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Unsicherheiten von Kiew bis Athen - Marktlage bleibt nervös

02.02.2015  |  Folker Hellmeyer
Der Euro eröffnet heute gegenüber dem USD bei 1.1296 (07.30 Uhr), nachdem der Tiefstkurs der letzten 24 Handelsstunden bei 1.1279 im US-Geschäft markiert wurde. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 117.65. In der Folge notiert EUR-JPY bei 132.90. EUR-CHF oszilliert bei 1.0470.

Nach zunächst martialischen Tönen aus Athen, bestimmt zunehmend ein höheres Maß an Professionalität das Geschehen. Während die neue Regierung in Athen bemüht ist, sich politische Unterstützung in der südlichen Hemisphäre der Eurozone zu sichern, wird gleichzeitig deutlich, dass die Spielräume der neuen Regierung begrenzt sind, da eine selbständige Finanzierung Griechenlands illusionär ist.

Ohne Banken geht es auch in Griechenland nicht, Ideologie hin oder her. Die EZB wird sich voraussichtlich nicht als Intermediär jenseits ihres Mandats missbrauchen lassen. Das wird zumindest aus den Äußerungen diverser Ratsmitglieder deutlich. Damit ist der zeitliche Spielraum als auch der inhaltliche Spielraum (kein erneuter expliziter Schuldenschnitt) abgesteckt.

Wenn Herr Tsipras es mit Sonnenschein für alle Griechen ernst meint, ist definitiv keine Lautstärke, sondern Diplomatie gefordert. Wir sind und bleiben gespannt!

Die Lage in der Ukraine wird immer dramatischer. Von militärischer Entspannung kann nicht geredet werden. Die USA erwägen jetzt doch Waffenlieferungen größeren Ausmaßes. Die Regierung in der Ukraine macht massiv mobil, während die Eingezogenen in großen Teilen versuchen, sich aus dieser Verpflichtung zu lösen (leider kaum westliche Berichterstattung …).

Die Teilung des Landes wird im Rahmen des Konflikts täglich forciert und damit eine Lösung in den aktuellen Grenzen der Ukraine immer unwahrscheinlicher. Dabei erodiert die Finanzsituation Kiews täglich weiter. Mehr und mehr wird die Ukraine das Schachbrett einer geopolitischen Auseinandersetzung, die mit den Zielen des Maidan nur noch wenig gemein hat.

Die wirtschaftlichen Folgen sind für die Eurozone nicht nur in Finnland, Österreich, Deutschland oder außerhalb der Eurozone, aber innerhalb der EU in Ungarn, sondern auch in Paris messbar. Zuletzt flog Alstom aus dem 242 Mrd. Projekt der neuen Bahn-Hochgeschwindigkeitstrasse Moskau-Peking. Ja, keine Frage, es ist nur eine Facette, ebenso wie die Planung eines Daimler-Werkes in St.Petersburg oder die Verlagerung der Produktionskapazitäten eines österreichischen Weltmarktführers nach Russland.

Die Unternehmen werden Lösungen finden. Der Verlust geht zu Lasten des Kapitalstocks der Länder und damit der hier lebenden Menschen. Ob das bezüglich der Haushaltslagen und der Zukunft der kommenden Generation sensibel und verantwortungsvoll ist, überlassen wir unseren Lesern.

Fakt ist, dass diese latenten Unsicherheiten weder unserer Realwirtschaft noch der Stabilität an den Finanzmärkten dienlich sind. Die Marktlage bleibt vor diesem Hintergrund nervös. Die Daten, die uns aus der Eurozone erreichten, waren am Freitag grundsätzlich mit positiven Überraschungen bezüglich der Erwartungen korreliert.

Deutsche Einzelhandelsumsätze legten per Dezember im Jahresvergleich um 4% zu (Prognose 3,5%).

Frankreichs Verbraucher gaben per Dezember Gas. Im Monatsvergleich kam es zu einem Anstieg der Konsumausgaben um 1,5%. Die Prognose lag bei mageren 0,2%. Damit ergab sich der höchste Anstieg im Monatsvergleich seit Februar 2012. (Charts © Reuters)

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Die Arbeitslosenquote sank in Italien vollständig unerwartet von zuvor 13,3% auf 12,9% (Prognose 13,5%).

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Die Verbraucherpreise der Eurozone sanken per Januar im Jahresvergleich um 0,6% nach zuvor -0,2% laut erster Schätzung. Die Kernrate, die exogene Effekte ausblendet, stand jedoch per Dezember noch bei +0,7% und bewegt sich in den abgelaufenen 12 Monaten zwischen 0,7% und 1,0%.

Die negative Preisentwicklung ist Basiseffekten (Energie, Metalle) geschuldet und zumindest derzeit als ein vorüber gehendes Phänomen zu klassifizieren. Ergo ist das Thema Deflation derzeit deplatziert.

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Die Arbeitslosigkeit ist in der Eurozone auf das niedrigste Niveau seit circa zweieinhalb Jahren gesunken. Die Quote sank per Dezember auf 11,4% nach zuvor 11,5%.

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Aus den USA erreichten uns gemischte Signale:

Das US-BIP verfehlte per 4. Quartal mit 2,6% Anstieg auf annualisierten Basis die bei 3,0% angesiedelte Konsensusprognose.

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Dagegen setzte das Verbrauchervertrauen nach Lesart der Universität Michigan per Berichtsmonat Januar mit 98,1 nach zuvor 93,6 Punkten einen positiven Akzent. Der Index bewegt sich damit auf dem höchsten Niveau seit 11 Jahren. Die Entspannung über die niedrigen Energiepreise spielt fraglos eine tragende Rolle.

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Auch der Einkaufsmanagerindex aus Chicago konnte mit einem nicht erwarteten Anstieg per Januar von zuvor 58,8 auf 59,4 Punkte überzeugen. Die Prognose lag bei lediglich 57,5 Zählern.

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Weiterhin ergibt sich ein Szenario, das den USD gegenüber dem Euro favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.1500 - 30 neutralisiert den negativen Bias des Euros.

Viel Erfolg!


© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank



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