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Antal Fekete: Moderne Österreichische Schule positiv aufmischen (Teil 1/2)

14.01.2015
Daily Bell: Wir werden Ihnen Fragen stellen, die sich teils auf Rückmeldungen beziehen, die uns bezüglich Ihrer Artikel zum Thema Inflation erreicht haben. Sie dürfen diese solange kommentieren, wie Sie wollen, aber bitte versuchen Sie dabei, Ihre Antworten so einfach und verständlich zu halten, damit der Leser so viel wie möglich von Ihren Einsichten profitieren kann.

Wir wissen, dass Sie einige dieser Frage schon mehrmals beantwortet haben, und wir schätzen Ihre Geduld. In Anbetracht der Bedeutung des Themas kann eine Wiederholung wohl nicht schaden.


Antal Fekete: "Repetitio est mater studiorum“, so ein lateinisches Sprichwort: Wiederholung ist die Mutter des Studierens.


Daily Bell: Bitte definieren Sie Deflation und Disinflation aus monetärer Sicht und auch aus Sicht der Preise.

Antal Fekete: Deflation ist auf jeden Fall nicht mit sinkenden Preisniveaus gleichzusetzen. Technologische Verbesserungen in der Produktion bewirken in einem System des werthaltigen Geldes ein behutsam sinkendes Preisniveau; das ist keine Deflation.

Deflation als Schrumpfung der vorhandenen Geldbestände zu definieren, ist völlig falsch. Aktuell sind wir mit einer enormen Ausweitung des Geldangebots konfrontiert, dennoch sind viele Ökonomen (ich gehöre dazu) der Überzeugung, dass wir inmitten einer Deflation stecken. Ich würde Deflation lieber als pathologische Verlangsamung der Geldumlaufgeschwindigkeit definieren.


Daily Bell: Wir sind folgender Ansicht: In einem von Zentralbanken und Geldschöpfung geprägtem Wirtschaftssystem kann monetäre Deflation über längere Zeiträume hinweg nur schwerlich erreicht werden. Haben Sie Anmerkungen?

Antal Fekete: “Erreichen" ist nicht das passende Wort. Niemand will Deflation; Deflation wünscht man sich so sehr, wie man sich einen krankhaften Zustand im eigenen Körper wünscht. “Auftreten“ wäre vielleicht ein besseres Wort.

Ich teile Ihre Annahme nicht, dass Zentralbankengeldschöpfung konträr zur Deflation steht. Ich gehöre zur größten anzunehmenden Minderheit derer, die meinen, dass genau das Gegenteil der Fall sei. Mit dieser Meinung stehe ich allein:

Die Ausweitung des Geldangebots durch Offenmarktankäufe von Staatsanleihen durch die Zentralbank ist die direkte Ursache von Deflation.

Ich weiß, dass man dem intuitiv widersprechen möchte, es ist nichtsdestotrotz wahr. Denken Sie nur daran, dass sich hier die Anleihespekulanten einklinken und den Aktionen der Fed vorgreifen. Sie sind die ersten, die diese Anleihen kaufen, nur um sie anschließend mit einem saftigen Aufschlag an die Fed weiterzureichen.

Aktuell wird diese Praxis als “Front-Running“ bezeichnet; sie kommen der Fed also zuvor. Die Spekulanten haben das Heft in der Hand, nicht die Fed. Schon erstaunlich, dass schlaue Spekulanten wie John M. Keynes nicht erkannten, dass der deflationäre Haken an der Sache eben die risikofreien Profite sind. Die Möglichkeit, diese mitzunehmen, macht die Geldmengentheorie zunichte. Die “Neigung zur Mitnahme risikofreier Gewinne“ stellt die “Konsumneigung“ in den Schatten.

Warum wirkt es aber deflationär? Eben weil es die Geldumlaufgeschwindigkeit sinken lässt. Mag die Fed so schnell drucken wie sie will, die profithungrigen Anleihespekulanten schöpfen diesen Output noch schneller ab. So schnell sogar, dass auch die Rohstoffspekulanten - die andernfalls wohl eher versucht wären, das frisch gedruckte Geld, in Erwartung von Inflation, für den Kauf von Gütern auszugeben - plötzlich Kehrtwende machen und Richtung Anleihemarkt marschieren, weil dort richtig was los ist. Die Alternative wäre noch, am Markt zu bleiben, um Rohstoffe leer zu verkaufen, wie z.B. Rohöl, um nur ein aktuelleres Beispiel zu nennen.


Daily Bell: Unserer Lesart von Rothbard zufolge müsste die Inflation von Vermögenspreisen scheinbar zu Deflation und Disinflation führen. Das Geldangebot muss steigen, um fallen zu können. Ist da etwas Wahres dran?

Antal Fekete: Ich würde die Formulierung ein wenig abändern: Die Geldumlaufgeschwindigkeit muss erst steigen, damit sie fallen kann.


Daily Bell: Nehmen wir an, eine Kreditinstitution wie American Express würde bankrottgeht, würde das Deflation darstellen?

Antal Fekete: Der Bankrott gleich welcher Firma ist ein Symptom von Deflation, die sich immer nachdrücklicher rächt. Damit wird ein “Domino-Effekt“ in Gang gesetzt. Deflation erzeugt mehr Deflation. Die Geldumlaufgeschwindigkeit gerät ins Trudeln. Allerdings sollte man sich bewusst sein, dass ursprüngliche Anschub von der Fed kam, mittels der Anleihekäufe am offenen Markt. Das sorgte für ein Ausbluten solider, produktiver Firmen, deren Profite auf jeden Fall nicht risikofrei waren.


Daily Bell: Entsteht Disinflation und Deflation, wenn die Zentralbanken die Zinssätze niedrig halten? Wie das?

Antal Fekete: Das Wort “Disinflation“, das ja nahelegt, die Fed könnte die Geldhähne einfach auf- und zudrehen, gibt es nicht in meinem Wortschatz. Solche Macht hat die Fed in Wirklichkeit gar nicht. Sicherlich kann sie den Hahn öffnen, allerdings konnte man noch nie beobachten, wie sie diesen schließt. Schlimmer noch: Sie hat überhaupt keine Kontrolle darüber, wie die Menschen mit dem zusätzlichen Geld umgehen werden, das dort aus den Hähnen spritzt oder aus den Helikoptern geschmissen wird.

Sicher, die Schlauen würden Anleihen kaufen und keine Rohstoffe, wie die Fed gehofft hatte. Die wussten ja, dass sich die Anleihen jederzeit wieder in den offenen Markt abstoßen ließen, und zwar mit einem satten Aufschlag. Risikofrei.



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