Drei Speichen Regel: Metalle, Wald und Wertpapiere?
27.11.2014 | Dr. Jürgen Müller
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Hier verachtfachte sich die Basis seit 2007. Dass sich die Aktienmärkte wieder zu spekulativen Übertreibungen hin entwickeln, zeigt ein Blick auf das aktuelle Shiller-KGV des marktbreiten S&P 500 Aktienindexes. Der Nobel-gekrönte Yale-Ökonom Robert Shiller schlug für die Berechnung des Kurs-Gewinn-Verhältnisses (KGV) vor, nicht nur den Gewinn des letzten Jahres als Basis zu verwenden, sondern den inflationsbereinigten Mittelwert der letzten 10 Jahre. Dieses sogenannte Shiller-KGV zeigt die Entwicklung der Gewinne der Aktienuntrnehmen wesentlich realistischer an und erlaubt zudem eine bessere historische Vergleichsbetrachtung.Abb. 6: Shiller-KGV des amerikanischen Aktienmarktes (S&P 500) von 1880 - heute. Eigene graphische Ergänzungen.
Aktuell (Stand Fr. 21.11.) liegt das Shiller-KGV bei 26,51 [6], im Graph wird noch 25,3 angegeben. Claus Vogt vertritt im Messemagazin die Meinung, dass der Wert sogar über 30 liegen müsste, - Zitat - "wenn man es um die auf ein Rekordhoch gestiegene Gewinnmarge bereinigt". Werte größer 30 wurden in den letzten 130 Jahren nur zweimal erreicht: 1929 und 2000 (siehe rot gestrichelte Linien im Abb. 6).
Die Weltleitbörse erscheint demnach aktuell überbewertet, sodass die Speiche Handelswaren in der oben genannten Bocker’schen Definition derzeit absolut unterzugewichten ist. Schichten Sie wieder in Aktien um, wenn Shiller unter 12 oder 10 fällt. Aufgrund der aufgestauten Absturzhöhe ist sogar mit Werten weit unter 10 zu rechnen, wie zuletzt 1980. Wer langfristig in Aktien investieren möchte, d.h. diese länger als 22 Sekunden zu halten gedenkt, muss im Prinzip nur diesen einen Chart kennen und Geduld haben. Die Zeit zum Umschichten wird wieder kommen.
Kommen wir zur nächsten Speiche "bar zu Hand". Nach Prof. Bocker ist diese Speiche heute gleichzusetzen mit Edelmetallen, - Zitat - "allen voran Gold". Dies trifft vor allem deshalb zu, weil offensichtlich die Nullzinsen nicht das Ende der Fahnenstange sein müssen, siehe die aktuelle Ankündigung der Commerzbank, Negativzinsen einzuführen. Wer hohe Geldbeträge auf Bankkonten hält (die rechtlich gesehen kein Guthaben sind, sondern eine Forderung gegen die Bank; man beachte diesen feinen Unterschied) ist heutzutage selber schuld. Prof. Bocker auf der Edelmetallmesse: "Es gelten die drei Grundregeln für Investoren: a) Sachwerte, b) Sachwerte und c) - Sie ahnen es - Sachwerte".
Die nachfolgende Graphik veranschaulicht die Papierlawine im Vergleich zum Goldpreis seit 1981.
Abb. 7: Indexierte Entwicklung des Goldpreise im Vergleich zur Geldmenge M2 des US-Dollars (Quelle: St. Louise Fed)
Anmerkung: Da die M3-Geldmenge seit 2006 von der Fed nicht mehr veröffentlicht wird, steht in dem Online-Tool der St. Louis-Fed nur die Geldmenge M2 als breiteste Gelddefinition zum Vergleich zur Verfügung. Die Entwicklung ist jedoch schon aussagekräftig genug, erkennen wir doch, wie unterbewertet Gold im Vergleich zur umlaufenden Geldmenge ist. Wäre der US-Dollar noch goldgedeckt, müsste der Goldkurs gemäß Abb. 7 heute mehr als doppelt so hoch sein.