Suche
 
Folgen Sie uns auf:

QE-Programm der EZB - Eurozone auf japanischem Kurs

18.01.2015  |  Klaus Singer
- Seite 2 -
Die Eurozone steuert geradewegs auf japanische Verhältnisse zu. Die dort heutzutage von Wahnsinn getriebene Wirtschafts- und Finanzpolitik wird dazu führen, dass in einigen Jahren alle japanischen Staatsanleihen bei der BoJ liegen. Da der Anteil der ausländischen Gläubiger des japanischen Staates immer niedrig war und ist, wird es so möglicherweise auch gelingen, die Zinsen dauerhaft tief zu halten.

Vermutlich wird die EZB denselben Weg gehen – mit dem Unterschied, dass der Anteil der ausländischen Gläubiger der Eurozone nicht zu vernachlässigen ist. Ein QE-Programm ebnet aber den Weg in diese Richtung. Aber auch hier zeigt sich: Das angedachte Volumen von einer Billion Euro ist da viel zu wenig.

Das Sorgenkind der Eurozone heißt Frankreich. Hinsichtlich Wettbewerbsfähigkeit liegt es im internationalen Rahmen auf Platz 62 hinter Albanien. Der Staatsanteil am Wirtschaftsleben zählt zu den höchsten in der Eurozone und kann sich auch im internationalen Rahmen sehen lassen (siehe Chart!).

Open in new window

Je höher der Anteil der Staatsausgaben am BIP, je niedriger ist in aller Regel das Wirtschaftswachstum (siehe Chart!). Vielleicht erreicht Frankreich dieses Jahr die 1%-Marke – sicher ist das nicht. Wahrscheinlicher ist, dass das Land in eine Rezession zurückfällt. Ohne QE-Programm der EZB würden die Zinsen auf die Staatsverschuldung dann deutlich anziehen, gegenwärtig liegen die langfristigen Renditen bei 0,8%. Frankreich ist der wichtigste Handelspartner Deutschlands in der Eurozone, einige Politiker und „Analysten“ könnten ein solches QE-Programm als in deutschem Interesse geboten ansehen.

Open in new window

Und so reiht sich mit dem QE-Programm der EZB eine weitere angeblich kurzfristig nötige Maßnahme an die vorhergehenden und in der Summe bleiben die strukturellen Probleme allesamt ungelöst. Die Eurozone bräuchte mindestens zwei "Euros", wenn nicht drei, um der ungleichen Entwicklung innerhalb dieses Währungsraums Rechnung zu tragen. Auch das würde die strukturellen Probleme nicht lösen, aber sie kämen auf dieser Basis einer Lösung näher. Zumindest in Grenzen würden so Ausgleichsbewegungen über Währungsrelationen möglich, die Last der Anpassung müsste nicht mehr fast ausschließlich von den Arbeitsmärkten getragen werden.

Das QE-Programm der EZB wird ein strukturelles Problem in der Eurozone verstärken - die Staatsverschuldung, die zur Eurokrise wesentlich beigetragen hat, wird weiter zunehmen. Die Ausgaben auf Pump verschaffen zeitweilig Erleichterung, dämpfen kurzfristig rezessive Tendenzen. Aber wie das so ist bei kreditfinanzierten Ausgaben - sie müssen sich als Investition rentieren. Sie haben sich bisher nicht rentiert (sonst hätten wir das Problem der Staatsverschuldung nicht), warum soll das dieses Mal anders sein?

Perspektive Japan: Die Eurozone folgt mit einigen Jahren Verzögerung der Wirtschafts- und Finanzpolitik dort. Es gibt aber noch mindestens einen weiteren Umstand, der Japan von der Eurozone unterscheidet. In Japan gibt es eine Regierung, in der Eurozone 18 (plus Politbüro in Brüssel). Deshalb wird dieser Weg hier nicht ganz so geräuschlos eingeschlagen werden können. Das kann ein Vorteil sein - oder ein Nachteil?

Erwähnte Charts, weiterführende Verweise und Quellenangaben können hier eingesehen werden.


© Klaus G. Singer
www.timepatternanalysis.de



Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!




Alle Angaben ohne Gewähr! Copyright © by GoldSeiten.de 1999-2024.
Die Reproduktion, Modifikation oder Verwendung der Inhalte ganz oder teilweise ohne schriftliche Genehmigung ist untersagt!

"Wir weisen Sie ausdrücklich auf unser virtuelles Hausrecht hin!"