Griechenlandwahl schafft Fakten
26.01.2015 | Folker Hellmeyer
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Die Wahl in Griechenland liegt hinter uns. In der Folge sank der Euro gegenüber dem USD auf den tiefsten Stand seit 11 Jahren. Das Wahlergebnis ist klar und eindeutig. Nach aktuellem Stand der Auszählung hat Syriza 36,4% der Stimmen auf sich vereinigt und verbucht 149 der 300 Parlamentssitze für sich. Ergo ist eine Koalitionsregierung erforderlich. Zwei kleine Parteien haben sich der Syriza angeboten. Heute sind erste Koalitionsgespräche geplant. Tsipras erwartet, dass die neue Regierung bis spätestens Mittwoch vereidigt sein werde.
Das ist positiv zu bewerten. Handlungsfähigkeit in Athen ist jetzt von hoher Bedeutung, um die im Raum stehenden Dispute zwischen der neuen Regierung und ihren Gläubigern zu bereinigen.
Fakten sind geschaffen:
Das gilt auch für die EZB, die aus rechtlichen Gründen an einem in der Diskussion stehenden Schuldenschnitt nicht teilnehmen können. Die Mahnungen seitens der Vertreter der EU und der Eurozone gehen alle in eine Richtung, dass die Reformen in Griechenland und den anderen Staaten der Eurozone fortgesetzt werden müssen. In der Debatte um Griechenland sind Zinserleichterungen oder Laufzeitstreckungen eine reale Option, um für alle Seiten Gesichtswahrung zu ermöglichen und eine freundlicheren Konjunkturmodus anzuschieben.
Weitere Zugeständnisse würden ein Ungleichgewicht bezüglich der anderen Reformländer verursachen und in diesen Ländern innenpolitischen Verwerfungen Vorschub leisten.
Der Eindruck, den die Eurozone derzeit auf der internationalen Bühne abgibt, liefert auf ersten Blick keine Attraktivität. Im Gegenteil wird dieser Eindruck mit systemischen Risiken verbunden.
Fakt ist, dass die Eurozone unten den großen westlichen Wirtschaftsräumen die einzige Region ist, die ernst zu nehmende Reformen umgesetzt hat. Dieser Umstand wirkt mittel- und langfristig. Dazu passt die stärkere Entspannung der Haushaltslage Portugals. Im Hintergrund baut sich damit Attraktivität des Euros auf. Das gilt insbesondere für den Fall, dass grundsätzlich an der Reformpolitik festgehalten wird.
Aktuell ist vor diesem Hintergrund eine kurzfristige Trendwende in der Bewertung des Euros wenig wahrscheinlich. Technische Korrekturen der Abwärtsbewegung sind jedoch in den kommenden Tagen durchaus realistisch.
Am Freitag konnten die Markit Einkaufsmanagerindices der Eurozone positive Akzente setzen.
Der Composite Index legte per Januar von zuvor 51,4 auf 52,2 Punkte zu und markierte den höchsten Stand seit fünf Monaten. Der Index des produzierenden Sektors verzeichnete eine Zunahme von 50,6 auf 51,0 Punkte, während der Index für den Dienstleistungssektor von 51,6 auf 52,3 Zähler stieg.
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Aus den USA erreichte uns ein gemischtes Bild: Der US-National Activity Index der Federal Reserve Chicago (Sammelindex aus 85 Einzelindikatoren) sank per Berichtsmonat Dezember von zuvor +0,92 (revidiert von +0,73) auf -0,05 Punkte. Damit markierte dieser Index den niedrigsten Stand seit August 2014. Der Blick auf den Chart verdeutlicht einerseits ein hohes Maß an Volatilität. Andererseits wird an den Amplitituden deutlich, dass die Erholung seit 2010 holprig verläuft. Das gilt vorn allen Dingen auch bezüglich der Quantität der Subventionen seitens des Staates und der Zentralbank.
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Die US-Frühindikatoren nach Lesart des Conference Board überzeugten dagegen per Berichtsmonat Dezember. Hier kam es zu einem Anstieg um 0,5% (Prognose 0,4%) nach zuvor 0,4% (revidiert von 0,6%). Der Index markierte den höchsten Wert seit August 2007!
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Der Absatz zuvor genutzter Wohnimmobilien legte in der annualisierten Fassung von 4,92 Mio. Objekten (revidiert von 4,93 Mio.) auf 5,04 Mio. Objekte zu (Prognose 5,06 Mio.). Der Chart verdeutlicht, dass das Umsatzniveau losgelöst von kurzfristigen Schwankungen auch bezüglich einer wachsenden Bevölkerung unterproportional ausfällt.
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Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1500 - 30 neutralisiert den negativen Bias des Euros.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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