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Ein Blick auf 2015

19.01.2015  |  Prof. Dr. Thorsten Polleit
- Seite 2 -
Die Vernunft siegt: Schweizer Nationalbank (SNB) spricht Misstrauensvo-tum gegenüber dem Euro aus

Es war eine "Explosion" auf den internationalen Finanzmärken: Am 15. Januar 2015 verkündete die Schweizer Nationalbank (SNB), sie werde den bisherigen 'Mindestkurs‘ von 1,20 Franken pro Euro aufheben. Gleichzeitig senkte sie ihren "Leitzins" von -0,25 auf -0,75 Prozent. Diese Entscheidung kam überraschend für die Finanzmärkte. Am 6. September 2011 hatte die SNB beschlossen, sie werde den Franken bei 1,20 gegenüber dem Euro halten - indem sie unbeschränkt Euro kauft, wenn nötig, um den Franken-Wechselkurs (der nach damaliger Meinung der SNB "überbewertet" war) vor einer weiteren Aufwertung zu hindern. Seither hatte die SNB stets beteuert, sie werde den Minimumkurs mit allen Mitteln verteidigen. Doch das ist jetzt Makulatur.

Es ist nicht zu übersehen, dass die SNB-Entscheidung, den Mindestkurs aufzuheben, nur einen Tag kam, nachdem die europäische Gerichtsbarkeit aus Brüssel durchblicken ließ, die Europäische Zentralbank (EZB) hätte durchaus die Befugnis, Anleihen der Euro-Staaten aufzukaufen. Damit gab die Brüsseler (Vor-)Entscheidung der EZB Carte Blanche, um die Euro-Schuldenmisere mit dem Anwerfen der elektronischen Euro-Notenpresse zu entschärfen. Offensichtlich will die SNB das Schicksal des Franken nun nicht mehr an das des Euro binden.

Die EZB darf (so deutet das "Vor-Urteil" des Europäischen Gerichtshofes an) Euro-Staatsanleihen kaufen - etwas, was der Maastricht-Vertrag und die Statuten der EZB und der nationalen Zentralbanken im Euroraum verhindern sollten. Ein Euro-Staatsanleihekauf der EZB läuft Gefahr, in eine überaus große Ausweitung der Geldmenge auszuarten - was den Euro-Außenwert auf Talfahrt schicken und letztlich natürlich auch die Kaufkraft des Euro aushöhlen würde. Deutlicher hätte das Misstrauensvotum der Schweizer gegenüber der EZB und dem Euro also wohl kaum ausfallen können. Der Schweizer Franken dürfte gegenüber dem Euro unter Aufwertungsdruck bleiben.

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Quelle: Bloomberg, eigene Berechungen.


Das gefährliche Spiel mit der Währungsabwertung

Vielerorts findet eine Politik Zuspruch, die danach strebt, den Außenwert der eigenen Währung zu schwächen. Dadurch sollen Exporte und damit die heimische Wirtschaft belebt und wirtschafts- und finanzpolitische Probleme entschärft werden. Bekannt ist diese Politik als "den Nachbarn anzubetteln" ("Beggar-thy-neighbor-policy"). Die Überlegung ist dabei, dass eine abwertende Währung die Exporte eines Landes verbilligt und so die heimische Nachfrage stärkt. Doch in weltweit miteinander verflochtenen, arbeitsteilig organisierten Volkswirtschaften ist das eine verkürzte Sicht. Eine Währungsabwertung verteuert nämlich gleichzeitig auch die Importgüter und schmälert die Kapitalimporte. Beides schwächt die Wachstums- und Prosperitätsaussichten.

Japan und der Euroraum setzen jedoch ganz offensichtlich auf eine Abwertung der eigenen Währung, vor allem dadurch, dass die Zentralbanken die Leitzinsen auf null Prozent halten und die (Basis-)Geldmenge ausweiten. Auch ist denkbar, dass China sich von der jahrelangen Maxime, den Renminbi-Außenwert aufwerten zu lassen, abkehren könnte - was dann wahrscheinlich wäre, wenn das Ende des chinesischen "Häuser-Booms" die Gesamtwirtschaft stärker abschwächen sollte, als es derzeit der Fall zu sein scheint. Das Bestreben vieler Länder, ihre Währung abzuwerten, könnte den Außenwert des US-Dollar weiter in die Höhe treiben.

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Quelle: Bloomberg, eigene Berechungen.



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