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Divergierende Signale an den Märkten

13.01.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1832 (07.45 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1787 im Europa-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 118.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 140.35. EUR-CHF oszilliert bei 1.2010.

An den Märkten bestimmt hohe Volatilität bei grundsätzlich positiven Vorzeichen die Aktienmärkte.

Bezüglich der konservativen Bewertung (3% Dividendenrendite im DAX, KGV unterhalb des historischen Durchschnitts) stellt der deutsche Aktienmarkt unverändert eine attraktive Möglichkeit der Kapitallokation dar. Die Bondmärkte sind fraglos gut unterstützt als Ausdruck der Fortsetzung der Repression, aber auch als Ausdruck erhöhten Stresses und einer sich neu anbahnenden Krise?

Nachfolgende potentielle Krisenauslöser böten sich aktuell an:

  • Glaubwürdigkeit der globalen Zentralbankpolitik
  • USA und Japan ohne Strukturreformen - Kosmetik hält nicht ewig
  • Eurozone - Grexit

Bedeutende Rohstoffpreise signalisieren konjunkturelle und/oder strukturelle Stresszustände:

  • Der Ölpreis fiel auf den niedrigsten Stand seit sechs Jahren
  • und der Kupferpreis markierte den tiefsten stand seit fünf Jahren.

Mit anderen Worten bewegen sich sensible Rohstoffpreise auf den Krisenniveaus von 2009/2010. Das geschieht vor einem Hintergrund, der von der höchsten Wachstumsprognose des IWF seit 2011 bestimmt ist.

Die Baisse des Ölpreises hat fraglos einerseits mit einem üppigen Angebot zu tun und möglicherweise auch mit einer politischen Steuerung

  • entweder als Ausdruck der Unterstützung der Sanktionspolitik gegen Russland
  • oder aber aus individuellen Interessen Saudi-Arabiens, die durch das US-Fracking in ihrer den Preis bestimmenden Rolle Statur verloren hatten.
  • Es könnte auch ein Mix beider Einflüsse sein.

Ergo spielen hier die Aspekte der globalen Konjunkturlage nicht die entscheidende Rolle.

Bei dem sensitiven Konjunkturbarometer Kupfer liegt der Fall anders. Diese Entwicklung ist grundsätzlich deutlich ernster zu nehmen. Auch hier sind jedoch politische Aspekte im Zusammenhang mit der westlichen Politik gegenüber Russland nicht vollständig von der Hand zu weisen. Als Fazit bietet sich an, feszustellen, dass bei den aktuellen Divergenzen die Themen Finanz- und Wirtschaftskrieg mindestens eine bedeutende, wenn nicht sogar eine entscheidende Rolle spielen.

Solitär das Thema Wirtschafts- und Finanzkrieg in den Fokus zu nehmen, ist jedoch unangebracht.

Die Stabilität des westlichen Finanzsystems lässt insbesondere vor dem Hintergrund der Struktureeformverweigerung der USA nach wie vor zu wünschen übrig. Dieses Thema wird genauso stringent medial und analytisch ausgeblendet wie 2007/2008, bis das "Kind" offensichtlich in den Brunnen gefallen war.

Die Tatsache, dass das US Fracking/Shale Gas Geschäft den USA derzeit auf die Füsse fällt, sollte vor dem Hintergrund der labilen Strukturen (Leverage Effekte größer als 2008) nicht unterschätzt werden.

Bleiben wir im "Mainstream" und in unserem Basiszenario des Jahresausblicks 2015 (60% Wahrscheinlichkeit), das bezüglich der globalen Wachstumsprognose (BLB 3,7%) eine starke Nähr zur IWF-Prognose (3,8%) hat:

Bezüglich des soliden Wachstumspfads, den der IWF per 2015 prognostiziert, und der anstehenden infrastrukturellen Erschließung Eurasiens (Russland, China Indien) sind die aktuell niedrigen elementaren Rohstoffpreise auf Dauer nicht notwendig trendfähig. Das impliziert, dass die derzeit rückläufige Preisinflation ein temporäres Phänomen darstellt.

Geniessen wir die Folgen, die diskretionäre Kaufkraft für andere Dinge freisetzen und die Chancen für smarte Unternehmen bieten, ihre Risiken bei Rohstoffen auf attraktiven Niveaus mittel- und langfrsitig absichern zu können.

Machen wir einen Ausflug in die USA. Wo liegen die Preissensivitäten im US-Ölsektor Fracking/Shale Gas? Bis auf das erste Projekt sind alle Unternehmen bei dem aktuellen Preisniveau unter Wasser. Andauernder Preisstress im Ölsektor trifft diesen Kern der US-Wirtschaft, der in der Tat nachhaltige positive Impulse für Wachstum und Beschäftigung setzte. Dauerhaft niedrige Energiepreise werde das Angbeot verkürzen und damit Preis stabilisierend wirken.

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Geopolitik hat eben nicht nur in Europa ihren Preis …. Derzeit ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.2100 - 30 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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