Drei Speichen Regel: Metalle, Wald und Wertpapiere?
27.11.2014 | Dr. Jürgen Müller
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Johann Saiger nennt im Messemagazin in seinem sehr zum Studium empfohlenen Artikel "Von Goldpreis-Manipulationen" (Seite 144, ff.) noch einen weiteren sehr gewichtigen Grund, nämlich den der All-Inklusive Minenkosten der Goldförderung. Ich habe diesen Punkt bereits in meiner Dissertation [7] sehr ausführlich beleuchtet und veröffentlicht.Abb. 8: Minenkosten und Goldpreis
(Datenquelle: Thomson Reuters, Wordl Gold Coucil).
(Datenquelle: Thomson Reuters, Wordl Gold Coucil).
Ich habe bereits wiederholt darauf hingewiesen, dass die "Cash Kosten", die von Minenbetreibern sehr gerne ausgewiesen werden, nicht alle Kosten enthalten. Auch die sog. "totalen Produktionskosten" spiegeln die Realität nicht wider. Die "All-Inklusive-Kosten" beinhalten nämlich auch die Kosten der Ersetzung abgebauter Unzen. Wie obiger Graph schön vermittelt, stiegen diese Kosten in den letzten Jahren z.T. sprunghaft an.
Hintergrund ist die geologische Tatsache, dass immer weniger Goldvorkommen gefunden werden, und diese im Erzgehalt und in der Lage auch immer schlechter und risikoreicher werden. Ich prognostiziere, dass vor allem diese Kosten den Minenbetreibern in Zukunft davonlaufen werden, und somit auf die Gewinne der Minen drücken werden, sollten überhaupt noch welche übrig bleiben. Das Risikokapital für Explorer wird rückläufig sein und die Majors kommen dann mit ihrer Taktik "erfolgreiche Explorer aufkaufen" auch nicht mehr weiter.
Die Abbildung 8 verdeutlicht also, dass in der "All-In" Betrachtung die Förderkosten der Minen über den aktuellen Goldkursen liegen (siehe rote Einkreisung in Abb. 8). Alleine diese Tatsache zeigt, dass der Goldkurs im Augenblick unterbewertet ist und dieser Zustand nicht mehr allzulange aufrecht erhalten werden kann. Es sein denn, die Regierungen und/oder Zentralbanken würden damit beginnen, die Minen direkt mit neuem Fiat-Geld zu unterstützen.
Für die Goldmanipulation ist es natürlich höchst kontraproduktiv, wenn die Angebot-Nachfrage-Relation an physischem Edelmetall weiter ins Defizit fallen würde. Gold und auch Silber sind daher in meinen Augen im Augenblick absolute "Muss-Metalle", während Platin, Palladium und die Technologiemetalle "Kann-Metalle" zur Diversifikation sind. Größere Einmalbeträge würde ich nicht empfehlen, in letztgenannte Gruppe zu investieren, vielmehr kleine Beträge z.B. in Form von Sparplänen.
Als Fazit für die Speiche "bar zur Hand" bzw. Edelmetalle läßt sich also festhalten, dass diese im aktuellen geschichtlichen Kontext klar überzugewichten ist.
Kommen wir zur dritten Speiche Land bzw. Immobilien. Abbildung 2 zeigte bereits, dass diese Anlageklassen in Form von landwirtschaftlichen Nutzflächen und Waldimmobilien die höchste Rendite bei gleichzeitig niedrigster Volatilität darstellen. Wohnimmobilien ("Betongold") rentieren weitaus geringer und sind auch aufgrund folgender Faktoren als kritisch zu sehen:
Rückstellungen für Renovierung und Instandhaltung notwendig
Erschwerte Mobilität bei Brüchen im Lebenslauf (z.B. Arbeitsplatzwechsel, Scheidung)
Außerordentliche Reperaturen z.B. durch Umwelteinflüsse, abzulesen an den steigenen Prämien für Gebäudeversicherungen
Zeitzlich begrenzte Nutzbarkeit (technische Fortschritte, sich ändernde Lebensweisen)
Standortrisiko (Zwangshypotheken, staatlich verordnete Mietpreisbremsen, etc.)
Ausfall- und Verwüstungsrisiko z.B. durch Mietnomaden
In der Speiche Immobilien sind daher aus meiner Sicht zur reinen Geldanlage Acker und Wald klar zu präferieren. Auf der Edelmetallmesse war dieses Jahr auch wieder der Berater für Ackerböden, Gerhard Adam, mit einem Stand vertreten. Im persönlichen Gespräch nannte er Interessenten einen Betrag ab 100.000,- EUR als erforderliche Mindestinvestition. Grund hierfür ist, dass moderne Landwirte mit ihren Großgeräten nur große und zusammenliegende Flächen wirtschaftlich bearbeiten können und daher kleine Handtuch-Grundstücke im Grunde für Landwirte uninteressant sind.