heißt, dass diese Minen nicht wie verrückt fördern. Und so wie es aussieht, befindet sich China gerade in einem Zustand, in dem es die Welt für eine Zeit lang nicht mit einer gewaltigen Industriemetallnachfrage anführen wird. China hat viele interne Probleme auf finanzieller Ebene, mit einem überbauten Immobilien- und Wohnungssektor, etc. Wir sind also in einer Situation, wo der Zyklus - der zu hoch und tief ausschlagen kann - aktuell in einer zu niedrigen Position ist.


Mike Gleason: Sie sind eher am Puls des Geschehens, vielleicht mehr als jeder andere, zudem reden Sie die ganze Zeit mit den betreffenden Personen. Ich weiß auch, dass Sie sich erst letzten Monat auf den Silver Summit mit einer ganze Reihe von Akteuren des Sektors getroffen haben. Wie ist die Konferenz dieses Jahr gelaufen, wie ist die Stimmung derzeit angesichts der schwer abgeschlagenen Papierkurse am Gold und speziell am Silbermarkt?

David Morgan: Wir hatten eine tolle Konferenz, allerdings waren die Besucherzahlen eher im unteren Bereich. Die, die gekommen sind, waren die Realisten. Hier sind viele Überzeugte dabei, auch von der Unternehmensseite - also von der Investorenseite wie auch von der Firmenseite.



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