Edelmetalle: Ausblick 2015: Preiserholung lässt noch auf sich warten
03.12.2014 | Eugen Weinberg
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Auch in Indien ging die Goldnachfrage in diesem Jahr merklich zurück. In den vier Quartalen bis einschließlich September lag diese 18% niedriger als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Zwar kam es im dritten Quartal zu einem kräftigen Anstieg der Schmucknachfrage um 60% gegenüber dem Vorjahr, was zu einem Anstieg der gesamten Konsumentennachfrage um 39% führte. Dieser Anstieg erklärt sich aber größtenteils mit dem sehr schwachen Vorjahresquartal, als die Goldnachfrage infolge der Einführung von Goldeinfuhrbeschränkungen und der sehr starken Nachfrage im vorherigen Quartal eingebrochen war. Im Oktober und November waren die indischen Goldimporte ebenfalls robust. Die überraschende Lockerung der Einfuhrbeschränkungen durch die indische Zentralbank Ende November könnte der indischen Goldnachfrage weiteren Auftrieb geben. Wir erwarten daher, dass Indien im Jahr 2015 etwas mehr Gold nachfragen wird als die für dieses Jahr zu erwartenden 850-900 Tonnen.
Der Gegenwind aus den ETF-Verkäufen dürfte 2015 weiter nachlassen. Im zu Ende gehenden Jahr werden die Bestände der Gold-ETFs voraussichtlich um 150-200 Tonnen Gold sinken, verglichen mit einem Rückgang um knapp 900 Tonnen im Vorjahr (Grafik 13).
Bei einer deutlich steigenden Volatilität an den Aktienmärkten dürfte das Sicherheitsinteresse der Anleger zunehmen und die Bereitschaft, von Gold in Aktien umzuschichten, entsprechend abnehmen. Bereits in diesem Jahr war zu beobachten, dass die Gold-ETFs zwischenzeitlich Zuflüsse verzeichneten, insbesondere wenn es an den Aktienmärkten zu starken Rückgängen kam. Ab dem zweiten Halbjahr kommenden Jahres sind wieder dauerhafte Netto-Zuflüsse vorstellbar.
Die Zentralbanken treten 2014 das fünfte Jahr in Folge als Netto-Käufer auf (Grafik 4). In den ersten drei Quartalen des laufenden Jahres kauften die Zentralbanken per Saldo 324 Tonnen Gold. Das Kaufvolumen des Vorjahres von insgesamt 409 Tonnen scheint damit erreichbar. Auch im Jahr 2015 dürften die Zentralbanken der Schwellenländer ihre Goldbestände weiter aufstocken, während die Zentralbanken der westlichen Industrieländer so gut wie kein Gold mehr verkaufen. Die Schweizerische Nationalbank wird allerdings zu keinem großen Goldkäufer, nachdem die Schweizer Goldinitiative in der Volksabstimmung klar abgelehnt wurde.
Wir erwarten, dass der Goldpreis im ersten Halbjahr des nächsten Jahres aufgrund der zunehmenden Spekulationen auf eine näherrückende Zinserhöhung in den USA zunächst weiter unter Druck stehen wird. Der Tiefpunkt beim Goldpreis dürfte mit dem Beginn des Zinserhöhungszyklus im zweiten Quartal erreicht werden. Wir rechnen mit einem Preisrückgang auf 1.125 USD je Feinunze im Durchschnitt des zweiten Quartals, wobei zwischenzeitlich auch ein Goldpreis unterhalb von 1.100 USD vorstellbar ist.
Nach dem Beginn der Zinserhöhungen dürfte die Belastung für den Goldpreis wie schon beim letzten Fed-Zinserhöhungszyklus zwischen 2004 und 2006 nachlassen (Grafik 5). Denn die Zinserhöhungen dürften im gleichen Tempo wie vor 11 Jahren vonstatten gehen, nämlich in moderaten Schritten von 25 Basispunkten pro Sitzung. Unterstützt durch eine anziehende Nachfrage in China und Zuflüsse in die Gold-ETFs dürfte der Goldpreis bis Ende 2015 auf 1.250 USD je Feinunze steigen. Ein Abweichen der Fed von dem unterstellten Pfad stellt das größte Risiko für diese Prognose dar.
Silber
Der Silberpreis dürfte sich im nächsten Jahr lediglich im Einklang mit dem Goldpreis bewegen, obwohl Silber relativ zu Gold momentan so günstig ist wie zuletzt vor fast sechs Jahren (Grafik 6). Einer besseren Preisentwicklung von Silber stehen die ungünstigen Fundamentaldaten entgegen. Laut Thomson Reuters GFMS liegt die physische Silbernachfrage im zu Ende gehenden Jahr 6,7% oder 72,5 Mio. Unzen (2.255 Tonnen) niedriger als im Vorjahr. Hauptgrund hierfür ist ein Einbruch bei der Nachfrage nach Münzen und Barren um 50 Mio. Unzen.
Die Industrienachfrage soll um 10,5 Mio. Unzen sinken, die Nachfrage nach Silberschmuck und Silberwaren um insgesamt 12 Mio. Unzen. Die Angebotsseite zeigt sich trotz des kräftigen Preisrückgangs und des niedrigen Preisniveaus relativ stabil. Unter dem Strich soll das globale Silberangebot Thomson Reuters GFMS zufolge im Jahr 2014 um 2,9% oder 28,9 Mio. Unzen (899 Tonnen) steigen. Dies ist vor allem der Minenproduktion geschuldet, welche in diesem Jahr auf ein neues Rekordniveau von 867,7 Mio. Unzen (26.986 Tonnen) steigen soll. Dabei spielt eine Rolle, dass Silber größtenteils als Nebenprodukt bei der Förderung von anderen Metallen wie Gold, Kupfer, Zink und Blei anfällt und der Silberpreis somit für die meisten Produzenten keine große Rolle spielt.
Dem Anstieg der Minenproduktion um 29,7 Mio. Unzen steht ein fast ebenso großer Rückgang bei Altsilber um 27,2 Mio. Unzen gegenüber. Das daraus resultierende Überangebot auf dem physischen Silbermarkt von 26 Mio. Unzen konnte durch die Zuflüsse in die Silber-ETFs bei weitem nicht absorbiert werden (Grafik 7). Diese sollen sich Thomson Reuters GFMS zufolge in diesem Jahr auf 16 Mio. Unzen belaufen (Grafik 21).