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EZB kommt verstärkt in den Fokus

07.01.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1865 (07.59 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1855 im asiatischen Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 119.05. In der Folge notiert EUR-JPY bei 141.25. EUR-CHF oszilliert bei 1.2010.

Der Euro bleibt unter nachhaltigem Druck. Die nach unten ausgerichtete Zinsphantasie bezüglich der erwarteten Maßnahmen der EZB sind gekoppelt mit dem Griechenland-Fiasko Treiber dieser Entwicklung.

Die gestern thematisierten Optionen der EZB bei Staatsanleihekäufen spielen mit Renditen für AAA-Staaten an der Nullgrenze, respektive sogar im Negativzinsbereich. Die Divergenz zu den USA wäre damit in der Tat äußerst ausgeprägt. Ergo gilt kurzfristig, dass diese beiden Themen weiter nachhaltig belastend auf den Euro wirken werden.

Was bedeutet der Einfluss des Zinsniveaus, der Bewertung des Euros und der Bewertung der Energiepreise für den potentiellen Konjunkturpfad der Eurozone?

Die Attrraktivität einer Währung begründet sich nicht monokausal. Fakt ist, dass damit Entlastungspotential geschaffen wird, das konjunkmturelle Traktion begründen kann.

Die entlastende Wirkung der drastisch verringerten Energiepreise rechnet der DIHK auf das Jahr auf 20 Mrd. Euro für den deutschen Wirtschaftsraum hoch, sofern das Preisniveau anhält.

Der Verfalls des Euros gegenüber dem USD um circa 15% in den letzten 12 Monaten erhöht die internationale Konkurrenzfähigkeit der Anbieter der Eurozone erheblich. Ein noch niedrigeres Kapitalmarktzinsniveau entlastet die Schuldner und setzt damit diskretionäre kaufkraft für andere Zwecke frei. Gleichzeitig erhöht es den Anreiz für investive Maßnahmen, aber auch das Risiko von Fehlallokationen (Überbewertungen).

Das von Juncker geplant Investitionsprogramm für die Eurozone steht zusätzlich im Raum und sollte mittelfristig Wirkung entfalten.

Losgelöst von dem Griechenland-Fiasko ergibt sich zwischen USA und Eurozone ein qualitativer Unterschied bezüglich der vorgenommenen Strukturreformen (siehe Jahresausblick 2015).

Die diskontierte und viel besprochene Zinswende in den USA wird vor diesem Hintergrund bestenfalls zu einem "Zinswendchen".

Mehr noch fällt das Fracking-Thema den USA, sofern das Preisniveau sich nicht zügig Richtung 80 - 90 USD erholt, massiv auf die Füsse. Die Stresszustände sind in diesem Sektor äußerst ausgeprägt. Damit wackelt das in den letzten Jahren auf dieser Basis etablierte US-Geschäftsmodell nicht unerheblich.

Mittel- und langfristig (ab Mitte des Jahres) ist unter der Maßgabe, dass das Griechenland-Fiasko nicht zu einem Desaster ausartet, durchaus Aufwärtspotential für den Euro gegenüber dem USD erkennbar.

Die Nachrichten aus Deutschland sind ermutigend.

Per Berichtsmonat November legten die Einzelhandelsumsätze im Monatsvergleich um 1,0% zu (Prognose 0,0%). Der Vormonatswert wurde von +1,9% auf +2,0% revidiert. Im Jahresvergleich stellte sich ein Rückgang um -0,8% nach zuvor +2,1% ein.

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Die saisonbereinigte Zahl der Erwerbstätigen mit Wohnort in Deutschland ist im November im Vergleich zum Vormonat um 11.000 gestiegen (Berechnungsbasis ILO). Die Einkaufsmanagerindices, die von Markit ermittelt werden, lieferten für den Dienstleistungssektor der Eurozone in der finalen Fassung per Dezember leichte Ernüchterung. Der Index sank von 51,9 auf 51,6 Punkte. Damit ist weiter Wachstum gewährleistet. Die Dynamik der Expansion ist jedoch unausgeprägter.

Gleiches gilt für den Composite Index, der laut finaler Berechnung von 51,7 auf 51,4 Punkte sank.

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Die Daten aus den USA konnten die Erwartungen nicht erfüllen: Der Auftragseingang sank per November im Monatsvergleich um -0,7% nach zuvor -0,7%. Die Prognose lag bei -0,5%. Damit kam es den vierten Monat in Folge zu Rückgängen.

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Der ISM-Dienstleistungsindex sank per Dezember unerwartet stark von zuvor 59,3 auf 56,2 Punkte. Die Prognose lag bei 58,2 Zählern. Damit wurde der niedrigste Wert seit Juni 2014 markiert.

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Der Index der Geschäftsaktivität brach von 64,4 auf 57,2 Punkte ein und erreichte den schwächsten Wert seit März 2014.

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Derzeit ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2100 - 30 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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