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Achtung, gefährlich!

19.01.2015  |  Christian Vartian
Die Berichtswoche wurde fast ausschließlich von der Entscheidung der SNB geprägt, wider ihrer eigenen Ansage einige Tage davor, den PEG des CHF zum EUR aufzuheben.

Die Art und Weise der Durchführung übertraf noch den eigenen Rekord aus dem Jahre 2011, wo man bei Einführung des PEG diesen auf 1,20 einführte, dies aber nicht zu einem Zeitpunkt, als der Kurs in der Nähe lag, sondern als der Kurs bei 1,0 lag - Ergebnis: Kurssprung wie bei einer Währungsreform.

Nun machte die SNB das Gleiche in die andere Richtung, dazu noch garniert mit der Zurücknahme einer eigenen Ansage von vor nur einigen Tagen und da der Kurssprung in die Gegenrichtung geschah und der CHF eine Carry- Trade- Kreditquellwährung ist, mit desaströsen Folgen. Der Kurs des EUR fiel von 1,20 CHF auf unter 1,0, kurzfristig noch weit darunter.

Zuerst erwischte es den FOREX Markt, dort zuerst die Broker: Alpari UK ging Pleite, etliche kleinere Broker ebenfalls …, die US Nr. 1 FXCM überstand es liquiditätsmäßig alleine, hat aber zur Sicherheit wegen regulativen Kapitalerfordernissen zusätzliches Kapital aufgenommen, um Verluste zu decken ... Die Broker trifft keinerlei Schuld, Kurssprünge bei einer westlichen Währung eines entwickelten Landes von 25% sind völlig unbeherrschbar. Die Kunden traf auch keine Schuld, bei vielen ist alles weg.

Die Folgen alleine im FOREX-Bereich sind noch nicht übersehbar, im Bereich der Buchkredite- Stichwort beispielhaft Immobilien-CHF-Fremdwährungsfinanzierung und Finanzierung vieler öffentlicher Haushalte im EUR- Raum in Franken (alles wegen niedrigerer Zinsen) gehen in hunderte Milliarden weltweit. Der Kurs des CHF schnellte zu USD u.a. fast genau so in die Höhe wie zum EUR, er traf WELTWEIT ins Mark. Die Schulden sind nun sprungartig höher, von Konkurs des Schuldners bis zur Downgradeverpflichtung des Kredites (nun deutlich höher) durch die Gläubiger ist alles möglich. Ein weiterer CHF Short- Squeeze wenn Immobilienkredite in EUR (oder USD) zurückgedreht würden, könnte folgen (dazu muß man die geschuldeten CHF nämlich erst einmal zurückkaufen)

Der Schweizer Aktienindex SMI fiel mit dem USD CHF im wesentlichen mit und zeigte ganz klar, dass Sprungaufwertungen dieser Art- Währungsreformen im Kern - den Wert von Unternehmen nicht erhöhen (noch senken).

Die noch wichtigere Carry-Trade-Kreditquellwährung, der JPY stieg noch dazu auch diese Woche und machte es noch schlimmer (wenngleich die Bank of Japan keine Kurssprünge verursachte noch eine ganz frische Aussage widerrief). Sie ließ gerüchteweise verlautbaren, generell über die Fortsetzung ihres QE nachzudenken. Hier der kritische Kurs EUR JPY:

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Würde die BoJ ihr QE sofort beenden, ist wie beim CHF ein Short- Squeeze zu erwarten, bloß das Ausmaß wäre noch viel höher und der Kreditmarkt überlebt schon den CHF Spike nur mit Mühe, käme zum gleichen Zeitpunkt noch der JPY dazu, dann werden wir wissenschaftlich und praktisch sehr schnell erfahren, wie CDS-Default-Trigger funktionieren und Gold und Silber würde ich dann schon mal griffbereit haben.

Moody's stufte nun auch das Sovereign Debt der Russischen Föderation auf eine Stufe über Chunk. Das nächste Spiel mit Default.

In den USA kamen Unternehmenszahlen schlechter als erwartet (kein Wunder bei der USD-Aufwertung der letzten Quartale und international beißender Deflation), aber recht heldenhaft im Rahmen dafür und gutes Verbrauchervertrauen.

Wie schon seit einigen Wochen halten wir uns von Hedges bei Edelmetallen fern, möchten dies spätestens ab morgen für die kritische Zeit (EZB, Griechenland, SNB Fallout …) auch empfehlen, keine Derivate am Buch zu haben. Die Quote an Gold und Silber haben wir zu Lasten von Palladium erhöht.

Die EZB soll der Deutschen Regierung ein Konzept vorgelegt haben, bei welchem die EZB die Mitgliedszentralbanken autorisiere, die Staatsanleihen ihres eigenen Landes zu kaufen. Interessantes Konzept, allerdings kennt man Details nicht (Mengenbegrenzungen je nach BIP??? ... keine Mengenbegrenzungen???) Ohne Mengenbegrenzungen bedeutete dies, dass ohne den Aufbau von Target 2 Salden jede Zentralbank Geld schöpfen könnte, ohne sich via EZB bei einer anderen zu verschulden, sie könnte auch Target 2 Salden aus "Frischgedrucktem" zurückzahlen. Zu Lasten der Währung selbstverständlich. Die EUROS der Deutschen würden verdünnt, diesmal so, dass gar keine (ohnehin uneintreibbare) Forderungen mehr aufgebaut würden.

Der DAX 30 reagierte positiv, nicht positiv genug allerdings in Anbetracht dessen, dass die Schweiz ja jetzt wesentliche Marktanteile auch noch an die Süddeutsche Industrie abzugeben entschlossen ist, QE im eigenen Währungsraum vor der Türe stehen könnte, die Milderung bis Abschaffung der exportbehindernden Russland- Sanktionen diskutiert wird und nicht zuletzt die laufende Abwertung des EUR auch gegenüber dem USD, welche der US-Industrie keine Chance lässt, das Ultra-Turbo-Konjunkturprogramm für die BRD vervollständigt. Kommt noch die Aufwertung des YUAN gegen den EUR?

Manche haben eben Glück, so die BRD, welche von Morgenthau Plänen immer mehr Nationen gegen sich selbst (oder dem kollektiven Selbstmordtrieb ihrer Konkurrenten) mehr und mehr absatzmäßig profitiert.

In der Schweiz kam es auch gleich zu Bank Runs, allerdings nicht wegen Angst um die Banken, sondern weil viele EUR haben wollten für 0,8-1 CHF, die so viel kaufen können wie 1,60 CHF bei ihnen zu Hause, verständlich. Deutsche Qualität zum halben Preis Kaufen ist hochvernünftig.

Dem Finanzsystem fehlt noch immer die DEM. Ihr Fehlen bringt alles durcheinander - voran den USDX, entschuldigt zuletzt auch das WAS der Aktionen der SNB (keinesfalls aber das WIE). Der Deutschen Industrie fehlt sie garantiert nicht, der fehlt bald das Personal. Denn die Hartwährungsmißversteher haben eines nicht begriffen: Im sinkenden EUR herrscht keine Inflation, im sinkenden EUR hebt niemand die Zinsen an, um die Währung zu verteidigen, der EUR ist nicht zu weich, die anderen sind bloß Selbstmörder, denn im sinkenden EUR befindet sich die beste Industrienation der Welt, die sehr gerne auch der Schweiz und den USA und ggf. Japan alles verkauft, was diese brauchen.

Unseren Edelmetallen gefiel das Spiel mit Feuer der Zentralbanken erwartungsgemäß gut und sie könnten auch blitzartig gebraucht werden, falls es triggert.

Der Deflationsfetischismus wurde diese Woche also noch weiter verschärft, nunmehr aber garniert mit der Möglichkeit der Abkürzung: Konkurskaskade. Im Grunde stellt diese neben inflatorischen Szenarios und deflatorischen Szenarios eine dritte Variante dar, welche scheinbar extrem anziehend zu sein scheint.

Zuletzt noch zur Erinnerung, was Hartwährung vernünftigerweise eigentlich ist: Eine kontrollierte Inflation von 3-5%, so gesehen bei der DEM alt der Bundesrepublik alt, niemand hat Geldentwertung geschrien, die Wirtschaft brummte.

Der EUR ist gemessen an der Inflationsrate viel härter als die DEM der BRD alt und alle anderen (USD, JPY vielleicht bald wieder) komplett deflationssüchtig. Die Schweiz schießt nun den Vogel ab, kommt sie doch der Forderung der Grünen, die Belästigung der Umwelt durch Industrieproduktion vollständig zu unterlassen, nun am weitesten entgegen.

Gold long, Silber long, DAX long. Warum steht der DAX nicht auf 20.000 und Gold nicht auf 2000?



© Mag. Christian Vartian
www.gip-ag.ch



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