Edelmetalle: Ausblick 2015: Preiserholung lässt noch auf sich warten
03.12.2014 | Eugen Weinberg
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Auch für 2015 erwartet Johnson Matthey sowohl bei Platin als auch bei Palladium Angebotsdefizite. Bei Platin dürfte sich das südafrikanische Minenangebot im nächsten Jahr zwar merklich erholen, weil der negative Effekt des Streiks entfällt. Dem dürfte aber eine weiter steigende Nachfrage aus der (Auto-)Industrie und nach Schmuck gegenüberstehen. Erstere profitiert von strengeren Abgasvorschriften für Dieselfahrzeuge (Euro 6) in Europa und der Erholung des diesellastigen europäischen Automarktes, letztere vom niedrigen Preisaufschlag von Platin gegenüber Gold. Über die Höhe des Marktdefizits wird daher in erster Linie die Investmentnachfrage entscheiden. Diese dürfte 2015 kaum nochmals für einen Rückgang der Gesamtnachfrage sorgen. Solange die Investmentnachfrage nicht einbricht, spricht dies für ein Angebotsdefizit bei Platin in mindestens der selben Höhe wie in diesem Jahr.Bei Palladium dürfte sich die Minenproduktion im nächsten Jahr von den streikbedingten Ausfällen in Südafrika ebenfalls merklich erholen. Ein kleines Fragezeichen steht hinter Russland, wo das Angebot aufgrund der Sanktionen risikobehaftet ist. Die Nachfrageseite wird mehr denn je von der Automobilindustrie dominiert, welche mehr als 70% der Gesamtnachfrage stellt (Grafik 11).
Die robuste Verfassung der benzinlastigen Automärkte in den USA und China und das zunehmende Umweltbewusstsein sprechen für einen weiter steigenden Bedarf an Palladium für Autokatalysatoren. Zudem dürfte sich der Trend fortsetzen, dass Palladium verstärkt auch in Dieselmotoren zum Einsatz kommt. Seitens der Schmucknachfrage dürften erneut keine Impulse kommen. Der große Risikofaktor bei Palladium ist im nächsten Jahr die Investmentnachfrage. Deren starker Rückgang bei Platin in diesem Jahr deutet an, was bei Palladium im nächsten Jahr passieren könnte. Denn dieser erfolgte von einem Niveau aus, welches mit dem diesjährigen bei Palladium vergleichbar ist und wie bereits erwähnt ebenfalls durch die Auflage eines neuen ETFs in Südafrika begünstigt wurde.
Dass diese Annahme nicht zu pessimistisch ist, zeigt die Stagnation der Palladium-ETF-Bestände seit Mitte 2014 (Grafik 25). Eine im Jahr 2015 deutlich niedrigere Investmentnachfrage dürfte dafür sorgen, dass das Angebotsdefizit bei Palladium im nächsten Jahr merklich geringer ausfällt.
Der Platinpreis befindet sich in der Nähe eines 5-Jahrestiefs und reflektiert die knappe Angebotslage somit nur unzureichend. Im ersten Halbjahr 2015 rechnen wir aufgrund der von uns erwarteten Preisschwäche von Gold mit keiner nennenswerten Erholung des Platinpreises. Mitte nächsten Jahres dürfte Platin bei 1.200 USD je Feinunze notieren. In der zweiten Jahreshälfte 2015 sollte sich der Platinpreis spürbar erholen. Zum einen entfällt dann der Gegenwind seitens Gold. Zum anderen dürften die Lagerbestände, welche das Angebotsdefizit in diesem Jahr weitgehend überbrückt hatten, dann weitgehend verbraucht sein.
Bis Ende 2015 erwarten wir daher einen Preisanstieg auf 1.300 USD je Feinunze. Palladium hat in diesem Jahr mit einem Plus von mehr als 10% seit Jahresbeginn und einem zwischenzeitlichen Preisanstieg auf ein 13½-Jahreshoch bereits auf die Angebotsknappheit reagiert, auch wenn sich letzterer nicht als nachhaltig erwies. Die Konsolidierung dürfte sich zunächst fortsetzen und Palladium bis Mitte 2015 auf 750 USD je Feinunze fallen. Analog zu Platin rechnen wir auch bei Palladium im zweiten Halbjahr 2015 mit einer Verteuerung. Palladium dürfte Ende nächsten Jahres 850 USD je Feinunze kosten.
Auf einen Blick